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Nacht des Flamingos

Nacht des Flamingos

Titel: Nacht des Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ausweichen, den der Wind ihm ins Gesicht zu peitschen drohte. Mit scharfer Bewegung sprang er zur Seite und faßte gleichzeitig zu. Er umklammerte Strattons Handgelenk mit einem harten AikidoGriff und drehte die Hand nach rückwärts, genau in der Richtung, die die Natur nicht vorgesehen hatte.
    Das Gelenk brach.
      Strattons Mund öffnete sich zu einem stummen Schmerzensschrei. Seine Qual wurde vom Donnern des Flusses übertönt. Er torkelte nach rückwärts, umfaßte sein gebrochenes Handgelenk und spie Craig eine Tirade von Flüchen und Gemeinheiten ins Gesicht. Dieser hob das Messer vom Boden auf und näherte sich dem Gangster. Der drehte sich hastig um und eilte taumelnd davon.
      Craig verfolgte ihn, doch Stratton raste die Gasse entlang, als säße ihm der Teufel im Genick.
    Er stolperte auf die Hauptstraße hinaus und rannte kopfüber vor einen Omnibus.
      Die Bremsen kreischten auf, als der Bus über das nasse Pflaster rutschte, ein Schrei schrillte durch die Nacht, dann war es still. Einen Augenblick später erhoben sich erregte Stimmen. Als Craig die Hauptstraße erreichte, stiegen bereits die ersten Fahrgäste aus dem Omnibus, Männer beugten sich nieder, um unter das Fahrzeug zu spähen.
      »Oh, mein Gott. Sehen Sie sich das an.« Eine Frau schluchzte plötzlich auf.
    Craig schlug seinen Mantelkragen hoch und entfernte sich eiligen Schrittes durch den strömenden Regen.

    11

    Die Scheibe flog hoch zum Himmel auf, hing einen Moment lang schwebend am höchsten Punkt ihrer Flugbahn und zerstob, während das Echo eines Schusses in der Stille des Morgens widerhallte.
      Krächzend vor Angst und Verwirrung hoben sich die Krähen aus ihren Nestern in den Buchen. Duncan Craig lachte und senkte das Gewehr.
    »Komm, versuchen wir's noch einmal.«
      Harriet wollte eben eine neue Scheibe einlegen, als Jenny in den Garten trat.
      »Hier ist ein Herr, der sie sprechen möchte, Colonel Craig. Ein Mr. Vernon.«
      Craig drehte sich um, während sich Harriet langsam aufrichtete.
      »Tatsächlich?« sagte er leise. »Schön, Jenny«, rief er dann. »Führen Sie ihn hierher.«
      Harriet trat hastig zu ihm heran. Auf ihrem Gesicht spiegelten sich Furcht und Sorge. Er legte beschwichtigend den Arm um ihre Schulter.
      »Kein Grund zur Sorge, mein Kind. Reg dich nicht auf. Komm, wir versuchen noch mal einen Schuß.«
      Wieder stieg die Scheibe in die Lüfte, und diesmal traf er sie im Absturz – eine besondere Leistung. Sie zersplitterte in tausend kleine Teilchen.
    »Ich soll mich wohl beeindruckt zeigen«, meinte Vernon.
    Craig drehte sich um.
      Vernon stand an der Fenstertür. Neben ihm hatte sich Ben Carver aufgepflanzt.
      »Welch eine Überraschung – Mr. Vernon persönlich«, rief Craig. »Und was verschafft mir diese Ehre?«
    Vernon wies nickend auf Harriet.
    »Wollen Sie sie dabei haben?«
    Craig lächelte dünn.
      »Was immer Sie mir zu sagen haben, können Sie vor Harriet aussprechen. Sie ist meine rechte Hand.«
      Vernon nahm eine Zigarette aus seinem Platinetui. Carver reichte ihm Feuer.
      »Wie Sie wollen, Colonel. Ich werde also meine Karten auf den Tisch legen. Ich habe mich in Ihnen getäuscht, das will ich ohne weiteres zugeben. Doch ich weiß auch, wann ich geschlagen bin.«
      »Ich wünschte, ich wüßte, wovon Sie sprechen«, versetzte Duncan Craig.
      Es kostete Vernon offensichtlich einige Anstrengung, sich zu beherrschen.
      »Ich schlage vor, wir sprechen offen miteinander. Ich habe den ›Flamingo Club‹ verloren und außerdem meine Fabrik oben an der York Road. Und zu allem Überfluß kam Billy Stratton auch noch bei einem sehr häßlichen Unfall ums Leben. Sie wollen mir doch nicht einreden, daß ich in eine Pechsträhne geraten bin?«
    »Das kommt gelegentlich vor.«
      »Schön, schön – ich werde reinen Tisch machen. Sie haben Ihren Spaß gehabt – Sie haben mich ruiniert. Ich werde von hier verschwinden, sobald ich einen Käufer für die kläglichen Überreste gefunden habe. Doch ich möchte Sie auffordern, von jetzt an die Hände von der Sache zu lassen. In Ordnung?«
    »O nein. Keineswegs, Mr. Vernon«, erwiderte Craig gelassen.
    »Das kommt nicht in Frage. Ich will Sie in der Hölle schmoren sehen. Und das ist ein Gelöbnis.«
      »Das wollte ich nur wissen.« Vernon schien weit davon entfernt, zornig zu werden. Statt dessen lächelte er voller Liebenswürdigkeit. »Sie sind ein törichter alter Mann. Ich darf Sie vielleicht

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