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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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sich auf einen Ellbogen und sah ihn an. Er hielt die Augen geschlossen.
    «So Schlaf befangen war ich zu der Stunde,/als von dem rechten Weg ich abgewichen … Mehr fällt mir nicht ein! Es ist Dante, Göttliche Komödie, Erster Gesang, Die Hölle !»
    «Oh!», machte Laura.
    «Es bedeutet nicht, dass ich das ganze verfluchte Ding auswendig kann. Es sind die einzigen Sätze, die mir aus der Schulzeit noch in Erinnerung sind. Wir haben Kilometer davon auswendig gelernt!»
    «Es passt!», sagte sie. «Du bist …»
    «Was bin ich? Du hast es mir übrigens noch immer nicht gesagt!»
    «Du bist … erstaunlich, Angelo. Ich glaube, dass ich …»
    «Sag es nicht!» Er legte sanft seine Hand über ihren Mund, schloss die Augen und schlief sofort ein. Laura  lauschte auf seinen Atem und fragte sich, ob sie tatsächlich vom rechten Weg abgekommen waren.

« I ch hol dir einen Kaffee!», sagte Angelo, als er aus dem Badezimmer zurückkam.
    Laura lag noch immer auf dem Bett und kämpfte mit dem Schlaf, der sie nicht loslassen wollte.
    «Hältst du das für eine gute Idee? Was sollen die denken, wenn du aus meinem Schlafzimmer kommst? Bist du Hohenstein oder Berger begegnet?»
    «Nein. Aber sie haben ohnehin längst den Wagen gesehen. Außerdem glaube ich nicht, dass wir uns schämen müssen. Nach all dem, was in dieser Gruppe so abläuft!»
    «Aber … ach, ich weiß nicht. Es stellt uns auf eine Stufe mit ihnen, verstehst du? Sie werden sich entlastet fühlen, und das will ich nicht! Außerdem ist es bei uns anders …»
    Angelo lächelte.
    «Vom rechten Weg abgekommen … bist du vom rechten Weg abgekommen, Laura?»
    «Ja!», erwiderte sie heftig und setzte sich auf. «Ich bin vom rechten Weg abgekommen, und das ist wahrscheinlich gut so. Aber es ist nicht gut für die Ermittlungen! Ich … ich fühle mich befangen …»
    «Du bist ein erwachsener Mensch, Laura. Du kannst machen, was du willst.»
    «Ja, nein … ich weiß nicht. Du bist frei, Angelo. Ich habe Kinder und einen alten Vater. Gestern hab ich sie beinahe vergessen, aber jetzt sind sie wieder da.»
    «Gut», sagte er und zog sich ruhig an. «Ich hole jetzt Kaffee, und du gehst duschen, hörst deine Mailbox ab  und erledigst die wichtigsten Anrufe.» Er hielt seine Schuhe über den Papierkorb und schüttelte Sand heraus, dann schlüpfte er hinein, strich sich übers Haar und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel über der Kommode, begegnete dabei Lauras Augen, lächelte ihrem Spiegelbild zu.
    «Schau nicht so verzweifelt!»
    Sie versuchte ebenfalls ein Lächeln, sah auf ihre Uhr. Halb acht. Um diese Zeit würde sie niemanden erreichen. Höchstens Baumann im Badezimmer und ihren Exmann im Bett, in das er mit Sicherheit jeden Morgen zurückkehrte, wenn die Kinder aus dem Haus waren. Sie begann die Nummer ihrer Mailbox einzutippen, als jemand an die Tür klopfte.
    Angelo hob die Augenbrauen und zuckte die Achseln.
    «Machst du auf oder soll ich?»
    «Ich geh schon!» Laura widerstand dem Impuls, ihren Liebhaber hinter der Tür zu verstecken. Sie kroch aus dem Bett, warf ihren Morgenmantel über und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Es war Katharina.
    «Kann ich reinkommen? Es ist wichtig!»
    «Ich bin gerade aufgestanden, aber … hat es nicht noch ein paar Minuten Zeit?»
    «Nein!»
    «Dann kommen Sie rein!»
    Katharina trat ins Zimmer, warf einen Blick auf das Bett, auf Guerrini, der an der Spiegelkommode lehnte und ihr zunickte. Laura bewunderte ihn, weil er dastand, als sei es die natürlichste Sache der Welt. Ihr war die Situation peinlich, verdammt peinlich sogar. Auch Katharina war offensichtlich verwirrt, stützte sich auf eine der Bettsäulen.
    «Es tut mir Leid, dass ich störe», sagte sie mit ihrer hohen Stimme. «Aber ich bin sehr beunruhigt. Rolf Berger ist verschwunden.»
    Laura zog den Morgenmantel eng um sich.
    «Glauben Sie, dass er geflüchtet ist?», fragte sie und kämmte mit den Fingern ihr Haar, das noch vom Salzwasser verklebt war.
    «Nein», murmelte Katharina. «Das glaube ich nicht. Er hat nichts mitgenommen. Hubertus hat gesagt, dass Rolf nach unserer Gruppensitzung Luft schnappen wollte. Das muss so gegen zwölf gewesen sein. Hubertus ist dann eingeschlafen, und als er heute Morgen aufwachte, war Bergers Bett unberührt.» Sie sprach undeutlich. «Es ist … es erinnert mich so an den Morgen, als wir Carolin vermissten. Es … es kann doch nicht sein, dass zwei Menschen auf ähnliche Weise verschwinden. Ich musste

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