Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

den Fall kann ich ja genauso gut hierbleiben.“
    Ziggy antwortete nicht. Er hatte irgendwie Spaß daran, zu beobachten, wie der Typ in sich zusammenfiel, weil sein Witz so hohl war wie eine Nuss.
    Ziggy sah, wie sich Bills Kehle beim Schlucken bewegte. „Mann, das war doch ein Witz. Weil du mich gebissen hast.“
    „Ja, verstehe“, versicherte ihm Ziggy und verzog keine Miene.
    So schnell es ging, musste er dieser Situation eine andere Wendung geben. Bill drehte den Kopf und deutete zu demkleinen Fernseher, der an der Wand über einer Sitzecke befestigt war. Es lief ein Sportsender. Zu sehen waren Typen in Anzügen, die über Statistiken sprachen, die kein Mensch verstand, außer ein Mensch wie Bill. „Die Tigers schlagen sich ganz gut dieses Jahr, was? Sie haben es sogar geschafft, sich wieder einen Tabellenplatz in der Nachsaison zu sichern.“
    „Baseball mag ich nicht.“ Langsam trank Ziggy sein Bier. „Eh egal, ich bin Sox-Fan. White Sox, nicht die Red Sox.
    Aber bei keinem von beiden läuft es so richtig toll dieses Jahr.“
    „Was zur Hölle machst du hier?“ Ziggy drehte sich auf dem Hocker zu Bill und richtete sich auf, sodass seine Jacke aufsprang und das Messer, das er am Futter befestigt hatte, zu sehen war. „Hat dich Nate hergeschickt?“
    Bill verzog keine Miene. Er war ein harter Kerl, das musste Ziggy zugeben. Als er ihn biss, hatte er sogar versucht, ihn abzuwehren. So jemand verdiente Respekt.
    Der ehemalige Marine nahm einen Schluck, bevor er antwortete. „Nein, hat er nicht. Und ich bin auch nicht hier, um dich zu suchen. Das ist hier die einzige offene Kneipe, die man bequem zu Fuß erreichen kann.“
    „Dann bist du nicht weit genug gelaufen“, murmelte Ziggy. Diese Bar konnte man praktisch sehen, wenn man bei Nate aus dem Schlafzimmerfenster schaute. Es war keine Frage, dass Bill mit Sicherheit hier war, um ihn auszuspionieren.
    Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander. Ziggy drehte sich wieder zur Bar um und starrte auf den Boden seines Glases, wartete darauf, dass Bill wieder ging. Keine Chance. Der Typ nahm noch einen Drink und sagte: „Also, hast du eine Freundin, Ziggy?“
    Toll. Der Typ war so durchschaubar wie Glas. Sehr einfach zu durchschauen. Nachdem Ziggy eine Weile mit Leuten wie Dahlia und Jacob verbracht hatte, war das eine nette Abwechslung. „Habe nicht so viel mit Mädchen zu tun. Aber ich wette, genau deswegen hast du gefragt.“
    „Ich hatte so eine Ahnung. Darin bin ich gut.“ Er sah nicht verlegen aus, obwohl er ertappt worden war. Er sah einfach … egal. Jedenfalls war er wirklich mal etwas anderes als die Leute, die sofort ausflippten, nur weil man ihre kleinen Gedankenspielchen durchschaute. Er sah noch nicht einmal weg, als er fragte: „Und, hast du andere … Freunde?“
    Ziggy verkniff sich ein Lachen, erlaubte sich aber, ein wenig zu lächeln. „Du bist ja ziemlich direkt.“
    „Wie ein Nonstop-Flug für Berufspendler.“ Bill lachte, dann fügte er nervös hinzu. „Noch ein Witz. Weil es ein Nonstop-Flug ist, braucht man keinen Anschluss …“
    „Ja, habe schon verstanden. Und vielleicht lache ich auch, wenn es dir mal gelingen würde, witzig zu sein.“ Ziggy drückte seine Zigarette aus und fischte eine neue aus der Packung. „Also, du bist ein Groupie oder was?“
    Mit dieser Frage schaffte er es immerhin, Bill aus der Ruhe zu bringen. Gut. Das bedeutete, dass er gesund war. Als er antwortete, stotterte er ein wenig. „Nein, äh … ich bin nur ein Blutspender. Außerdem kümmere ich mich um die Konserven anderer Blutspender und erhalte dafür eine Vermittlungsprovision.“
    Ziggy nickte. „Dann bist du also kein Groupie, sondern ein Vampirprofiteur?“
    „Ich mag ‚Blutzuhälter‘ lieber, aber es stimmt“, bestätigte Bill mit einem Schulterzucken. Jetzt lachte Ziggy. „Blutzuhälter. Der war gut.“
    „War aber nicht so gemeint.“ Bill nahm Ziggys Feuerzeug und öffnete es an seiner Hüfte, sodass die Flamme aufloderte, und gab ihm Feuer.
    Okay, das war ziemlich lässig, musste sich Ziggy eingestehen, als er sich zu Bill beugte, um die Zigarette anzuzünden.
    „Also, wie lange machst du das schon?“, fragte er, während er sich wieder aufrecht hinsetzte. „Die Blutzuhälterei, nicht den Feuerzeugtrick.“
    Bill gab ein Brummen von sich, während er nachdachte und antwortete schließlich: „Ich habe mit zweiunddreißig angefangen, vielleicht acht Jahre mittlerweile? So etwas in der Richtung.“
    „Dann hat es wohl