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Nacht des Flamingos

Nacht des Flamingos

Titel: Nacht des Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Generaldirektor von einem Unternehmen, das solche Sachen herstellt, oder nicht?«
    Stratton nickte eifrig.
    »Das stimmt. Und seine Tochter war gestern abend hier.«
    »Genau. Und außerdem dieser widerliche Kriminalbeamte, dieser Miller. Der Kerl ist mir gestern gleich zweimal in die Quere gekommen. Das geht zu weit – das geht entschieden zu weit. So springt man mit mir nicht um.«
      »Sollen Ben und ich die Sache erledigen?« erkundigte sich Stratton.
      Vernon schüttelte den Kopf und schenkte sich noch ein Glas Kognak ein.
      »Auf keinen Fall. Wir dürfen damit nichts zu tun haben. Vergeben Sie die Sache an ein paar Berufskiller, Billy. Zwei sollten mit der Angelegenheit leicht fertig werden. Vielleicht könnten Sie jemanden aus London dafür interessieren. Aber sorgen Sie dafür, daß die Kerle nicht erfahren, für wen sie arbeiten.«
    »Und wieviel kann ich bieten?« fragte Stratton.
    »Fünfhundert.«
      »Fünfhundert Pfund? Für Craig?« Stratton riß ehrfürchtig die Augen auf. »Das ist ein guter Preis, Mr. Vernon.«
    »Für beide, Sie Schwachkopf. Miller und Craig.« Vernon hob sein Kognakglas zum Toast. »Rache ist süß«, sagte er ironisch und leerte das Glas mit einem Zug.

    10

    Es war dunkel im Büro. Nur von der Lampe über dem Reißbrett fiel ein Lichtstrahl auf den Teppich. Duncan Craig legte seinen Rechenschieber aus der Hand und streckte aufseufzend die Glieder. Es war nahezu acht Uhr abends. Die anderen Angestellten waren schon vor drei Stunden nach Hause gegangen, und Craig befand sich allein in dem großen Gebäude.
      Vom Flur her kamen Schritte. Als Craig sich umdrehte, öffnete sich die Tür. Der Nachtwächter trat ein. Er hatte eine riesige deutsche Dogge an der Leine. Lächelnd stellte er eine Thermosflasche auf den Tisch.
      »Wollten doch mal nach dem Rechten sehen, Colonel. Ich habe Ihnen eine Tasse Tee mitgebracht.«
      »Vielen Dank, George.« Craig kraulte den Hund hinter den Ohren. »Wann kommen Sie eigentlich das nächstemal vorbei? – Um neun, nicht wahr?«
    »Stimmt. Werden Sie dann noch hier sein?«
      »Sieht ganz danach aus, als würde ich die ganze Nacht hier verbringen.«
      Die Tür fiel hinter George ins Schloß. Craig stand still da und lauschte den Schritten nach, die sich im Korridor entfernten. Als das Geräusch ganz verklungen war, eilte er hastig in den kleinen Waschraum und drückte die Tür zu.
      Als er fünf Minuten später wieder auftauchte, wirkte er wie verwandelt – fremd und unheimlich.
    Er trug eine dunkle Hose und einen schwarzen Pullover und auf dem Kopf einen alten Helm. Das Gesicht hatte er sich mit Make-up dunkel getönt. In der linken Hand hielt er einen Sack. Er ließ ihn neben sich auf den Boden fallen, griff zum Telefon und wählte eine Nummer.
    Der Teilnehmer am anderen Ende meldete sich unverzüglich.
    »Ja?«
      »Ich gehe jetzt los. Ich rufe dich in fünfunddreißig Minuten wieder an.«
    »Schön. Ich warte.«
      Er legte den Hörer auf, nahm den Sack zur Hand und öffnete die Tür. Einen Moment blieb er lauschend stehen, dann trat er hinaus in den Korridor.
      Er fuhr mit dem Lastenaufzug hinunter ins Souterrain und eilte zur Garage der Fabrik. Dort nahm er sich einen Kanister Benzin mit, den er am Morgen dort deponiert hatte, und verließ dann das Anwesen durch eine schmale Seitentür. Es regnete leicht. Er hastete durch den Hof, bemüht, sich im Schatten des Gebäudes zu halten, erklomm die niedrige Mauer und ließ sich auf der anderen Seite ins Gras fallen. Rasch eilte er den Abhang hinunter zum Kanal.
      Am Ufer kauerte er sich nieder und öffnete den Sack. Er zog das Schlauchboot heraus, das er darin untergebracht hatte. Als er die Luftpumpe betätigte, füllte sich das Boot leise zischend mit Luft, und er ließ es ins Wasser fallen. Er sprang hinein und stieß sich vom Ufer ab.
      Drei Tage lang hatte er das Gebäude der Gibson Furnitur Factory vom obersten Stockwerk seiner Firma aus unter ständiger Beobachtung gehalten.
      Er hatte sich sogar von der städtischen Baubehörde einen Grundriß der Anlage verschafft.
    Die angebliche Möbelfabrik war keine vierhundert Meter vom Werksgebäude der Firma Gulf Electronics entfernt. Beide Unternehmen lagen an der York Road. Ein Angriff aus dem Hinterhalt, über den Kanal, bot sich da ganz von selbst. Er lächelte vor sich hin, während er zur Mitte des Kanals paddelte und dann wieder in den Schatten untertauchte. Wie in alten Zeiten – in jenen Tagen,

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