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Nacht der Leidenschaft

Nacht der Leidenschaft

Titel: Nacht der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Liebesworte ins Ohr flüsterte.
    Der beißende Februarwind war ein willkommener Schock, als Jack aus dem Haus trat. Er schob die Hände tief in die Manteltaschen und marschierte ohne Ziel in die Winternacht hinaus. Es war unwichtig, wohin er ging und wie weit; wichtig war, nur weiter zu gehen. Ihm war, als hätte er schlecht destillierten Whiskey getrunken, der den Mund austrocknete und den Kopf mit Wolle vollstopfte. Es war unfassbar, dass eine Frau, der sein ganzes Sehnen galt, ihn nicht haben wollte. Auf der einen Seite verstand er Amandas Furcht vor einem Skandal und seinen Folgen, begriff aber nicht, dass er sie nicht mehr sehen, sprechen und besitzen konnte … dass ihre Affäre so schnell zu einer vergangenen Geschichte wurde.
    Er machte Amanda deswegen nicht einmal Vorwürfe. Als Frau in ihrer Situation hätte er ebenso gehandelt. Aber trotzdem ließen sich sein Zorn, seine Enttäuschung und das Gefühl der Leere nicht verjagen. Amanda war ihm vertrauter geworden als je ein Mensch in seinem Leben. Er hatte ihr Dinge erzählt, die er sogar sich selbst nur ungern eingestand. Er würde nicht nur ihren Körper vermissen, er liebte auch ihre hellwache Intelligenz, ihre Heiterkeit … liebte es, mit ihr im gleichen Zimmer zu sein, und konnte sich nicht erklären, warum ihre Gesellschaft so wohltuend war.
    Entgegengesetzte Bedürfnisse stritten in ihm. Er konnte auf dem Absatz kehrtmachen und sie mit Argumenten und Schmeicheleien überreden, ihn wieder in ihr Bett zu lassen. Aber das wollte er nicht … es war nicht das Beste für sie. Leise vor sich hin fluchend, beschleunigte Jack seine Schritte und entfernte sich weiter von ihrem Haus. Er würde sich ihrem Wunsch fügen. Irgendwie würde er schon einen Weg finden, um sie aus seinem Herzen und Kopf zu vertreiben.

Kapitel 12
    Die Londoner Saison mit den üblichen gesellschaftlichen Ritualen von Einladungen zu Empfängen, Diners, Partys und Tees begann im März. Jede Gesellschaftsschicht hatte ihre eigenen Anlässe. Bekannter allerdings waren die unerträglich langweiligen Zusammenkünfte der Blaublütigen, eine Art Heiratsmarkt, um den Weiterbestand der alten Geschlechter zu sichern. Aber jeder, der auch nur einen Funken Vernunft besaß, mied diese Ansammlungen von Adligen. Die Unterhaltung war meist schleppend und voller Selbstbeweihräucherung; außerdem wurde man leicht von einem arroganten Schwachkopf in ein Gespräch verwickelt, dem man nur schwer entrinnen konnte.
    Begehrter waren da schon die Einladungen, die von der höheren Mittelschicht besucht wurden … ein Kreis von Menschen unterschiedlicher Herkunft mit beträchtlichem Vermögen, zu dem jedoch auch weniger betuchte Berühmtheiten gehörten. Politiker, reiche Landbarone, Geschäftsleute, Ärzte, Zeitungsleute und Künstler zählten ebenfalls dazu.
    Seit ihrem Umzug nach London war Amanda ein gern gesehener Gast bei Diner- und Tanzeinladungen, Hauskonzerten und Theaterabenden, aber in letzter Zeit hatte sie sämtliche Einladungen ausgeschlagen.
    Obwohl sie diese gesellschaftlichen Anlässe früher gern wahrgenommen hatte, mangelte es ihr jetzt an Interesse.
    Sie ging nicht mehr aus. Den Ausdruck ‚schweren Herzens‘ hatte sie nie richtig verstanden, doch jetzt war ihr seine Bedeutung klar geworden. Seitdem sie Jack das letzte Mal gesehen hatte, waren mehr als vier Wochen verstrichen. Ihr Herz war bleiern schwer geworden und drückte ihr schmerzhaft auf die Lungen und die Rippen.
    Manchmal war ihr sogar das Atmen zur Mühsal geworden. Sie verachtete sich, weil sie sich vor Kummer nach einem Mann verzehrte. Sie hasste dieses sinnlose Melodrama und konnte ihm trotzdem keinen Einhalt gebieten.
    Sicherlich würde die Zeit ihre Qualen mildern, aber die Aussicht, Monate und Jahre ohne ihn zu verbringen, stimmte sie trübsinnig.
    Als Oscar Fretwell sie eines Tages in ihrem Haus aufsuchte, um die letzten Bearbeitungen der Romanfolgen abzuholen, nutzte sie ihn als Nachrichtenquelle und fragte ihn hemmungslos über seinen Arbeitgeber aus.
    Jack war bei seinen Bemühungen, die Erfolgsleiter weiter empor zu steigen, unersättlich geworden. Er hatte eine namhafte Zeitung erworben, die London Daily Review, und eine Schwindel erregende Auflagenzahl von einhundertfünfzigtausend erreicht. Außerdem hatte er wieder zwei neue Geschäfte eröffnet und vor einigen Tagen eine neue Zeitschrift gekauft. Man munkelte, dass Jack inzwischen der reichste Mann Englands sei und dass der jährliche Bargeldfluss bei Devlin’s

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