Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
fragte er.
„Die Zukunft.“
„Warum entspannst du dich nicht und genießt die Gegenwart?“
„Sobald du die Vergangenheit ruhen lässt“, konterte sie.
Er seufzte und lehnte sich gegen einen Baum zurück. „Du weißt, dass ich das nicht kann. Können wir nicht über etwas anderes reden?“
„Ich weiß, dass du nicht über di e … Folter reden willst. Aber wie kam es überhaupt dazu, dass du Demestriu in die Hände gefallen bist?“
„Demestriu kämpfte während der letzten Akzession gegen meinen Vater und tötete ihn. Mein jüngerer Bruder Heath konnte der ungeheuren Wut, die er in sich trug, nicht Herr werden. Er konnte an nichts anderes mehr denken als daran, dass Demestriu unseren Vater umgebracht und sich sogar noch so weit erniedrigt hat, seinen Ring zu stehlen, der in unserer Familie seit der Zeit, als zum ersten Mal Metall geschmiedet wurde, vom Vater auf den Sohn vererbt wurde. Heath sagte uns, er werde eher sterben, als weiterhin diese Gefühle ertragen zu müssen. Er machte sich auf den Weg, um sich Demestrius Kopf und diesen verdammten Ring zu holen, und es war ihm gleich, ob wir ihn begleiteten oder ihm halfen.“
„Er hatte gar keine Angst? Ihm ganz allein gegenüberzutreten?“
„Emma, ich glaube, in Zeiten des Unglücks gibt es manchmal eine feine Linie, die dein altes von deinem neuen Leben trennt. Wenn du diese Linie übertrittst, wirst du nie wieder dieselbe sein. Heaths Hass brachte ihn dazu, die Linie zu übertreten, und er konnte nicht wieder zurück. Er hatte sein Schicksal besiegelt, und es konnte nur einen einzigen Ausgang geben: Entweder würde er Demestriu töten oder bei dem Versuch selbst ums Leben kommen.“
Seine Stimme wurde immer leiser. „Ich habe überall nach ihm gesucht, aber Helvita ist auf magische Weise vor Entdeckung geschützt, genau wie Kinevane. Ich habe alles versucht, was ich je über das Spurenlesen gelernt habe, und ich glaube, ich bin ziemlich nahe herangekommen. Dann lauerten sie mir auf.“ Sein Blick war in die Ferne gerichtet. „Sie erhoben sich vor mir wie ein Nest von Vipern, griffen an und translozierten gleich darauf, sodass ich mich nicht wehren konnte. Es waren zu viele.“ Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Später erfuhr ich, dass sie Heath nicht lebend gefangen genommen hatten.“
„Oh Lachlain, das tut mir ja so leid!“ Sie rutschte zu ihm hinüber und kniete sich neben seine ausgestreckten Beine.
„So ist nun mal der Krieg, fürchte ich“, sagte er. Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich hatte schon zwei Brüder vor Heath verloren.“
Wie viel Schmerz er schon hatte erdulden müssen, und den größten Teil durch Demestriu. „Ich habe noch nie jemanden verloren, den ich kannte. Bis auf Furie. Aber ich kann nicht glauben, dass sie tot ist.“
Er starrte an ihr vorbei ins Feuer.
„Was, Lachlain?“
„Aber vielleicht wünscht sie sich, sie wäre es“, sagte er schließlich. Noch bevor sie etwas sagen konnte, stellte er ihr eine Frage. „Ist Furie diejenige, die deine Hand verbrannt hat?“
Verblüfft sah sie auf ihre Hand, die er nun mit seiner eigenen ergriff. „Woher wusstest du, dass jemand sie verbrannt hat?“
Er fuhr mit den Fingerspitzen über ihren Handrücken. „Das schien das Muster der Narben am ehesten zu erklären.“
„Als ich drei war, bin ich einmal fast in die Sonne hinausgerannt.“ Emma hatte ihre Lektion allerdings nicht so gut gelernt, wie sie gedacht hatte. Jeden Tag begab sie sich insgeheim an einen versteckten Ort, an dem ein einsamer Sonnenstrahl leuchtete, dem sie ihre Haut aussetzte. Hatte sie vielleicht vor, in absehbarer Zeit eine Kreuzfahrt nach St. Tropez zu buchen? Das nicht, aber sie ertrug es jedes Mal ein wenig länger, und in hundert Jahren könnte sie möglicherweise mit Lachlain in der Dämmerung spazieren gehen. „Furie befahl, dass ich spüren sollte, was das bedeutet.“
Seine Miene verhärtete sich. „Und sie fanden keine andere Möglichkeit, dir das beizubringen? Der Tag, an dem ein Kind in diesem Clan derart verletzt wird, wird ein Tag der Abrechnung sein.“
Emma errötete verlegen. „Lachlain, Walküren sind anders. Gewalt hat auf sie nicht dieselbe Auswirkung wie auf andere, und sie vertreten andere Ansichten als du. Sie verehren Macht, Stärke und den Kampf.“ Das Einkaufen ließ sie lieber weg, da sie fürchtete, es könne ihr Argument möglicherweise beeinträchtigen.
„Aber warum bist du denn dann so sanftmütig, mein Mädchen?“
Sie
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