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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Schatten huschte knapp unter der Decke hin und her, durchmaß die gesamte Länge des Raums, kam wieder, tiefer diesmal, machte knapp vor Guerrini einen Bogen. Angelo hob instinktiv die Hände, ließ sie gleich darauf mit einem ärgerlichen Lachen fallen, wandte sich um und sagte: «Eine Fledermaus. Es ist nur eine verirrte Fledermaus!»
    «O mein Gott!», stöhnte Rosa. «Ich weiß, dass es eine Fledermaus ist. Versteht ihr nicht, was das bedeutet? Es ist das nächste Zeichen. Ich werde sterben! Sie sagt mir, dass ich sterben werde!»
    Laura führte Rosa auf die Veranda und setzte sie auf eine Bank. Doch Rosa sprang entsetzt auf.
    «Nicht hier!», flüsterte sie heiser. «Hier ist die Katze gestorben!»
    «Wir können uns auf die Treppe setzen …»
    «Jaja … auf die Treppe!» Rosa taumelte, strebte panisch von der Veranda fort, wäre beinahe auf der ersten Stufe gestürzt, wenn Guerrini sie nicht festgehalten hätte. Doch sie stieß ihn zurück.
    «Wer sind Sie? Ich kenne Sie nicht! Lassen Sie mich!»
    Wieder schrie sie auf.
    «Was zum Teufel hat sie denn?», fluchte Guerrini und hielt Rosa Perls Arme fest.
    «Lass sie los! Ich glaube, sie hält dich für einen der bösen Geister, die sie umbringen wollen!» Laura packte Rosa an den Schultern und drückte sie auf die Stufen.
    «Ganz ruhig, Rosa. Niemand wird Ihnen etwas zuleide tun. Das ist mein Kollege aus Siena, Commissario Guerrini. Wir sind gekommen, um Ihnen zu helfen, weil Sie geschrien haben.»
    Rosa legte den Kopf auf ihre Arme und weinte. Laura und Guerrini setzten sich neben sie und warteten.
    «Entschuldigung», stammelte sie nach einer Weile. «Sie müssen mich für völlig hysterisch halten. Aber es ist einfach zu viel für mich … all diese Zeichen … und diese Sitzung heute Abend …»
    «Welche Sitzung?», fragte Laura.
    Rosa wischte sich die Augen wie ein kleines Mädchen, schluchzte wieder auf.
    «Katharina hat uns nach dem Abendessen in den Gruppenraum bestellt. Sie hat jeden Einzelnen von uns befragt. Wie eine Polizistin … nein, schlimmer. Sie hat uns angesehen, als könnte sie uns durchleuchten. Und … sie hat schreckliche Dinge gesagt …»
    «Ganz ruhig, Rosa.» Laura massierte sanft den Rücken der Malerin. Guerrini sah sie fragend an.
    «Gleich», flüsterte sie.
    «Was für schreckliche Dinge, Rosa?»
    «Sie hat gesagt, dass sie es satt habe, unser Selbstmitleid anzuhören. Dass sie keinem von uns trauen könne, weil wir sie ständig belögen. Dass wir mehr um eine kleine Katze als um Carolin getrauert hätten. Sie hat Rolf und Susanne von der Gruppenarbeit ausgeschlossen …»
    «Warum?»
    «Weil … ich weiß es nicht. Ich darf nicht darüber sprechen.»
    «Aber Rosa. Ich glaube nicht, dass es noch eine Schweigepflicht gibt. Glauben Sie nicht, dass Katharina so heftig geworden ist, weil sie die Situation richtig einschätzt?»
    Rosas Schultern zuckten.
    «Warum wurde Susanne Fischer ausgeschlossen?»
    «Weil sie nicht mitarbeitet. Katharina hat gesagt, dass sie von Anfang an Zuschauerin war. Wie jemand, der einen Artikel über Selbsterfahrungsgruppen schreiben will und sich deshalb einschleicht.»
    «War das so?»
    Rosa atmete tief ein, schluckte.
    «Mein Mund ist ganz trocken», flüsterte sie.
    «War das so?», wiederholte Laura.
    «Ja, es war so. Susanne hat eigentlich gar nichts von sich gesagt. Sie hat nur ab und zu etwas über die andern gesagt. Meistens nicht besonders freundliche Dinge.»
    «Wie hat Susanne auf den Ausschluss reagiert?»
    «Eigentlich gar nicht. Sie hat gelächelt … wie jemand, der mehr weiß als die anderen.»
    Laura stand auf, ging durch den Gruppenraum in die große Küche und holte ein Glas Wasser für Rosa. Die Fledermaus kreiste noch immer. Laura stellte das Glas ab und öffnete alle Fenster.
    «Mögen Sie Susanne?», fragte sie, als sie sich wieder neben Rosa und Guerrini setzte. Die Malerin trank gierig, leerte das ganze Glas.
    «Ich … nein, ich mag sie nicht.»
    «Aber neulich waren Sie froh, dass Sie Susanne Fischer nachts getroffen haben. Erinnern Sie sich?»
    «Jaja … aber es lag daran, dass ich mich fürchtete und nicht schlafen konnte. Es war einfach beruhigend, jemanden zu treffen.» Wieder erschütterte ein tiefes Schluchzen Rosas mageren Körper.
    «Warum mögen Sie Susanne nicht?»
    «Ich kann es nicht beschreiben … ich habe keine Beziehung zu ihr. Sie ist distanziert und behandelt Rolf wie … ach, ich weiß nicht.»
    Laura lehnte sich mit einer Schulter an die

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