Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
getan. Aber dann wachte er auf und … und nichts passierte.“
Carrie sprach ruhig: „Ich sag es ungern, aber ich glaube, es liegt am Messer. Weil es in seinem Herzen steckt.“
„Was soll das heißen?“ Scheiß drauf, er wollte gar nicht wissen, wie genau sie das meinte. Nicht wenn sie das meinte, was er dachte, das sie meinte.
Carrie beugte sich zur Couch hinab, um nach einem Lebenszeichen zu schauen. „Ich sehe einen Puls, aber der ist schwach. Ich könnte … ich könnte es mir anschauen, aber das wird eine Schweinerei.“
„Ist mir egal. Mach es einfach. Mach, was du willst.“ Solange er sich das nicht mit ansehen musste. Er hatte schon genug Blut und zerfetztes Fleisch gesehen, das musste er sich nicht ansehen bei jemandem, den er … na ja, den er einfach besser kannte.
Ziggy drehte sich um und fixierte verschiedene Gegenstände, solang er es aushalten konnte. Er suchte sich bewusst Dinge, auf die er sich konzentrieren konnte, um sich nicht zu Bill umdrehen zu müssen. Er hörte Carrie leise „Oh, nein“ sagen und drehte sich immer noch nicht um. Nicht, bis sie eine Hand, die nach Bills und nach seinem Blut roch, auf seine Schulter legte.
„Ziggy, es tut mir leid. Aber das Messer … es sieht fast so aus, als sei er nicht vollständig verwandelt. Die Hälfte seiner Organe scheint noch menschlich zu sein, die andere …“ Sie drückte ihm etwas in die Hand, und er schaute auf die aufgeschlagenen Seiten des Sanguinarius , auf denen anatomische Darstellungen abgebildet waren. Er schob es beiseite.
„Vielleicht hat es auch sein Gutes?“ Max brauchte gar nicht so tun, als gäbe es etwas Positives zu vermelden. „Wenn er sich verwandelt hätte, dann hätte ihn das Messer sofort gepfählt. Das Herz bleibt bei Vampiren menschlich. Wir erhalten zwar ein weiteres, natürlich, aber das, was wichtig ist und uns tötet … das ist das, worin jetzt gerade das Messer steckt.“
„Wie kann das etwas Gutes haben?“, brachte Ziggy zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Wie soll das etwas Gutes sein, wenn er sterben wird?“
Ein wenig zögerte Max, bevor er antwortete: „Ich weiß es nicht. Vielleicht … könntest du ihn ordentlich begraben. Irgendwie. Damit du es abschließen kannst.“
„Ich will nichts abschließen, ich will Bill.“ Ziggy war klar, wie kindisch das klang. Er wandte sich wieder an Carrie. „Hör mal. Ich will einfach … Gibt es etwas, was du für ihn tun kannst?“
„Bis darauf, ihm ein neues Herz zu besorgen?“ Sie klang besiegt. Sie hatte aufgegeben.
Herzlos. Sie sind alle herzlos. Jacob drängte sich wieder in seine Gedanken. Komm zu mir nach Hause.
Herzlos. Dieses Wort löste ein Feuerwerk an Erinnerungen in Ziggy aus. „Warte. Das Orakel hat Jacob ihr Herz geschickt, und er hat es sich zu eigen gemacht.“
„Ja“, sagte Carrie in einem Tonfall, als wüsste sie schon, dass er etwas sagen wollte, das ihr ganz und gar nicht gefallen würde.
Er drehte sich zu Bill um und schaute ihn an. Er lag wie ein aufgebrochenes Wild auf dem Sofa, und das Messer steckt tatsächlich noch ihn ihm. Es war seltsam. Wenn man es direkt ansah, schien es, als sei nur ein kleines Stückchen Klinge in ihm verschwunden, als sei für mehr kein Raum gewesen. Aber es hatte sich seinen Weg durch fünfzehnZentimeter gebahnt, durch sein Herz hindurch und in das matschige Fleisch dahinter hinein. Aber Carrie hatte recht. Es gab nur ein Herz.
„Nimm meines.“
Es kostete ihn wesentlich weniger Überlegung, als der Entschluss, Bill zu verwandeln. Ziggy schüttelte seinen Mantel ab, griff in sein T-Shirt und holte die schleimige Plastiktüte hervor, in der sich sein Herz befand.
„Ziggy, das wird nicht funktionieren. Der Souleater war vorher schon ein Vampir gewesen. Es geht nicht darum, welches Herz in einem Vampir zu einer gewissen Zeit steckt, sondern wessen. Sie hätte ihm dein Herz geben und seines herausreißen können. Möglicherweise geht dieser Wechsel reibungslos vonstatten, und zack, steht er mit deinem Herzen wieder auf und tötet dich.“ Max’ Gesicht wurde rot. Es war seltsam, einen Vampir erröten zu sehen.
Carrie war ganz ruhig, ziemlich untypisch für sie, wenn man bedachte, wie sie sonst in ähnlichen Situationen reagierte. Das gab Ziggy die Energie, darauf zu drängen. „Wenn du ihm mein Herz einpflanzt, mach einfach deinen Mediziner-Job. Wenn du es schaffst, während er noch ein Mensch ist, dann ist das doch wie eine Transplantation. Solange er noch ein Mensch ist.
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