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Nacht des Verfuehrers - Roman

Nacht des Verfuehrers - Roman

Titel: Nacht des Verfuehrers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Gabi Langmack
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Türflügel auf. »Sie dürfen sich nähern, Prinzessin Constantinescu, Gräfin von Severinor«, intonierte eine ferne Stimme auf Englisch.
    Sie trat vor, warf noch einen Blick über die Schulter zu dem Eunuchen, der sie eskortiert hatte; er rührte sich nicht von der Stelle. Also holte sie tief Luft und trat ein.
    Jetzt konnte sie den Mann neben dem Baldachin sehen, dessen Stimme den ganzen Raum erfüllte. »Nähern Sie sich dem Diwan, Prinzessin Constantinescu, Gräfin von Severinor. Seine Majestät Sultan Mahmud Khan der Zweite Ghazi Adli, Dreißigster Herrscher des Hauses Osman, Sultan der Sultane, Khan der Khane, Führer der Gläubigen und Nachfolger des Propheten des Herren des Universums, Beschützer der Heiligen Städte Mekka, Medina und Jerusalem, Kaiser der drei Städte Konstantinopels …«
    So ging es weiter und weiter, während Alcy langsam zur Mitte des Thronsaals schritt, hoch erhobenen Hauptes
und mit dem Gefühl, sich in einem Meer aus Raum und Klang zu verlieren. Die schwindelerregend hohe Decke über ihr war mit fabelhaften Mustern bemalt, jeder Bogen, jede Säule im Raum war geschnitzt und mit Einlegearbeiten aus Halbedelstein verziert. Die ganze Opulenz des Raumes diente dem Zweck, das Auge des Betrachters auf einen einzigen Punkt zu lenken – zum Podium mit dem Baldachin und dem Diwan darunter. Und auf diesem Diwan saß ein Mann in prächtigen Gewändern und einem weißen hohen Sultansturban mit den drei Pfauenfedern auf dem Kopf. Um ihn herum stand eine ganze Phalanx aus Dienern und Höflingen.
    Ihr Herz hämmerte. Alcy blieb in respektvoller Entfernung stehen, wie sie hoffte, und knickste tief, als der Herold triumphierend zum Schluss kam. »… Kolonien und Landesgrenzen, und vieler anderer Länder und Städte!«
    Sollte sie sich wieder erheben?, fragte Alcy sich verzweifelt. Oder sollte sie warten, bis der Sultan sie ansprach?
    Gerade, als sie sich zu strecken begann, sagte eine fremde Stimme: »Stehen Sie auf, damit ich Sie sehen kann.«
    Alcy gehorchte. Nun stand sie dem absolutistischen Herrscher der osmanischen Türken von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Er war alt, sein Bart war silbern durchzogen, aber er strotzte vor Vitalität und war bemerkenswert gut aussehend. Natürlich, wisperte ein entlegener Winkel ihres Gehirns. Wie sollte es auch anders sein? Er war der Nachfahre ganzer Generationen von schönen Konkubinen.
    »Also das ist die Frau, die den berühmt-berüchtigten Spionagechef von Severinor zu Fall gebracht hat«, sagte der Sultan sinnend, und Alcy begriff, dass er es gewesen
war, der sie zuvor angesprochen hatte. Sein Englisch war exzellent, auch wenn sein Akzent es ihr erschwerte, seine Gefühle herauszuhören. »Zumindest hat er das, was er verloren hat, wegen einer schönen Frau verloren. Zu viele Männer werfen schon für das erstbeste Mädchen, das sie anlacht, alles fort.« Der Sultan lehnte sich zurück. »Ich habe einen Sohn, der sehr angetan von Ihnen wäre. Eine Schande, dass Sie nicht in Frage kommen.«
    Alcy hatte das bizarre Gefühl, geködert zu werden. »Das ist gewiss auch gut so, Eure Majestät, denn ich scheine den Männern kein Glück zu bringen«, erwiderte sie vorsichtig und ließ ihre Stimme so demütig, wie nur möglich, klingen, ohne dabei allzu unterwürfig zu erscheinen.
    Der Sultan lächelte und ließ seine schönen weißen Zähne sehen. »Vielleicht ist das ja so. Was wissen Sie von Ihrem Ehegatten?«
    »Ich weiß viele Dinge, da er ja mein Ehemann ist, Eure Majestät«, sagte sie wachsam. »Ich kenne seine Lieblingsspeisen, seine Gepflogenheiten und seine Freuden.«
    »Und was wissen Sie von seiner Spionagetätigkeit?«, fragte der Sultan, als wolle er nur höflich Konversation treiben.
    Alcy fühlte sich wie am Rand eines Abgrunds. So ungezwungen sein Benehmen auch schien, er hielt Dumitrus und ihr Leben in Händen. Sie wünschte, sie hätte um das Leben ihres Ehemanns betteln können – sie wünschte, sie wäre nicht so entsetzlich sicher gewesen, dass ein jegliches Wort in diese Richtung sie beide nur noch mehr gefährdete.
    Also erwiderte sie, so klar und ruhig sie konnte: »Ich habe nie auch nur eine Andeutung gehört, bis der serbische
Prinz ihn der Spionage beschuldigt hat.« Dann setzte sie verspätet hinzu: »Eure Majestät.« Sie fuhr fort: »Weswegen hätte er mir davon berichten sollen? Ich weiß nicht, was Ihre Kundschafter Ihnen erzählt haben, aber Sie hätten den Grund unserer Entfremdung leicht herausfinden können – es

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