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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Mauer des Aufgangs, fürchtete aber, dass sie sofort einschlafen würde, wenn sie so verharrte, und setzte sich deshalb wieder aufrecht. Irgendwo in der Ferne begannen die ersten Traktoren ihren nächtlichen Kampf mit der toskanischen Erde.
    «Rosa», fragte sie langsam, «Rosa, haben Sie eine Ahnung, einen Verdacht, wer Carolin umgebracht haben könnte?»
    Rosa zuckte zusammen, stieß das leere Glas um. Es rollte zwei Stufen hinab, klirrte, zerbrach aber nicht. Guerrini fing es auf.
    «Rolf war es nicht», flüsterte Rosa Perl kaum hörbar. «Rolf hat dieses Mädchen begehrt, er brannte vor Begierde.»
    «Wer war es dann? Sie, Rosa?»
    Rosa stieß einen merkwürdigen Laut aus, eine Mischung aus Lachen, Aufstoßen, Schluchzen.
    «Wenn ich kräftig genug wäre, hätte ich es vielleicht machen können … vielleicht. Ich bin nicht sicher. Sie hat  mir Leid getan, als ich sie fand. Aber vor ihrem Tod habe ich sie gehasst!»
    Guerrini erhob sich leise und ging in den Gruppenraum zurück. Laura hörte, wie er die Fenster schloss. Offensichtlich hatte die Fledermaus den Weg in die Freiheit gefunden.
    «Gut», sagte Laura. «Das kann ich verstehen. Aber wer könnte es sonst gewesen sein?»
    «Ich weiß es nicht … Eigentlich habe ich eine Menge Phantasie … aber ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand von uns … ich meine, wir sind eine Gruppe, teilen unsere Gefühle, arbeiten miteinander …» Plötzlich drehte sie sich zu Laura um. «Warum wurde dieser Bauernjunge freigelassen? Finden Sie es nicht fast logisch, dass er eine einsame Frau überfällt? Katharina erzählte, dass er schon öfter Frauen belästigt hat.»
    Laura senkte den Kopf.
    «Ist es nicht ein bisschen einfach, den Feind immer draußen zu suchen? Giuseppe ist ein klassischer Sündenbock, nicht wahr? Sündenböcke können sich nicht wehren. Sie werden in die Wüste getrieben, obwohl sie die wahrhaft Unschuldigen sind.»
    Rosa erschauerte.
    «Ja», flüsterte sie. «Vielleicht haben Sie Recht, es wäre verdammt einfach, wenn der Junge es getan hätte.»
    «Ja, verdammt einfach», murmelte Laura und fügte lauter hinzu: «Ich glaube, Sie können wieder zu Bett gehen, Rosa. Die Fledermaus ist weg.»
    Rosa machte eine abwehrende Bewegung.
    «Ich geh da nicht mehr rein!»
    «Sie können auch hier sitzen bleiben», antwortete Laura und stand auf. «Ich jedenfalls brauche noch ein bisschen Schlaf. Gute Nacht, Rosa!»

L aura und Angelo lagen auf dem breiten Bett, berührten sich nur mit den Händen.
    «Ich sollte meine Mailbox abhören», flüsterte sie.
    «Vergiss es!»
    «Ich bin so müde, dass ich vielleicht nie mehr aufstehen kann …»
    Er drückte ihre Hand, zog sie an sich. Schläfrig schob sie ein Bein über seine Hüfte, spürte sein warmes Glied an ihrem Bauch und stöhnte wohlig.
    «Schlaf!», sagte er leise.
    «Ich will aber nicht.»
    «Dann schlaf nicht!» Er lachte leise.
    «Wer hat Carolin Wolf umgebracht, Angelo? Hast du eine Idee?»
    «Es tickt schon wieder!»
    «Ich hör nur die Traktoren!»
    «Es tickt ganz leise!»
    «Gut, es tickt! Du fühlst dich so wunderbar an, dass ich dir nicht widersprechen kann!» Lauras Zunge war schwer, sie sprach undeutlich. «Aber ich möchte trotzdem wissen, wer Carolin Wolf umgebracht hat. Schließen wir Rolf Berger und Rosa Perl aus, dann wird es kompliziert!»
    «Du bist auch kompliziert! Wir sollten jetzt schlafen und morgen darüber nachdenken. Mein Gehirn funktioniert nämlich nicht mehr richtig!»
    «Aber das ist nicht schlecht! Halb bewusst sind wir der Wahrheit meist näher als bewusst!» Sie steckte ihre Nase in die kurzen schwarzen Härchen auf seiner Brust, schniefte wie ein kleiner Hund.
    «Ich bin aber mehr halb betäubt als halb bewusst!», murmelte er und ließ seine Hände langsam über ihren Rücken gleiten.
    «Macht nichts. Ich bin alles halb. Halb italienisch, halb deutsch, halb müde, halb wach, halb hungrig, halb satt.»
    «Als ich auf halbem Weg stand unseres Lebens,/fand ich mich einst in einem dunklen Walde,/weil ich vom rechten Weg verirrt mich hatte …», erwiderte er so leise, dass sie ihn kaum verstand.
    «Was meinst du?»
    «Nichts … ist mir nur eingefallen, weil du so halb bist!»
    «Sag das nochmal, bitte!»
    Angelo wiederholte die Verse.
    «Wie es weitergeht, habe ich vergessen. Warte, ein Satz fällt mir noch ein», flüsterte er.
    «So Schlaf befangen war ich zu der Stunde,/als von dem rechten Weg ich abgewichen …»
    «Was? Was sagst du da?» Laura stützte

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