Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
würde, sie zurückzulassen. Und Garreth haben sie auch noch nicht ausfindig gemacht.“
Lachlain fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. „Ich möchte, dass du nach New Orleans fährst. Finde heraus, was zum Teufel da vor sich geht.“
„Da muss ich erst mal in meinem Terminplan nachsehen.“ Auf Lachlains Blick hin sagte er: „Schon gut. Gleich morgen früh bin ich weg. Und möchtest du jetzt vielleicht das Allerneueste in Sachen Vampirnachrichten hören?“ Er warf einen Aktenordner auf den Schreibtisch. „Mit freundlichen Grüßen von Uilleam und Munro, die sich schon darauf freuen, dich bald wiederzusehen.“
Uilleam und Munro waren Brüder und zwei von Lachlains ältesten Freunden. Er war froh zu hören, dass es ihnen gut ging, auch wenn keiner von ihnen bislang seine Gefährtin gefunden hatte. Vermutlich eine gute Sache für Munro, da ein Seher des Clans ihm einmal geweissagt hatte, er werde dereinst einen zänkischen alten Drachen sein Eigen nennen.
Lachlain überflog den Ordner, erstaunt über die Entwicklungen, die es in den letzten einhundertfünfzig Jahren innerhalb der Horde gegeben hatte.
Kristoff, einer der Anführer der aufständischen Vampire, hatte die Festung Mount Oblak eingenommen, eine der fünf militärischen Stützpunkte der Horde. Lachlain hatte schon Gerüchte über Kristoff gehört, unter anderem, dass er Demestrius Neffe sein sollte, und jetzt hatten Mitglieder des Clans die ganze Wahrheit aufgedeckt.
Kristoff war der rechtmäßige König der Horde. Nur wenige Tage nach seiner Geburt hatte Demestriu den Auftrag gegeben, ihn ermorden zu lassen. Kristoff war aus Helvita hinausgeschmuggelt worden und anschließend von menschlichen Pflegeeltern aufgezogen worden. Er hatte Hunderte von Jahren unter ihnen gelebt, bevor er herausgefunden hatte, wer er in Wahrheit war. Seine erste Rebellion lag siebzig Jahre zurück und war fehlgeschlagen.
„Dann ist die Legende von den Devianten also wahr?“, fragte Lachlain. Sie waren nicht nur enthaltsam, sondern bildeten gleichzeitig Kristoffs Armee – eine Armee, mit deren Bildung er seit Urzeiten beschäftigt war.
„Aye, er erschafft sie aus Menschen, indem er Schlachtfelder nach den tapfersten gefallenen Kriegern absucht. Manchmal wandelt er ganze Familien würdiger Brüder in Vampire. Stell dir mal vor, du bist ein Mensch, der dem Tode nah im Dunkeln dalieg t – ich würde das einen wirklich miesen Tag nenne n – , und dann taucht auf einmal ein Vampir auf und verspricht dir Unsterblichkeit. Wie viele von denen werden deiner Meinung nach auf das Kleingedruckte in seinem düsteren Angebot achten? Ewiges Leben gegen ewige Treue und Gefolgschaft.“
„Was hat er vor?“
„Das weiß niemand in der Mythenwelt.“
„Dann können wir also nicht abschätzen, ob Kristoff am Ende nicht noch schlimmer als Demestriu ist?“
„Ist es denn möglich, schlimmer als Demestriu zu sein?“
Lachlain lehnte sich zurück und grübelte über seine Möglichkeiten nach. Wenn dieser Kristoff Oblak eingenommen hatte, dann wollte er mit Gewissheit auch die Königliche Residenz Helvita erobern. Es war also möglich, dass Kristoff es ihnen abnahm, Demestriu zu töten.
Aber er durfte eines nicht außer Acht lassen: Oblak war die Festung von Ivo dem Grausamen gewesen, dem stellvertretenden Anführer der Horde. Seit vielen Jahrhunderten schon war es sein Ziel, Helvita und die Krone zu erobern, und offenbar hatte er die Eroberung seiner Festung überlebt. Er hatte Helvita schon im Visier gehabt, als er noch über seine eigene Festung herrschte; da er ihrer nun beraubt wurde, musste er sich geradezu nach Helvita verzehren. Würde er einen Angriff auf Helvita wagen, wohl wissend, dass die Horde noch nie einen Führer ohne königliches Blut akzeptiert hatte?
Drei unberechenbare Mächte, drei Möglichkeiten. Lachlain wusste, dass Ivos Vampire überall auf der Welt Walküren nachstellten. Offenbar suchten sie jemanden unter ihnen, doch fraglich war, ob Ivo auf Demestrius Befehl oder auf eigene Faust handelte. Ob Kristoff wohl in die Offensive gehen und das Zielobjekt ausfindig machen würde, das der Horde offensichtlich so wichtig war?
Auch wenn es Spekulationen gab, konnte doch niemand mit Gewissheit sagen, um wen es sich dabei handelte. Lachlain fürchtete allerdings, dass er die Antwort mit Sicherheit wusste. Eine oder möglicherweise mehrere dieser Lager befanden sich auf der Suche nach dem letzten weiblichen Vampir.
In dieser Nacht hielt er Emma fest im Arm,
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