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Nacht des Flamingos

Nacht des Flamingos

Titel: Nacht des Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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landen.«
    »Und Vernon?«
    »Nichts.«
      »Was? Der soll eine reine Weste haben?« rief Miller voller Überraschung.
      »Blütenweiß.« Grant ließ das Fernschreiben auf den Schreibtisch fallen. »Vor sechs Jahren lud Scotland Yard ihn im Zusammenhang mit dem Goldraub am Knavesmire-Flughafen vor. Das Verhör dauerte genau zehn Minuten – mit Hilfe des besten Anwalts von ganz London.«
    »Und das ist alles?«
    »Das ist alles. Zumindest amtlich.« Grant nahm ein zweites Blatt Papier zur Hand. »Und jetzt wollen wir mal sehen, was man ganz privat über ihn zu berichten hat. Da werden Ihnen die Haare zu Berge stehen.«
      Maxwell Alexander Constable Vernon, achtunddreißig Jahre alt. Der jüngere Sohn von Sir Henry Vernon, Generaldirektor der Funnel-Schiffahrtsgesellschaft. Von Eton aus ging er an die Militärakademie Sandhurst, bekam sein Offizierspatent bei den Royal Guards.«
    »Nur das Beste vom Besten, was?«
    Grant nickte. »Die ersten dunklen Seiten zeigten sich, als
    Vernon zu einem malaiischen Infanterieregiment abkommandiert wurde. Er hatte bei der Ausrottung der Kommunisten in seinem Gebiet solchen Erfolg, daß man ihm eine hohe Auszeichnung verlieh. Dann jedoch stellte sich heraus, daß er sich buchstäblich einer Orgie des Sadismus und der Folterung hingegeben hatte. Niemand konnte sich zu dieser Zeit einen öffentlichen Skandal leisten, deshalb wurde die Sache vertuscht. Er wurde lediglich in aller Höflichkeit aufgefordert, den Dienst zu quittieren und der Rang eines Offiziers wurde ihm aberkannt. Daraufhin wollte seine Familie nichts mehr mit ihm zu tun haben. Der mißratene Sohn wurde in die Verbannung geschickt.«
    »Und da wandte er sich dem Verbrechen zu?«
      »So sieht es aus. Zunächst organisierte Prostitution – er zog einen Call-Girl-Ring auf. Dann eröffnete er verschiedene Spielklubs, erpreßte seine Konkurrenten zu hohen Zahlungen unter Androhung von Repressalien und organisierte einen Rauschgiftring. Jedes Geschäft ist Vernon recht, wenn es nur Geld einbringt. Und er ist ein gerissener Bursche – daran gibt es keinen Zweifel. Bis jetzt ist es noch niemandem gelungen, ihn einer Straftat zu überführen. Es steht zu vermuten, daß er nicht nur hinter dem Goldraub am Knavesmire-Flughafen steckte, sondern hinter mindestens einem Dutzend ähnlicher Coups, die in den letzten fünf, sechs Jahren gelandet wurden.«
    »Ja, aber warum kommt er dann plötzlich hierher?« wollte Brady wissen. »Das verstehe ich nicht.«
      »Dafür gibt es, glaube ich, eine ganz einfache Erklärung«, versetzte Grant. »Seit Mitte letzten Jahres ist zwischen den vier mächtigsten Interessengruppen der offene Kampf ausgebrochen. In der Hauptsache geht es um die Gelder, die diese Syndikate durch Erpressung von Geschäftsleuten einnehmen. Diese Kämpfe folgen fast immer ein und demselben Muster. Die Haifische fressen einander auf, und die Polizei sieht abwartend zu, um dann den kläglichen Rest aufzusammeln, wenn alles vorüber ist. In einem solchen Kampf geht keiner als Sieger hervor. Vernon war klug genug, sich das klarzumachen. Sobald er das erste Donnergrollen vernahm, verschacherte er seine Organisation an einen Konkurrenten und setzte sich ab.«
    »Um hier wiederaufzutauchen?« fragte Brady.
    Grant stand auf und schritt zum Fenster.
      »Ich habe immer gefürchtet, daß das eines Tages geschehen würde, daß sich die Londoner Banden frisches Weideland suchen würden.« Er schüttelte den Kopf. »Ich möchte zu gern wissen, was Vernon seit seiner Ankunft in unserer schönen Stadt alles unternommen hat.«
      »Vielleicht könnte mir da Chuck Lazer einige Hinweise geben«, meinte Miller.
      Grant drehte sich abrupt um. Sein Gesicht hatte sich aufgehellt.
      »Das ist ein guter Gedanke. Sehen Sie mal zu, was Sie aus ihm herausbekommen können.«
      »Ich werde mein Bestes tun«, versprach Miller, »aber erwarten Sie nicht zuviel. In gewisser Hinsicht befindet sich auch Lazer auf der anderen Seite des Zauns. Vergessen Sie das nicht. Ich werde Sie auf dem laufenden halten.«
    Von Brady gefolgt, kehrte er in den Dienstraum zurück.
    »Was jetzt?« fragte Brady.
    »Sie meinen wegen der Sache mit dem Mädchen?« Miller
    zuckte ratlos die Achseln. »Ich überlege krampfhaft. Es gibt natürlich ein paar Möglichkeiten.«
      Er zog seine Zigaretten aus der Tasche. Das goldene Medaillon fiel klirrend zu Boden. Brady hob es auf und studierte noch einmal die Inschrift auf der Rückseite.
      »Eines

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