Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
meiner Hand und ließ sich auf den Boden gleiten. Ich öffnete die Augen und sah, dass er die Augen zusammenkniff, während er den Arm beugte. Ich konnte mich nicht bewegen, lag nur ausgestreckt auf dem Tisch, während meine Beine an den Seiten herabhingen und meine Füße den Boden berührten.
Ich hörte ein dumpfes Geräusch, das Zerreißen von Stoff, und Nathan drückte mir etwas in die Hand. Es war ein Stück von seinem T-Shirt, bemerkte ich kichernd.
„Was ist denn nun los?“, fragte er atemlos.
Ich lächelte, als ich mich aufrichtete und mir den Stoff um meine blutende Handfläche wickelte. „Nichts. Ich fühle mich einfach gut.“
„Das ist gut, dass du dich gut fühlst.“ Er sah mich besorgt an. „Ich habe doch nicht zu viel genommen, oder?“
„Nein.“ Wieder musste ich lachen, ich konnte nichts dafür. „Ich?“
Er winkelte seinen Arm an und verzog das Gesicht. „Nein, aber es tut schweineweh. Es ist sehr lange her, dass ich gebissen worden bin.“
„Geht mir genauso.“ Ich griff nach meinen Jeans und zog sie hoch. „Aber es war schön.“
Ein wenig verlegen lächelte er, wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig interpretierte. „Ja, es war toll. Ich weiß allerdings nicht, warum du mich darum gebeten hast.“Da wurde mir klar, dass ich es auch nicht wusste. Beißen war mir in der Vergangenheit immer so … böse erschienen. So schmutzig. Dieses Mal aber war es anders gewesen, irgendwie unwahrscheinlich erotisch. „Ich weiß es nicht, ich hatte einfach Lust darauf.“
Mehr noch. Es war etwas, von dem ich der Meinung war, dass Vampire es einfach so machten.
Ich fühlte mich so wohl in meiner Haut wie schon lange nicht mehr.
7. KAPITEL
Schwungvoll von dannen
Grand Rapids ist keine Stadt für einen Vampir.
Ziggy zündete sich noch eine Zigarette an und schaute auf die Uhr, die über der Bar hing. Hier war es recht dunkel, sie hätten wenigstens in eine Uhr investieren können, die beleuchtet war oder deren Zeiger leuchteten oder so.
Er bereute es, so aus der Wohnung gestürmt zu sein. Nate dachte wahrscheinlich, dass er sauer auf ihn war. Vielleicht stimmte das auch. Aber sicher sein konnte man nie. Jacob war tückisch: Manchmal ließ er einen Sachen denken, wenn man nicht aufpasste, und dann waren die Gedanken da und dann musste man sich mit ihnen auseinandersetzen. Mittlerweile hatte Ziggy oft das Gefühl, dass seine Ideen nicht mehr seine eigenen waren. Vielleicht stammten sie alle von Jacob, vielleicht füllte er Ziggys Kopf aus und machte ihn komplett verrückt. Dabei wollte er doch nur, dass die Sache mit Nate ausgeräumt war und das Leben normal weiterging.
Aber wer konnte schon sagen, was normal war? Von den Toten wiederauferstehen – war das normal? Und wie regelte man eine Auseinandersetzung mit jemandem, von dem man wusste, dass er einen lieber tot sehen wollte? Und wenn dieser jemand einen in der Vergangenheit für tot gehalten hatte?
Er fluchte und kippte den letzten Schluck Bier hinunter. Es schmeckte ihm nicht, aber es tröstete seinen Magen über den Hunger weg – jedenfalls für den Augenblick. Als der Barkeeper ihm sein Glas wegnahm, um es erneut zu füllen, sah er ihn mit einem seltsamen Ausdruck an. Ziggys gefälschter Ausweis konnte ihn nicht hinters Licht führen, aber er sah nicht aus wie jemand, der einen Streit einem ordentlichenTrinkgeld vorziehen würde, insbesondere wenn die Bar so leer war wie jetzt.
Die Tür quietschte beim Öffnen in ihren klebrigen Angeln. Das Geräusch war furchtbar. Noch schlimmer, dieses Geräusch könnte bedeuten, dass einer von Jacobs professionellen Schlägern in genau dieser Sekunde hinter Ziggy auftauchen würde. Ziggy legte unauffällig die Hand auf das Jagdmesser, das er in seiner Jacke versteckt hatte. Er entspannte sich, als der Typ hinter ihm pfiff, um ironisch seine Bewunderung kundzutun.
„Wow. Schrill.“ Bill setzte sich neben Ziggy auf einen Barhocker und deutete auf den Barmann. „Einen Whiskey Highball, und noch eines von denen, die mein Kumpel hier hat.“
Der Barkeeper, der bis auf sein schmutziges Polohemd und den Zahnstocher, der ihm aus dem Mundwinkel ragte, aussah wie der Weihnachtsmann, betrachtete Bill genauso argwöhnisch wie zuvor Ziggy. Vielleicht war er einfach von Natur aus misstrauisch. Dies war nicht gerade die beste Gegend in der Stadt, außerdem strotzte sie vor Vampiren.
„Es sei denn, du willst dir lieber etwas zu essen besorgen“, sagte Bill, sein Mundwinkel zuckte dabei. „Für
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