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Nacht-Mähre

Titel: Nacht-Mähre Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gorgone. »Sie stimmen trotzdem immer.«
    Imbri gab sich damit nicht zufrieden. »Ist euch Leuten hier eigentlich klar, daß gerade ein Krieg tobt?« projizierte sie in einem heftigen Traum: Brutale mundanische Truppen stampften wie die Oger durchs Gestrüpp, erschreckten kleine Vögel und verwüsteten das Land mit Feuer und Schwert. Das Bild entstammte ihrer Erinnerung an die Letztwelle. »Wir müssen herausbekommen, wie wir Xanth verteidigen können!«
    Humfrey hob erneut den Blick. »Natürlich ist mir das klar! Schau dir mal mein Buch an!«
    Auch die anderen scharten sich dicht um ihn, um in sein geöffnetes Buch zu spähen. Darin erblickten sie eine Karte von Xanth, die in manchen Abschnitten koloriert worden war.
    »Hier dringen die Mundanier ein«, sagte Humfrey und zeigte auf den nordwestlichen Isthmus. »Sie sind zwar noch nicht sehr weit gekommen, aber sie sind gut organisiert, zäh und entschlossen, und unsere Erfolgsaussichten sind wohl eher trübe. Hellseherei funktioniert bei Mundaniern nicht besonders gut, weil es keine magischen Wesen sind. Aber anscheinend steht uns die Nächstwelle der Eroberung bevor. Das wird das Ende Xanths sein, wie wir es kannten, wenn wir nicht sofort wirkungsvolle Maßnahmen in die Wege leiten, um unser Land zu schützen.«
    »Die Nächstwelle!« wiederholte Chamäleon entsetzt.
    »Wir wußten, daß es irgendwann wieder eine neue Eroberungswelle geben würde«, meinte die Gorgone. »In der Geschichte Xanths hat es ständig immer wieder solche Wellen gegeben. Alle menschlichen Bewohner unseres Landes stammen von der einen oder anderen Welle ab, oder zumindest war das bis vor relativ kurzer Zeit noch der Fall. Doch jede Welle wirft Xanth unermeßlich weit zurück, weil die Mundanier Barbaren sind. Wenn diese Welle Xanth erobern sollte, wird es mindestens hundert Jahre dauern, bis alles wieder in seinen gewohnten Bahnen verläuft.«
    »Aber wie können wir sie denn aufhalten?« fragte Chamäleon.
    »Das habe ich euch doch gesagt«, knurrte Humfrey. »Sprengt die Kette.«
    Jetzt explodierte Imbri voller alptraumhaftem Zorn. Gewitter- und Sturmwolken ballten sich in ihrem Traumbild zusammen und donnerten hohl, während sie scharfe Feuerblitze ausspien. »Jetzt ist keine Zeit für raffinierte Rätselspiele! Wir brauchen eine klare Antwort auf ein ernstes Problem! Hast du nun eine Antwort oder nicht?« Ein Blitzschlag schlug dicht neben Humfrey ein.
    Humfrey musterte sie nüchtern und wischte mit einer Hand den Blitzstrahl fort, obwohl es sich nur um ein Traumbild gehandelt hatte. »Für komplizierte Probleme gibt es keine einfachen Lösungen. Wir müssen in unendlicher Kleinarbeit die beste Vorgehensweise zusammenstückeln oder zumindest die zweitbeste, je nachdem, was uns zur Verfügung steht.«
    Die Mähre gab nach. Sie begriff, daß manche Antworten tatsächlich nicht schlicht und klar sein konnten. Die Magie ging ohnehin meistens seltsame Wege, und die Vorhersagemagie war stets eine heikle Angelegenheit, selbst dann, wenn es nicht gerade um Mundanier ging.
    »Es wird langsam Nacht«, sagte die Gorgone sanft. Tatsächlich zeigte das vollgestellte Fenster in seinem einzigen freien Ausschnitt fast völlige Dunkelheit. »Dann könnt ihr euch ja freier bewegen. Wir müssen den Magier Humfrey in Ruhe arbeiten lassen.« Sie führte sie in ein anderes Zimmer, in dem ein Sofa stand. »Ihr werdet euch erst einmal ausruhen wollen. Ich wecke euch um Mitternacht.«
    Das war gut: Es gab sanitäre Anlagen und ein angenehmes Strohbett. Imbri legte sich hin und schlief ein. Sie hätte sich genausogut auch im Stehen ausruhen können, doch sie argwöhnte, daß sich die Gorgone Sorgen wegen möglicher Hufabdrücke, Pferdeäpfel und so weiter machte, deshalb war es besser, wenn sie sich hinlegte. Eigentlich gab es keine Stelle in Xanth, die man nicht durch etwas Düngekot noch hätte verbessern können, aber dafür schienen die Menschen nur wenig Verständnis aufzubringen.
    Natürlich bekam sie Besuch von einer Nachtmähre. Sie erkannte sie sofort. »Mähre Crisium!« rief sie im Traum. »Wie steht’s zu Hause?«
    »Das Dunkle Pferd macht sich Sorgen«, erwiderte Christa. Genau wie Imbri konnte auch sie im Traum Menschensprache sprechen. »Der Nachthengst meint, daß die Bedrohung immer näher kommt und daß du die einzige bist, die sie aufhalten kann; aber du bist dem Feind in die Falle gelaufen.«
    »Das stimmt, aber ich bin ihm auch wieder entkommen«, entgegnete Imbri. »Ich habe König Trent

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