Nacht der Leidenschaft
süffisanten Lächeln an. Wie immer waren Gemmas Hände mit schweren Juwelen geschmückt, dass er vor lauter Ringen und Steinen kaum die Finger fühlte.
„Das glaube ich dir aufs Wort“, murmelte er. „Wir müssen über einiges reden, Gemma.“
Sie lachte vergnügt und freute sich über ihren gelungenen Schachzug. „Mein lieber Jack, du bist mir doch nicht böse, oder? Glaube mir, ich war überzeugt, dir ein Geschenk zu machen. Wie oft hast du schon die Gelegenheit, bei so einem bezaubernden Geschöpf den Beschäler zu spielen?“
„Du findest Miss Briars bezaubernd?“, fragte Jack skeptisch.
„Und ob“, antwortete Gemma ohne jede Spur von Sarkasmus; dabei blitzten die dunklen Augen vergnügt auf.
„Miss Briars war so kühn, mich zu besuchen und zu bitten, ihr einen Mann zu ihrem Geburtstag zu schicken so wie man ein Stück Filet beim Metzger bestellt. Ich bewundere ihren Mut. Außerdem trug sie ihr Anliegen auf eine angenehme Art vor, als ob sie mit einer Frau aus ihren Kreisen spräche. Ich mag sie besonders gern.“
Anmutig hatte sie auf der Chaiselongue Platz genommen und bedeutete ihm, sich auf einen daneben stehenden Sessel zu setzen. Die Gewohnheit, die langen schlanken Beine übereinander zu schlagen, war ihr zur zweiten Natur geworden. Unter dem weinroten Rock ihres Kleides kamen sie besonders gut zur Geltung. „Tolly“, rief sie, und ein Mädchen erschien aus dem Nichts. „Tortur bring Mr. Devlin ein Glas Brandy.“
„Ich möchte lieber einen Kaffee“, bat Jack.
„Dann Kaffee, mit Zucker und Sahne.“ Gemmas leuchtend rote Lippen öffneten sich zu einem süßen, gewinnenden Lächeln. Sie wartete, bis das Mädchen hinausgegangen war, bevor sie weitersprach.
„Vermutlich willst du wissen, wie es zu dieser Geschichte gekommen ist. Also, es war reiner Zufall, dass du mich wenige Stunden nach Miss Briars aufsuchtest. Unter anderem sprachst du von dem Buch, das du gekauft hattest, und erwähntest den Wunsch, Miss Briars unbedingt kennen zu lernen. Und dann kam mir die glorreiche Idee. Miss Briars wollte einen Mann, doch ich hatte keinen zur Hand, der ihr gefallen würde. Ich hätte Net oder Jude schicken können, aber keiner dieser schönen, dummen Burschen wäre der Richtige gewesen.“
„Warum nicht?“, fragte Jack finster.
„Oh, ich bitte dich! Was für eine Beleidigung für Miss Briars, wenn sie einer dieser Hohlköpfe von ihrer Jungfräulichkeit befreit hätte. Also ließ ich mir alles durch den Kopf gehen und überlegte, wo ich den passenden Mann für sie finden würde. Und dann kamst du.“ Geziert hob sie die Schultern und schien mit sich überaus zufrieden zu sein. „Es war nicht schwierig, die Dinge in die Wege zu leiten. Ich beschloss, dich zu schicken, und da ich von Miss Briars keine Klagen vernommen habe, nehme ich an, dass du sie zufrieden gestellt hast.“
Vielleicht war es die ungewohnte Situation oder seine geheime Vorliebe für Amanda Briars, dass es Jack bis jetzt nicht in den Sinn gekommen war, sich bei Gemma für dieses Rendezvous zu bedanken. Wie leicht hätte sie ihr einen eingebildeten Stutzer schicken können, der Amandas Schönheit und Qualitäten nicht zu schätzen gewusst und ihr die Unschuld mit derselben Gleichgültigkeit genommen hätte, mit der er einen Apfel vom Baum pflückte. Der Gedanke daran und vor allem seine Reaktion darauf waren beunruhigend.
„Du hättest mir von deinem Plan erzählen können“, warf er ihr gleichermaßen erleichtert wie verärgert vor. Großer Gott, wenn ein anderer Mann statt seiner an jenem Abend vor Amandas Haustür gestanden hätte!
„Ich wollte nicht riskieren, dass du ablehnst. Und ich wusste, dass du nicht widerstehen könntest, sobald du Miss Briars gesehen hast.“
Jack war nicht bereit, ihr die Genugtuung zu geben, dass sie in allen Punkten Recht hatte. „Gemma was, zum Teufel, hat dich darauf gebracht, dass dreißigjährige Jungfern mein Geschmack sind?“
„Oh, ihr beide seid euch doch so ähnlich!“, rief sie aus. „Das sieht ja ein Blinder.“
Leicht verwundert bemerkte er, wie sich seine Brauen hoben. „Ähnlich worin?“
„Erstens scheint ihr beide euer Herz wie den Mechanismus eines Uhrwerks zu betrachten, der sich reparieren lässt.“
Sie lachte amüsiert auf und fuhr dann sanfter fort: „Amanda Briars braucht einen Menschen, der sie liebt, und sie meint, dieses Problem ließe sich auf einfache Art lösen, indem sie sich einen männlichen Prostituierten für eine einzige Nacht kauft.
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