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Nacht der Leidenschaft

Nacht der Leidenschaft

Titel: Nacht der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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schriftstellerischen Fähigkeiten eingenommen; im Grunde war sie, was ihre Begabung anbetraf, derart bescheiden, dass sie sich überrascht und unangenehm berührt zeigte, wenn er sie lobte.
    Die Handlung ihres Erstlingsromans rankte sich um eine junge Frau, die zwar streng nach den Regeln der Gesellschaft zu leben versuchte, der es aber letztlich nicht gelang, sich einzufügen. In ihrem privaten Leben beging sie verhängnisvolle Fehler – sie spielte, nahm sich als verheiratete Frau einen Liebhaber, brachte ein uneheliches Kind zur Welt – alles aus dem Wunsch heraus, das unerreichbare Glück, nach dem sie sich insgeheim sehnte, doch noch zu erhaschen.
    Sie nahm ein tragisches Ende und starb an einer Geschlechtskrankheit, obwohl es offensichtlich war, dass im Grunde die Verurteilung von Seiten der Gesellschaft sie zerstörte. Was Jack faszinierte, war die Autorin Amanda, die sich geweigert hatte, innerhalb ihres Romans zu dem Verhalten der Heldin Stellung zu nehmen, indem sie ihr weder beipflichtete noch sie verdammte. Sie zeigte Mitgefühl mit dem ungestümen Charakter der Frau, und Jack vermutete, dass die Rebellion der Heldin Amandas eigene Gefühle zum Teil widerspiegelte.
    Obwohl Jack angeboten hatte, Amanda zu Hause aufzusuchen, um mit ihr in aller Ruhe die erforderlichen Änderungen zu besprechen, hatte sie es vorgezogen, ihn in seinen Geschäftsräumen in der Holborn Street zu treffen. Der Grund dafür waren zweifellos die Geschehnisse an ihrem Geburtstagsabend, an die er sich mit einem angenehm aufregenden Gefühl erinnerte. Ein Schmunzeln zuckte um seine Mundwinkel, als er darüber nachsann, dass Amanda sich hier wahrscheinlich sicherer vor seinen Avancen fühlte als in ihrem Salon zu Hause.
    „Geben Sie mir die Seite“, sagte er und amüsierte sich über ihren Eigensinn. „Sie muss weg, Amanda.“
    „Sie bleibt“, entgegnete sie und blickte kurz über ihre Schulter, um sich zu vergewissern, dass er sie nicht in eine Ecke trieb.
    Heute trug Amanda ein Kleid aus weichem, rosafarbenem Wollstoff, das an den Ärmeln und am Ausschnitt mit einem seidenen Band von dunklerer Farbe eingefasst war. Dazu hatte sie ein Hütchen aufgesetzt, das mit kleinen Porzellanrosen verziert war und jetzt an der Seite seines Schreibtisches lag, mit langen, bis zum Boden herabhängenden Samtbändern. Die rosafarbene Schattierung des Kleides betonte Amandas Teint, und der einfache Schnitt brachte ihre frauliche Figur bestens zur Geltung. Auch wenn Jack Amandas Intelligenz beträchtlichen Respekt zollte, so musste er bei ihrem Anblick an ein appetitliches kleines Bonbon denken.
    „Autoren, murmelte er mit einem Lächeln. Uhr alle meint, Euer Werk sei makellos, und wenn jemand versucht, auch nur ein einziges Wort zu ändern, ist er ein Narr.“
    „Und Herausgeber betrachten sich als die intelligentesten Menschen der Erde“, konterte Amanda.
    „Soll ich jemanden kommen lassen, damit er das liest?” Er zeigte auf die Seite, die sie in der Hand hielt. „Und die Meinung eines Dritten einholen?“
    „Jeder hier arbeitet für Sie“, bemerkte sie. „Wen Sie auch hinzuziehen, er wird bestimmt immer Ihre Partei ergreifen.“
    „Sie haben Recht“, räumte er fröhlich ein. Er streckte die Hand nach der Seite aus, die sie sogleich noch fester an sich drückte. „Geben Sie mir die Seite, Amanda.“
    „Miss Briars für Sie“, gab sie rasch zurück. Auch wenn sie ihn dabei grimmig ansah, spürte er, dass sie an diesem Tauziehen ebenso viel Spaß hatte wie er. „Und ich denke nicht daran, Ihnen diese Seite zu geben. Ich bestehe darauf, dass sie im Manuskript bleibt. Was sagen Sie jetzt dazu?“
    Dieser Herausforderung konnte Jack nicht widerstehen. Sie waren an diesem ersten Vormittag ein gutes Stück vorangekommen und er war durchaus zum Spielen aufgelegt. Amandas Verhalten reizte ihn, und er überlegte, wie er sie aus dem Gleichgewicht bringen konnte. „Wenn Sie mir die Seite nicht auf der Stelle geben“, sagte er leise, „werde ich Sie küssen.“
    Amanda riss ungläubig die Augen auf. „Wie bitte?“, fragte sie verunsichert.
    Jack dachte nicht daran, seine Worte zu wiederholen, die sich in der Luft zwischen ihnen ausdehnten wie Kreise auf der Oberfläche eines Teiches, in den man einen Stein geworfen hatte.
    „Entscheiden Sie sich, Miss Briars.“ Jack bemerkte, dass er insgeheim hoffte, sie würde ihn an die Grenze treiben.
    Er wartete nur darauf, seine Drohung wahr zu machen. Seit sie heute Morgen den Fuß über

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