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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angélique Mundt
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lief der Schweiß den Rücken runter. Weiter. Nächster Versuch. Vielleicht die anderen Ziffern. 20201910 – und Enter.
    Sie war drin. Fast hätte sie aufgeschrien. Sie konnte es kaum fassen. Doch die Fenster bauten sich vor ihren Augen auf. Wie zum Teufel war Gabriele Henke an diese Informationen gekommen? Darüber musste sie später in Ruhe nachdenken. Jetzt schnell. Was sollte sie kopieren? Sie öffnete den Ordner Eigene Dateien und überflog dessen Inhalt. Es waren an die dreißig Unterordner zu sehen. Sie fing an, alles auf den Stick zu ziehen, was nach Studie aussah. Es dauerte und dauerte. Ewig. Einem letzten Ordner konnte sie nicht widerstehen: Privat . Auch den kopierte sie und sah die virtuellen Blätter fliegen. Plötzlich hörte sie Schritte im Gang. Näher kommend. Sich entfernend. Sie atmete so flach sie nur konnte. Das war natürlich Unsinn. Wie sollte sie jemand durch die geschlossene Tür atmen hören? Man würde sie zuerst sehen – nicht hören. Sie hob den Kopf und scannte blitzschnell, ob es ein Versteck gab, falls jemand hereinkam. Nein, nichts. Sie könnte es im Schrank versuchen. Aber der war natürlich nicht leer. Mist. Schneller. Schnell raus.
    Plötzlich ertönte ein »Plong«. Sie riss vor Schreck fast den Laptop vom Tisch. Der Lautsprecher war an. Eine E-Mail war hereingekommen. Der E-Mail-Account. Wie könnte sie den kopieren? Sie hatte keine Ahnung. Das führte zu weit, oder? Sie spürte ihr Herz donnern.
    Wieder langsame Schritte im Gang. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Saß wie paralysiert da. Die Schritte waren für Neumann zu langsam. Warte, ermahnte sie sich. Die Schritte kamen näher. Stoppten vor der Tür. Sie hyperventilierte, wollte ihrem Fluchtinstinkt nachgeben und einfach aufspringen, aber ihre Beine waren wie gelähmt. Dann entfernten sich die Schritte.
    Tessas Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie hielt es nicht länger aus. Sie schloss alle Ordner. Die E-Mails konnte sie eben nicht mitnehmen. Sie jetzt zu lesen kam nicht infrage. Sie ließ den USB-Stick auswerfen. Dann dauerte es ewig, bis der Laptop endlich vollständig runtergefahren war. Sie klappte ihn zu. An der Tür drehte sie sich noch einmal um und vergewisserte sich, dass alles so aussah wie vorher. Sie hatte nichts verschoben, nichts liegen gelassen. Sie lauschte. Auf dem Gang schien es leer. Sie öffnete vorsichtig die Tür. Niemand da. Sie zog die Handschuhe aus und eilte den Gang hinunter Richtung Ausgang. Sie öffnete die Labortür und stieß fast mit einem dicklichen Mann mit Nickelbrille zusammen, der die Arme voller Ordner hatte. Zwei fielen polternd zu Boden.
    »Herrje, können Sie nicht aufpassen.«
    »Entschuldigung.« Mehr brachte sie nicht heraus. Ihre Eingeweide zogen sich zu einem Knäuel in der Magengegend zusammen. Sie bückte sich, um nach den Ordnern zu greifen. Plötzlich blickte Tessa direkt in die blauen Augen des dicken Mannes.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte der Mann.
    Tessa konnte seinen schlechten Atem riechen. »Ja, wieso?«
    »Ihnen steht ja der Schweiß auf der Stirn. Und Sie sind ganz blass.«
    »Es ist warm hier drin. Ich hab alles im Griff«, log Tessa.
    »Na, dann lassen Sie bitte meine Ordner los.«
    Tessa hatte nicht bemerkt, dass sie beide an einem Ordner zogen. Sie ließ ihn los, als ob sie sich daran verbrannt hätte. »Natürlich. Schönen Tag noch.« Sie drängelte sich an ihm vorbei durch die Tür in die Eingangshalle.
    Als sie diese durchquerte, um zum Treppenhaus zu gelangen, hielt sie abrupt inne. Vor den Fahrstühlen standen zwei Polizisten. Wie konnten die so schnell da sein? Ihr wurde schlagartig kalt. Erst dann sah sie den zierlichen Mann, der zwischen den beiden Polizisten stand. Er trug Handschellen. Vermutlich brachte die Polizei nur einen Verdächtigen zur forensischen Begutachtung. Sie waren nicht ihretwegen hier. Wie töricht von ihr. Sie gab ihrem Fluchtinstinkt nach und rannte ins Treppenhaus.
    *
    Als Tessa in ihr Büro zurückkam, hatten ihre Hände noch nicht aufgehört zu zittern. Am liebsten hätte sie die Tür von innen abgeschlossen. Stattdessen lehnte sie sich dagegen und dankte Gott, dass sie niemandem auf dem Flur begegnet war. Sie musste sich beruhigen. Jetzt sofort. Sie nahm den USB -Stick aus ihrer Hosentasche und überlegte, was sie damit tun sollte. Sie würde die Daten zur Sicherheit an ihre private E-Mail-Adresse senden. Den Stick verstecken. Sie sah, dass das Lämpchen ihres Anrufbeantworters blinkte: Acht neue Nachrichten. Die

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