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Nacht des Verfuehrers - Roman

Nacht des Verfuehrers - Roman

Titel: Nacht des Verfuehrers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce Gabi Langmack
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abzulegen.«
    Ihr Pflichtteil. Er sprach von dem Teil der Mitgift, der allein ihr gehörte und der zu ihrer Absicherung diente. Alcy legte eine Hand auf den schmerzenden Magen. Er hat dich nur wegen des Geldes geheiratet, flüsterte eine Stimme in ihrem Hinterkopf. Warum hätte es sie wundern sollen, dass er die ganze Summe unter seine Kontrolle bringen wollte?
    »Du machst einen Fehler«, sagte Herr Volynroskyj sanft. »Das spüre ich.«
    »Seit wann interessierst ausgerechnet du dich für irgendetwas anderes als Geld?«, erwiderte Dumitru. »Man könnte ja fast meinen, dass du romantische Vorstellungen über die Ehe hegst.«
    Volynroskyj schnaubte. »Gütiger Himmel, nein. Ich denke dabei nur an dich, alter Freund. Du bist an sie gefesselt und riskierst, sie gegen dich aufzubringen.«
    Genug. Alcy stolperte rückwärts. Dumitru erwiderte etwas, aber das hörte sie nicht mehr – sie hörte überhaupt nicht mehr zu. Der Puls rauschte in ihren Ohren und übertönte alles. Mein Pflichtteil. Sie hatte sich dieses Geld in vielen Arbeitsstunden und schlaflosen Nächten verdient, die sie mit den Konstruktionszeichnungen der Maschinen verbracht hatte. Sie hatte gerechnet und nachgerechnet und geändert und neu gezeichnet. Nicht weil sie die Ingenieurskunst geliebt hatte, sondern weil sie mit ihrem Talent für Zahlen die Fehler hatte ausbügeln wollen, die sie in den Augen ihres Vaters besaß. Sie war der Kopf hinter den
revolutionären neuen Techniken, die Carter Manufactories solchen Erfolg beschert hatten, und ein Teil des Profits war in einem Fonds angelegt worden, der ihr, im Fall einer Heirat, so viel Kontrolle über ihr eigenes Leben verschaffen sollte, wie eine verheiratete Frau sie nur haben konnte. Aber nun wollte ihr Ehemann – der Mann, dem sie ihre Zukunft anvertraut hatte – sie dieser kleinen Freiheit berauben. Sie dachte an all die Zuneigung, die er ihr entgegengebracht hatte, an all die Zärtlichkeit, und hätte sich am liebsten übergeben. Er hatte sie belogen, und was am schlimmsten war: Sie hatte belogen werden wollen, hatte an die süße Lüge glauben wollen.
    Schluss damit! Es war vorbei – es musste vorbei sein.
    Sie drehte sich um, durchquerte das Erdgeschoss des Turms und trat dabei so vorsichtig auf, als ginge sie über Messerklingen. Sie atmete tief und beruhigend ein und aus, und es bedurfte all ihrer Selbstbeherrschung, damit sie nicht schluchzend die lange Treppe hinaufstürzte. Aber sie wollte den Dienstboten keinen Grund zur Aufregung liefern; sie sollten nicht besorgt zu ihrem Herrn laufen. Denn wenn er bemerkte, dass sie nie mehr zurückkommen würde, wäre sie schon lange auf und davon.
    Dennoch waren ihre Augen so tränennass, als sie das oberste Stockwerk erreichte, dass sie dreimal am Türknauf des Salons drehen musste, bevor der Riegel schließlich aufsprang. Celeste sah sie mit großen entsetzten Augen an, als sie in den Salon gestolpert kam.
    »Madame! Was ist denn passiert?«, rief sie. Sie erhob sich so hastig, dass ihr Strickzeug zu Boden fiel.
    Als sie Celestes vertrautes, besorgtes Gesicht sah, fühlte Alcy sich so leer wie eine Tasse, die von der Kraft der einströmenden
Flüssigkeit umgeworfen wird – und plötzlich empfand sie gar nichts mehr.
    »Helfen Sie mir packen«, befahl sie mit einer Stimme, die flach und tot in ihren Ohren klang. »Nur was absolut notwendig ist. Dann gehen Sie in die Küche und holen Reiseproviant für eine Person und eineinhalb Wochen, aber so, dass es keiner merkt.«
    »Warum?«, fragte Celeste mit ängstlich aufgerissenen Augen.
    »Weil er mich betrogen hat, Celeste«, erwiderte Alcy und ignorierte die Träne, die über ihre Wange rann. Sie schien irgendwie nicht zu ihr zu gehören, als stamme sie von einer anderen Alcy aus einem anderen Leben; sie spürte nichts als eine große, umfassende Leere. »Ich habe ihn mit Herrn Volynroskyj reden hören; er hat alles zugegeben. Er hat mir vorgespielt, gutherzig zu sein, obwohl er vorhat, mir das Geld zu stehlen, das mein Vater auf meinem Namen angelegt hat, damit ich absolut von ihm abhängig bin.« Und sie hatte ihm geglaubt, hatte jedes seiner verlogenen Worte im Herzen getragen.
    »Oh, Madame«, stöhnte Celeste auf. »Ach, Madame.« Mit betretener Miene flatterte sie eine Weile sinnlos herum. Aber es gab keine Worte, und weder ein warmes Bad noch eine Tasse Kakao vermochten das wieder in Ordnung zu bringen. Also stürzte Celeste sich in die Arbeit.
    Alcy zog den Ehering ab; sie fühlte sich

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