Nacht der Sünde
verletzlich machte.
Und warum tat ihr dann allein bei dem Gedanken daran das Herz so weh?
Sie sprang aus dem Bett. Sie musste untadelig aussehen, wenn sie Damon unter die Augen trat, korrekt gekleidet und mit ordentlich frisiertem Haar. Und vor allem musste sie arbeiten.
Nach dem Duschen schlüpfte sie in ein mit winzigen weißen Gänseblümchen bedrucktes limonengrünes Kleid, fast ohne von ihrer luxuriösen Umgebung überhaupt Notiz zu nehmen. Dann klemmte sie sich den Laptop unter den Arm und verließ das Schlafzimmer.
Auf dem Weg zur Tür sah sie Damons Reisetasche neben der Couch stehen, wo er zumindest einen Teil der Nacht verbracht zu haben schien. Ob sie ihm unrecht tat? Hatte er vielleicht nur über ihren Schlaf gewacht, weil sie krank gewesen war? Und wie wäre die Nacht unter anderen Umständen verlaufen?
Das weißt du genau.
Auf der Suche nach Damon umrundete sie den Swimmingpool, entdeckte ihn jedoch nirgends. Aus einem Café mit Terrasse wehten so köstliche Düfte zu ihr herüber, dass ihr Magen knurrte. Als sie an der verglasten Vorderfront des Fitnessraums vorbeikam, entdeckte sie Damon. Er strampelte sich gerade mit schweißnassem Oberkörper auf einem Trimmrad ab. Da er in die andere Richtung schaute, nutzte Kate die Gelegenheit, um sich unbeobachtet an seinem Anblick zu ergötzen. Seine Bewegungen waren exakt und gleichmäßig, eine Studie bewundernswerter Konzentration.
Nach einer Weile verringerte er die Geschwindigkeit, hielt an, stieg ab und schlenderte zu einer Bank. Kate fühlte sich wie elektrisiert, als ihr Blick auf die Wölbung zwischen seinen Beinen fiel. Ihr wurde ganz heiß und ihre Knie so weich, dass sie sich für einen Moment gegen die Wand lehnen musste.
Damon trocknete sich mit einem Frotteetuch Gesicht und Oberkörper ab, dann zog er sich das frische T-Shirt an, das er zusammen mit dem Handtuch auf der Bank abgelegt hatte. Dabei lächelte er irgendwen an. Als Kate seinem Blick folgte, sah sie eine große attraktive blonde Frau, die sein Lächeln erwiderte. Einen Moment später gingen die beiden aufeinander zu und begannen, sich angeregt zu unterhalten.
Warum musste ausgerechnet ihr immer so etwas passieren? Obwohl sie noch nicht einmal einen Tag hier waren, streckte Damon seine Fühler bereits nach anderen Frauen aus. Er war genau wie Nick.
Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, während sie sich zwang, die Mischung aus Wut und Erniedrigung, die in ihr auf stieg, zu ignorieren. Sie musste ganz cool bleiben. Was ging es sie an? Er war ein freier Mensch und konnte tun und lassen, was er wollte. Und sie war schließlich nicht zum Spaß hier, sondern um zu arbeiten.
Was lag da also näher, als sich auf der Terrasse des Cafés einen Tisch im Schatten zu suchen, wo sie in Ruhe arbeiten konnte?
Ein halbe Stunde später saß sie immer noch ganz vertieft vor ihrem Monitor und bemerkte daher nicht, dass Damon sich zu ihr gesellte.
„Hallo Kate, da bist du ja! Geht’s dir besser heute?“
Sie schrak zusammen, warf ihm jedoch nur einen flüchtigen Blick zu und tippte weiter – auch wenn sie nicht so genau wusste, was. „Guten Morgen.“
„Alles okay?“
„Ja, danke. Scheint wohl ein Anflug von Lebensmittelvergiftung gewesen zu sein oder so.“
„Was machst du denn da?“
„Arbeiten. Und du solltest dir ein Beispiel an mir nehmen.“ Sie schaute betont auf ihre Uhr. „Es ist bereits elf, nur falls dir das entgangen sein sollte.“
„Du meine Güte, Kate. Sei doch ein bisschen nett zu dir selbst, immerhin hast du dich erst gestern Abend sterbenselend gefühlt. Was sollte ich denn deiner Meinung nach an unserem ersten Morgen tun?“
An unserem ersten Morgen. Das klang ja fast, als wären sie in den Flitterwochen! Bei dieser Vorstellung rutschte sie unbehaglich auf ihrem Stuhl herum. „Du könntest zum Beispiel … an der Rezeption wegen der Zimmer nachfragen. Oder dich bei der Hotelleitung beschweren, schließlich hast du zwei getrennte Suiten gebucht, oder?“
Er hob eine Augenbraue. „Wie kommst du darauf, dass ich es noch nicht getan habe?“
Wieder tippte sie eifrig vor sich hin. „Weil du beschäftigt warst, vermutlich. Ich habe dich vorhin im Fitnessraum gesehen.“
„Das habe ich gleich gestern Abend noch geklärt“, informierte er sie. „Spätestens heute Nachmittag hast du dein eigenes Reich.“
„Oh.“ Warum war sie jetzt so enttäuscht, dass ihr ganz flau im Magen wurde? Dummchen. Das war keine Enttäuschung, sondern Hunger. Immerhin hatte
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