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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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höchstpersönlich zu überbringen. Lisa versank in eine tiefe Ohnmacht, Margit saß wie versteinert da und starrte auf ihre Hände. Nur Blankers lief aufgeregt hin und her und schüttelte immer wieder den Kopf.
    »Pommer! Er erschießt Pommer! Aber warum denn bloß? Er kennt doch Pommer kaum! Höchstens dreimal oder viermal waren sie zusammen und wechselten ein paar Worte miteinander. Das war aber auch alles! Herr Präsident, ich finde keine Erklärung dafür. Mein Schwiegervater muß … muß … so leid es mir tut, das zu sagen … in einem Anfall von geistiger Umnachtung gehandelt haben.« Er blieb stehen und sah auf Margit hinunter. »Oder hast du eine Erklärung dafür, Liebes?«
    Margit schüttelte langsam den Kopf. »Nein …«, sagte sie dann langsam. Dieses eine Wort war qualvoll wie ein Ersticken. Oben im Schlafzimmer behandelte der herbeigerufene Hausarzt die noch immer ohnmächtige Lisa Bernhardt.
    »Ich werde natürlich die besten Gutachter aufbieten«, sagte Klaus Blankers. »Mein Schwiegervater zählt immerhin dreiundsechzig Jahre, und da ist es durchaus möglich, daß durch eine plötzlich auftretende Arteriosklerose solche grauenhaften Dinge geschehen.«
    Er sah Dr. Hochheuser bittend an: »Was halten Sie davon, Herr Präsident?«
    »Eine geistige Umnachtung wäre natürlich ein Freibrief. Aber …« Dr. Hochheuser stockte und sah zu Margit, ehe er weitersprach, »… eine solche Form der Zurechnungsunfähigkeit würde für Hubert lebenslangen Aufenthalt in einem Sanatorium bedeuten.«
    »Immerhin bleibt er straffrei.«
    »Ja. Doch ich weiß nicht, was besser ist … Verurteilung wegen Totschlags im Affekt oder für immer Klapsmühle. Das letztere ist gar nicht ausdenkbar.«
    »Ich werde für die Verteidigung Professor Weber nehmen.« Blankers nahm seine unruhige Wanderung wieder auf. »Wenn man nur wüßte, warum er gerade Pommer erschossen hat.«
    »Das wird er morgen aussagen, nehme ich an.«
    Margits Kopf flog hoch. Ihr Blick irrte zwischen Blankers und Dr. Hochheuser hin und her. »Kann … kann ich Vater morgen sprechen?« sagte sie stockend. »Vielleicht sagt er mir den Grund, wenn er vor der Polizei schweigt?«
    »Kein übler Gedanke.« Dr. Hochheuser nickte zustimmend. »Ich werde mit der Staatsanwaltschaft darüber sprechen.«
    Margit erhob sich und ging mit bleiernen Beinen zum Fenster. Sie ahnte alles und wagte doch nicht, es jetzt zu sagen. Pommers Besuch an diesem Tag, die Erpressung, ihre Flucht aus dem Zimmer, die Suche nach dem Vater, der nicht mehr im Kinderzimmer war bei Monika und den auch keiner hatte gehen sehen, der Diener nicht und nicht der Gärtner – alles paßte genau zusammen, gab das Motiv her für die schreckliche Tat: Irgendwie mußte er das Gespräch mit Pommer belauscht haben, war ihm nachgefahren und hatte ihn erschossen. O Vater, Vater, nun bist du das letzte Opfer Pommers!
    Sie drückte die heiße Stirn gegen die Scheiben und starrte hinaus in den verschneiten Garten. Vor dem Futterhäuschen zankten sich die Spatzen, die Dämmerung glitt fahl die Elbe hinauf.
    »Wir müssen uns um Mutter kümmern«, sagte sie leise. »Für sie ist der Schock am größten. Wenn ihr mich nicht mehr braucht …«
    Sie wartete keine Antwort ab und rannte hinaus. Dr. Hochheuser sah ihr nach und wandte sich dann erst an Klaus Blankers.
    »Wußten Sie, daß Pommer ein Erpresser war?« fragte er.
    »Nein!« Das Erstaunen Blankers' war ehrlich. »Ich bitte Sie! Sagen Sie bloß noch, er habe meinen Schwiegervater erpreßt. In Hubert Bernhardts Leben gibt es keine dunkle Stelle, das wissen Sie so gut wie ich.«
    »Nicht Hubert hat er erpreßt.« Dr. Hochheuser wandte sich ab und starrte in das Feuer des offenen Kamins. Blankers wischte sich mit einem Taschentuch die Stirn. Ihm war, als säße er in einer überheizten Sauna.
    »Lisa, meine Schwiegermutter? Das ist doch absurd.«
    »Ich brauche Ihr Ehrenwort, Herr Blankers, mit niemandem darüber zu sprechen. Mit keinem! Ich sage es Ihnen auch nur, um Klarheit hier im Hause zu schaffen; das bin ich meinem Freund Hubert schuldig. Aber nur unter der Bedingung, daß Sie – was Sie auch hören – absoluter Ehrenmann bleiben.«
    Dr. Hochheuser sah Blankers fordernd an. Blankers hob die Schultern.
    »Das ist doch selbstverständlich, Herr Präsident«, sagte er steif. »Sie haben mein Ehrenwort.«
    »Gut denn!« Dr. Hochheuser würgte an den Worten, man sah es deutlich. »Pommer erpreßte Ihre Gattin.«
    »Margit …?« Blankers' Stimme hatte

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