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Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nacht ohne Angst: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angélique Mundt
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können, dann wärst du jetzt eine Verdächtige!«
    »Dann bin ich eben verdächtig.« Sie wollte ihm nicht entgegenkommen. Er hatte sie leidenschaftlich geliebt und dann zugebissen, als sie ihren Hals gezeigt hatte. Er hatte sie weggeschoben, nachdem er bekommen hatte, was er wollte.
    »Tessa, bitte, es tut mir leid. Ich hätte nicht sagen sollen … versteh mich doch. Ich …«
    Wie sollte sie darauf reagieren? Sie war nicht sicher, ob er das, was sie sagen konnte, auch hören wollte. Also schwieg sie. Sie würde sich nicht noch einmal ausnutzen lassen.
    »Ich möchte das in Ruhe mit dir klären. Ich rufe dich später an.« Er verharrte ein paar Sekunden. Vielleicht wartete er auf ein Zeichen. Dann drehte er sich um, und die Tür klappte hinter ihm zu.
    Tessa biss sich auf die Lippen. Sollte er doch gehen. Sollte er den Mörder finden. Verdammt. Nicht mal das schaffte er. Sie wandte sich ihrem Laptop zu und haute auf die Tasten, als könnten die etwas dafür. Auf der Homepage der Universitätsklinik fand sie Informationen über ihren Oberarzt. Auf dem Foto war er schlecht getroffen. Sein schütteres Haar ließ ihn alt aussehen, und durch die Reflexion seiner Brille konnte man die Augen nicht erkennen. Das rosa Hemd passte nicht zur breiten grünen Krawatte. Schauderhaft. Familienstand – ledig, keine Kinder. Stimmt, sie hatte ihn nie von einer Frau sprechen hören. Er war Single. Nicht schlimm. War sie auch.
    Weiter unten fand sie einen kurzen Lebenslauf: 1966 in Dresden geboren. 1984 bis 1986 Medizinstudium in Dresden, dann Wechsel an die Humboldt-Universität. 1995 bis 1999 Aufenthalt in Australien. Er hatte dort auch promoviert. Davon hatte er geschwärmt. Nächste Station war die Schweiz. Dort hatte er bis 2003 in einer Suchtklinik gearbeitet. Dann Wechsel in die Neurologie. Die Kontakte hatte er vermutlich aus seiner Facharztausbildung zum Psychiater. Erst 2009 war er zurück nach Deutschland gekommen. Gleich auf die jetzige Stelle. So weit, so gut. Hier war überhaupt nichts auffällig. So kam sie nicht weiter. Sie klickte sich durch zur Übersicht seiner Publikationen. Fein säuberlich getrennt waren Buchbeiträge und Artikel für Fachzeitschriften aufgelistet. Eine beeindruckende Liste. Tessa kam nicht umhin, ihrem Oberarzt für diese Veröffentlichungsrate Respekt zu zollen. Ihre eigenen Veröffentlichungen konnte sie an zwei Händen abzählen. Sie forschte einfach nicht gerne. Vermutlich sollte sie in die ambulante Patientenbehandlung wechseln. Wenn sie gegen ihn Stellung bezog, waren ihre Tage in der Klinik ohnehin gezählt. Vielleicht hatte Sascha recht, Neumanns Forschungstätigkeit prädestinierte ihn für eine Arbeit in der Pharmaindustrie.
    Sie suchte in ihrer Handtasche den USB -Stick mit den geklauten Daten von Neumanns Laptop. Sie öffnete als Erstes den Privat-Ordner seiner Festplatte. Noch gestern hatte sie sich nicht getraut, den Ordner zu öffnen. Heute hatte sie eine Grenze überschritten. So vollgestopft mit Dateien seine Forschungsordner waren, so leer war der Privatordner. Mietvertrag, Korrespondenz mit Versicherungen, ein Briefwechsel wegen einer überhöhten Rechnung der Autowerkstatt, mehr nicht. So langweilig konnte kein Mensch sein. War er aber.
    Tessa wandte sich ab, um aus dem Fenster zu starren. Neumann schien ein einsamer Mann. Er hatte eine gradlinige Karriere gemacht, er hatte eine Täuschung überhaupt nicht nötig. Warum also? Ein Gedanke blitzte auf: Hatte die Tochter von Henke nicht erzählt, dass ihre Mutter in Dresden begonnen hatte, Medizin zu studieren? Wann war das gewesen? Vielleicht kannte Neumann sie zufällig? Aber das hätte er gesagt, oder? Und Gabriele Henke hatte jedenfalls nichts davon erwähnt. Also unwahrscheinlich. Das erinnerte Tessa daran, dass sie Kontakt zu der Berliner Kollegin aufnehmen wollte. Die wusste den genauen Zeitpunkt des Studiums. Tessa drehte sich zum Schreibtisch und öffnete Google. Kinderärztin. In Berlin. Wie hieß sie doch gleich? Mist, Tessa hatte den Namen vergessen. Oder Maria Rosenstein hatte ihn nicht genannt. Im Internet kam Tessa so nicht weiter. In den Gelben Seiten und bei Med-Kolleg waren zu viele Kollegen gelistet. Sie brauchte einen Namen.
    Kurze Zeit später hatte sie sich die Patientenkurve von Gabriele Henke aus dem Dienstzimmer geholt und blätterte in ihren Notizen, bis sie auf die Telefonnummer der Tochter stieß. Sie hatte Glück, Maria Rosenstein ging an ihr Handy und wusste sofort, wen Tessa meinte. Christine

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