Nacht der Sünde
Plötzlich kam sie sich völlig lächerlich vor. War ihr Misstrauen womöglich eine Vorstufe von Paranoia?
Damon war nicht Nick. Er hatte absolut nichts mit Nick gemeinsam. Aber was war es dann?
Sie gab sich größte Mühe, nicht an das zu denken, was hinter der geschlossenen Tür vor sich ging. Aber sie sah es trotzdem vor sich: ein Marmorbad, große Spiegel und massenhaft luxuriöse Pflegeprodukte, die nur dazu dienten, ihre Benutzer zu verwöhnen.
Damon. Nackt. Ein splitternackter Damon, der unter der Dusche stand und mit diesen Luxusprodukten seinen Körper einseifte. Glänzende braune Haut … wenn sie jetzt ins Bad ginge … würde er es sich anders überlegen? Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Sollte sie? Sollte sie nicht? Sie biss sich auf die Unterlippe. Was war nur los mit ihr? Sie war doch sonst nicht so unentschlossen.
Wenn sie zu ihm ins Bad ging, würde es zwischen ihnen nie wieder so sein wie vorher.
Dann wird es mehr sein, flüsterte eine innere Stimme.
Bis er wieder dahin geht, von wo er gekommen ist, hielt sie dagegen. Trotzdem durchquerte sie den Raum, kramte in ihrer Reisetasche nach dem Kondomvorrat, den sie gut unter ihren Kleidern versteckt hatte, und schüttelte sich die Sandaletten von den Füßen.
Auf Bali gab es keine festen Arbeitszeiten.
9. KAPITEL
Kate klopfte. Als keine Antwort kam, öffnete sie die Tür einen Spalt und rief: „Damon?“ Ein kühler frischer Duft stieg ihr in die Nase. Das Wasserrauschen erinnerte an einen tropischen Regensturm. „Damon?“
Sie sah ihn durch die Glaswand der Duschkabine, an der das Wasser hinabrann. Er spülte sich gerade die Haare ab und … Sogar leicht verschwommen war er perfekt. Das einfallende Licht überzog seine Haut mit einem goldenen Glanz. Die Härchen auf seiner Brust verjüngten sich zu einem schmalen Streifen, der sich über seinen Waschbrettbauch zog, bis hin zu … wow.
Auf einmal wollte Kate schleunigst umkehren, aber ihre Beine versagten den Dienst. Bloß weg hier. Sofort, auf der Stelle. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht, diesen gefährlichen Ort zu betreten?
Frag nicht so blöd, du weißt es genau . Sie befanden sich hier im Ausnahmezustand, eine ganze Welt weit weg von Familie, Büro, Arbeitskollegen. Was sie auch tat, es würde folgenlos bleiben. Niemand würde davon erfahren. Und sie wusste, worauf sie sich einließ. Oder nicht?
Damon fuhr sich mit der Hand durchs Haar, schüttelte so heftig den Kopf, dass die Wassertropfen in alle Himmelsrichtungen auseinanderspritzten und schaute sie an. Ohne eine Miene zu verziehen. Als ob es das Normalste der Welt wäre, dass irgendwelche Frauen auftauchten, während er duschte. „Kate?“
Beim Klang seiner Stimme bekam sie so weiche Knie, dass sie sich erst einmal auf den Wannenrand setzen musste. „Ich habe nur eine Frage.“
„So so“, erwiderte er mit ausdrucksloser Stimme. „Kann das nicht warten, bis ich fertig bin?“
„Eigentlich nicht.“ Sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. Nur in die Augen. „Du hast gesagt, dass du keinen Sex mit mir haben wirst … meintest du damit nie mehr?“
Bevor er antwortete, streckte Damon die Hand nach dem Duschgel aus und drückte einen Klacks heraus. „Ich meinte jetzt.“ Er verteilte die Flüssigkeit langsam zwischen seinen Handflächen. „Darum schlage ich vor, du gehst jetzt besser. Bevor es zu spät ist.“
Die Vorstellung, dass sie der Grund dafür sein könnte, dass er die Kontrolle verlor, erregte sie. Plötzlich schlug ihr das Herz bis zum Hals. „Ich dachte mir, dass wir … dass wir vielleicht versuchen könnten, Liebe statt Krieg zu machen … einfach nur, um zu sehen, ob es funktioniert.“
„Kate“, warnte er mit heiserer Stimme. „Ich scherze nicht.“
„Ich auch nicht.“ Zum Beweis öffnete sie die Hand und zeigte ihm das in durchsichtiges Plastik eingeschweißte Kondom. Dann stand sie auf, öffnete ihren Reißverschluss und schob sich die Träger von den Schultern, sodass das Kleid zu Boden glitt. „Gehört Wassersport nicht auch zu unserem Programm?“
Sie sah, wie er schluckte, während sein Blick über ihren halbnackten Körper wanderte. Er drückte noch mehr Duschgel aus der Flasche.
„Du hast gesagt, dass du zu allem bereit bist“, fuhr sie fort, während sie ihren BH aufhakte und ins Waschbecken warf. Dann fuhr sie sich mit den Händen über die Hüften und streifte ihren Slip ab.
Damon fluchte leise.
Und Kate lachte. Was an ihrer Nervosität liegen musste. Aber ihre innere
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