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Nacht des Flamingos

Nacht des Flamingos

Titel: Nacht des Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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darauf aufmerksam machen, daß es ja nicht nur Sie selbst angeht. Sie haben noch eine Tochter, Harriet –«
      Weiter kam er nicht. Plötzlich war der Lauf des Gewehrs auf seine Brust gerichtet. Craigs Augen schienen durch ihn hindurchzublicken. Die Stimme des Colonels war hart und eisig.
      »Wenn Sie auch nur einen Versuch machen, Vernon, knalle ich Sie ab wie einen tollen Hund. In Ihrer eigenen Wohnung, auf der Straße – Sie werden keine Ahnung haben, wann es Sie erwischt –, Sie werden sich niemals wieder sicher fühlen.«
      Einen Moment lang hielt Vernon den Blick der harten Augen aus. Dann wandte er sich unvermittelt um und nickte Carver kurz zu.
    »Gehen wir.«
      Sie schritten über den Rasen und verschwanden dann an der Ecke des Hauses. Harriet trat wieder zu ihrem Vater.
    »Warum ist er hergekommen?«
      »Er wollte sich wahrscheinlich ein Bild von seinem Gegner machen. Nichts ist nützlicher, als den Feind zu kennen – das ist eines der ersten Gebote in der Kriegsführung. Und Vernon war ein guter Soldat.«
      »Aber welchen Zweck verfolgte er mit seinem Gerede über den Verkauf seiner restlichen Interessen und seiner Aufförderung an dich, ihn in Ruhe zu lassen?«
    »Wer weiß? Er hat vielleicht gehofft, daß er damit etwas erreichen würde. Vielleicht verfolgte er auch irgendeinen dunklen Plan.« Duncan Craig lächelte. »Nun, das werden wir schon feststellen, nicht wahr?«
    »Und was machen wir jetzt, Mr. Vernon?« fragte Ben Carver, als er den Rolls-Royce auf die Hauptstraße hinaussteuerte.
      »Jetzt fahren wir zurück zum Klub«, versetzte Vernon. »Nach dem Mittagessen fahren Sie hinunter nach Doncaster und holen Joe Morgan ab. Ich habe ihm Anweisung gegeben, schon dort aus dem Londoner Zug auszusteigen. Nur zur Vorsicht.«
    »Soll ich ihn in den Klub bringen?«
    Vernon schüttelte den Kopf.
      »Im Klub werden wir keine Konferenzen mehr abhalten. Das ist zu gefährlich. Ich werde auf einer Bank bei dem Brunnen am Park Place auf Sie warten.«
    »Craig macht Ihnen wohl Sorge?«
    Vernon nickte zustimmend.
      »Es besteht immerhin die Möglichkeit, daß er noch so ein paar technische Spielereien im Klub untergebracht hat.«
    »Und wann nehmen wir ihn uns endlich vor?«
      »Am Donnerstagmorgen«, erklärte Vernon. »Gleich nach dem Job, und dann verschwinden wir.« Er beugte sich nach vorn. Seine Stimme klang eisig. »Und lassen Sie dieses ›Wir‹. Ich werde persönlich mit Craig abrechnen. Ist das klar?«

    Es war kalt im Leichenschauhaus, und als Jack Brady das Tuch hob, um Billy Strattons Gesicht zu enthüllen, war es bleich und blutlos.
      »Aber es sind ja keine Spuren von Gewaltanwendung zu sehen«, bemerkte Grant.
      »Dann würde ich Ihnen raten, nicht tiefer zu sehen«, versetzte Miller.
    »Haben Sie die Umstände überprüft?«
    »O ja. Der Busfahrer ist völlig schuldlos. Zur Zeit, als der Unfall geschah, regnete es heftig. Stratton raste mit gesenktem Kopf auf die Straße hinaus. Er hatte übrigens getrunken.«
    »Viel?«
      »Nach der Blutuntersuchung zu urteilen, müssen es fünf oder sechs Whisky gewesen sein.«
      Grant nickte Brady zu. Der Wachtmeister verhüllte den Toten wieder.
    »Wer hat ihn identifiziert?«
    »Ben Carver – mit einigem Widerwillen.«
    Brady lachte leise vor sich hin.
    »Ich mußte ihm erst Beine machen. Er war gar nicht erfreut.«
      »Na, über Burschen vom Schlage Billy Strattons werde ich jedenfalls keine Tränen vergießen«, meinte Grant abschließend. »Für uns ist er entbehrlich.« Er schauderte leicht. »Ich weiß nicht, warum – aber jedesmal, wenn ich hier bin, bekomme ich Durst. Kommen Sie mit, trinken wir einen.«

    Die Bar des Hotels ›George‹ hatte soeben geöffnet. Sie hatten den ganzen Raum für sich allein. Sie ließen sich an der Theke nieder, und Grant bestellte für jeden einen Kognak.
      »Wie steht's denn mit den beiden üblen Subjekten, die gestern abend Craig überfielen?« wandte sich Grant an Miller. »Haben Sie irgend etwas aus ihnen herausgebracht?«
    Miller schüttelte den Kopf.
      »Zwei hartgesottene Burschen namens Hurst und Blakely. Beide haben eine ellenlange Vorstrafenliste.«
      »Und das bedeutet, daß sie zur Ausführung eines Sonderauftrages herbeordert wurden«, erläuterte Brady.
    Grant nickte. »Das alles gefällt mir ganz und gar nicht. Nein, wirklich nicht.« Er trank einen Schluck aus seinem Glas und blickte nachdenklich vor sich nieder. »Ehrlich gestanden, Nick,

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