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Nacht in Havanna

Nacht in Havanna

Titel: Nacht in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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letzten Jahr hat ein indianisches Kasino in Connecticut, am - verzeihen Sie - Arsch der Welt ohne Sex, Sonne und Stil hundert Millionen Dollar Gewinn gemacht. Was glauben Sie, was ein Kasino, das inmitten von Palmen, Kreuzfahrtschiffen, Millionen-Dollar-Yachten und dem berühmten wiedereröffneten Havana Yacht Club liegt, einbringen könnte? Ich weiß es nicht, aber ich würde es gern herausfinden.«
    »Wir verlangen eine fünfundzwanzigjährige Pacht des alten La-Concha-Kasinos. Dafür teilen wir die Gewinne sauber mit der kubanischen Regierung«, sagte Walls. »An sich ein absolut risikoloses Geschäft, aber es gibt ein politisches Problem, weil man nach der Revolution ein so großes Gewese um die Schließung der Kasinos gemacht hat.«
    »Sie haben die Kasinos dichtgemacht und die Mafia«, sagte O’Brien. »Deswegen hat die Mafia mit Hilfe der CIA auch versucht, den Präsidenten zu töten.«
    »Er meint Castro«, erklärte Walls. »Und es ist nicht leicht, die Kubaner zu einer Kursänderung zu bewegen. Wenn auch nur der Verdacht irgendwelcher mafioser Verwicklungen auftaucht, egal, ob Amerikaner oder Russen, könnte das ganze Projekt platzen. Unser Kasino muß absolut sauber sein.«
    »In diesem frühen Stadium«, sagte O’Brien, »ist jedes Projekt wie eine Seifenblase, alles kann sie zum Platzen bringen. Ihr Freund Pribluda sollte unser Schutz gegen die Art Russen sein, die die Karibik mittlerweile überfluten wie die Westgoten, das können Sie mir glauben. Wenn die falschen Leute zur falschen Zeit aufkreuzen, kann die Blase platzen. Deshalb habe ich George gesagt, wir sollten das Boot nehmen und einen gewissen russischen Ermittler am Anlegesteg des Yacht-Clubs einsammeln, bevor sonst noch jemand erfährt, daß Sie dort waren.«
    »Was uns zu der Ausgangsfrage zurückbringt«, erinnerte Walls Arkadi. »Warum waren Sie bei dem Club?«
    Arkadi kam sich vor wie eine Dose zwischen zwei routinierten Dosenöffnern. Das Foto des Havana Yacht Club steckte in seiner Tasche. Doch er wollte nicht irgendwelchen Fremden freiwillig zeigen, was er mit seinem eigenen Leben gegen den Sargento verteidigt hatte.
    »In vier Tagen bin ich wieder in Moskau, und dann spielt es keine Rolle mehr, warum ich in dem Club war.«
    »Warum wollen Sie zurück?« fragte O’Brien. »Warum bleiben Sie nicht hier?«
    »Pribluda ist weg«, sagte Walls, »das klingt vielleicht taktlos, aber wir haben jetzt eine Vakanz.«
    Arkadi brauchte einen Moment, um die neue Wendung des Gesprächs zu begreifen. »Eine Vakanz für mich?«
    »Vielleicht«, betonte O’Brien. »Sie haben doch bestimmt nichts dagegen, wenn wir Sie erst ein wenig besser kennenlernen, bevor wir Ihnen eine Position anbieten?«
    »Eine Position?« frage Arkadi. »Das klingt ja noch besser als Arbeit. Sie kennen mich doch überhaupt nicht.«
    »Ach, wirklich nicht?« sagte O’Brien. »Lassen Sie mich raten: Mitte Vierzig, richtig? Enttäuscht von Ihrer Arbeit. Sie sind offensichtlich intelligent, aber warum sind Sie noch immer ein einfacher Ermittler? Ein wenig unbesonnen, immer am Rande der Katastrophe arbeitend. Bis auf den Mantel billige Kleidung, billige Schuhe, Anzeichen eines ehrlichen Mannes. Aber so wie die Dinge in Moskau jetzt liegen, müssen Sie sich vorkommen wie ein Idiot. Und Ihr Privatleben? Ich stochere im Nebel, aber ich würde die Behauptung wagen, Sie haben keins. Keine Frau, vielleicht nicht mal Kinder. Nichts, null, Sackgasse. Und Sie können es nicht erwarten, in nur vier Tagen dorthin zurückzukehren? Ich versuche nicht, Sie in etwas Illegales hineinzuziehen; ich öffne Ihnen eine Tür im Erdgeschoß des größten Projekts in der Karibik. Vielleicht möchten Sie sich lieber in Wodka konservieren und in Moskau erbärmlich erfrieren, ich weiß es nicht. Ich kann Ihnen nur die Chance auf eine neues Leben anbieten.«
    »Nicht schlecht geraten.«
    O’Brien lächelte keineswegs unfreundlich. »Fragen Sie sich, ob Sie in Moskau jemand vermissen würde, Arkadi. Gibt es irgend jemanden, von dem Sie sich nicht auch am Telefon verabschieden können? Gibt es irgend jemanden, der Ihnen fehlen würde?«
    »Ja«, sagte Arkadi, einen Moment zu spät.
    »Sicher. Ich möchte Ihnen von dem traurigsten Bild der Welt erzählen. Das traurigste Bild der Welt hängt im Prado in Spanien. Gemalt hat es Goya, und es ist das Bild eines Hundes im Wasser. Man sieht bloß seinen Kopf in den schlammigen, strudelnden Fluten und die großen Augen des Hundes, die aus dem Bild herausblicken. Der

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