Nacht der Tiger
und wieder nahmen die drei Detektive die Möglichkeit wahr, sich auf derart luxuriöse Weise fortzubewegen. Mr Gelbert, der etwas füllige Besitzer der Autovermietung und Eigentümer des Rolls-Royce, war auch immer gerne bereit, ihnen das noble Gefährt zu überlassen, sofern es nicht bereits ein anderer Kunde gebucht hatte. Und Morton, der formvollendete und zuvorkommende englische Chauffeur, war ohnehin immer aufs Höchste erfreut, wenn er, so seine Ausdrucksweise, den jungen Herrschaften wieder einmal zu Diensten sein konnte.
Diesmal jedoch wollten die drei ??? gar nicht in der Luxuskarosse herumgefahren werden. Aber das Anliegen, das sie stattdessen vorbrachten, schien Mr Gelbert gar nicht zu begeistern. Und selbst auf Mortons ansonsten völlig gleichmütiger Miene zeichnete sich eine winzige Spur Skepsis ab.
»Ich soll für euch also den Rolls neu zulassen und Morton als Halter eintragen?«
»Richtig«, erwiderte Justus zurückhaltend. Ihm war durchaus bewusst, wie viel sie da von Mr Gelbert verlangten. Und von Morton.
»Und dann soll Morton ihn vor dem Polizeigebäude parken und ihn dort ein oder zwei Tage stehen lassen?«
»Genau.« Peter lächelte verlegen. »Oder auch drei oder vier Tage?«
»Drei oder vier? Darf’s vielleicht auch ein Monat sein? Ein Jahr?« Mr Gelberts Lachen klang nicht wirklich fröhlich.»Aber vorher würdet ihr gerne diese scheußliche Uhr, in der ihr eine Mini-Kamera versteckt habt, aufs Armaturenbrett kleben, wenn ich das richtig verstehe?« Mr Gelbert deutete missmutig auf die vergoldete Uhr in Justus’ Hand. Der Erste Detektiv hatte sich heute Morgen an das verschnörkelte Ding erinnert. Es hatte in einer Kiste in der Freiluftwerkstatt gelegen und stammte ursprünglich aus einer Haushaltsauflösung. Justus hatte die Uhr mit der Mini-Kamera präpariert und sich um die anderen technischen Notwendigkeiten für ihren Plan gekümmert.
»Und das Kabel müsste man noch irgendwie an die Batterie anschließen«, fügte Bob kleinlaut hinzu. »Womöglich am besten an den Zigarettenanzünder?«
»An den Zigarettenanzünder, natürlich!« Mr Gelberts Stimme war ein entferntes Donnergrollen. »Wofür ich ein Loch durchs Armaturenbrett bohren müsste. Und wer soll das machen?«
»Ein fähiger Mechaniker aus Ihrer Werkstatt möglicherweise?«, wagte sich Justus vor. »Der dann auch gleich den Peilsender anbringen könnte?«
Mr Gelberts Augen wurden immer dunkler. »Ach ja, der Peilsender, ich vergaß. Mit dessen Hilfe ihr dann die Autodiebe verfolgt. Die sich vorher den Rolls unter den Nagel gerissen haben. Der nachts vor Mortons Wohnung am Wilshire Boulevard geparkt wird, weil sie es da leichter haben? Und nicht hier. In der Garage.«
»So hatten wir uns das gedacht.« Der Zweite Detektiv zog den Kopf zwischen die Schultern.
Mr Gelbert sah die drei Jungen ungläubig an. Bob hatte das Gefühl, dass jeden Moment Dampf aus seinen roten, fleischigen Ohren kommen müsste.
»Und warum noch mal sollte ich so unglaublich nett und dämlich sein, das zu tun?«
»Weil es«, antwortete Justus, »vielleicht unsere letzte Chance ist, einen Freund vor enormen Schwierigkeiten zu bewahren.«
»Einen Freund, der Polizist ist und von dem ihr glaubt, dass er mit den Dieben unter einer Decke steckt? Aber ihr seid euch nicht hundertprozentig sicher und wollt einen endgültigen Beweis, bevor ihr ihn seinen Kollegen ausliefert? Deswegen der Rolls als Köder vor dem Department und die Kamera auf dem Armaturenbrett?«
Die drei ??? nickten stumm.
Mr Gelbert schüttelte den Kopf. »Jungs, bei allem Verständnis für eure Lage, aber das kann ich nicht tun. Was, wenn der Rolls beschädigt wird? Habt ihr eine Ahnung, was auch nur ein Kotflügel kostet? Das könnt ihr in hundert Jahren –«
»Mr Gelbert, wenn Sie erlauben?«, unterbrach ihn plötzlich Morton.
Mr Gelbert sah seinen Angestellten erstaunt an. »Morton?«
»Mit allem Respekt möchte ich anmerken, dass die jungen Herren auf mich den Eindruck machen, als wäre es ihnen eine unbedingte Herzensangelegenheit, ihrem Freund zu helfen. Diese offensichtliche Notlage meiner jungen Freunde wiederum zwingt mich, als ihr Fürsprecher und Bürge aufzutreten und Ihnen, Mr Gelbert, das Angebot zu unterbreiten, für alle etwaigen Schäden, die im Zuge der geplanten Unternehmung an dem Fahrzeug entstehen mögen, aufzukommen.«
Die drei Jungen sahen den Chauffeur sprachlos an. Und auch Mr Gelbert wusste für einen Moment nicht, was er sagen sollte. »Morton«,
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