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Nacht ohne Ende

Nacht ohne Ende

Titel: Nacht ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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einen Bericht über Sabras Gesundheitszustand wartete.

13
     
    »Warum geht denn da keiner ans Telefon?« Die jüngsten Ereignisse hatten Dendys charakteristisches Geschnauze auf ein schrilles Winseln reduziert. Er war völlig außer sich.
    Tatsächlich hatten die Schüsse im Laden auch alle anderen Insassen des Transporters in einen Zustand versetzt, der an Panik grenzte. Cole Davison war nach draußen gestürmt, nur um wenige Augenblicke später wieder zurückzukehren und Calloway lauthals zu beschimpfen, weil dieser das Sondereinsatzkommando mobilisiert hatte.
    »Sie haben es mir versprochen! Sie haben gesagt, Ronnie würde nicht verletzt werden! Wenn Sie ihn unter Druck setzen, wenn er das Gefühl hat, dass Sie ihn in die Enge treiben, könnte er... könnte er sich zu einer Verzweiflungstat hinreißen lassen und etwas in der Art tun, wie er es damals getan hat.«
    »Beruhigen Sie sich, Mr. Davison. Ich ergreife Vorsichtsmaßnahmen, wie ich es für richtig halte.« Calloway hielt den Telefonhörer ans Ohr und wartete angespannt, aber bisher hatte noch niemand im Gemischtwarenladen auf seinen Anruf reagiert. »Kann irgendjemand sehen, was da drinnen los ist?«
    »Da ist irgendwas im Gange«, rief einer der anderen Agenten zurück. Über Kopfhörer verständigte er sich mit einem Kollegen draußen, der mit einem Fernglas ausgerüstet war. »Kann aber nicht erkennen, wer da gerade was macht.«
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
    »Ja, Sir. Werden Sie dem Jungen von Huerta erzählen?«
    »Wer ist das?«, verlangte Dendy zu wissen.
    »Luis Huerta. Einer von zehn polizeilich Gesuchten, die ganz zuoberst auf unserer Liste stehen.« Auf die Frage des Agenten erwiderte Calloway: »Nein, ich werde nichts davon verlauten lassen. Das könnte womöglich alle in Panik versetzen, einschließlich Huerta selbst. Der Kerl ist so ziemlich zu allem fähig.«
    Schließlich ging Ronnie ans Telefon. »Nicht jetzt, wir sind beschäftigt!«
    Calloway fluchte lästerlich, als Ronnies hektische Stimme von dem Wählton abgelöst wurde. Er wählte sofort erneut die Nummer des Gemischtwarenladens.
    »Einer der beiden Mexikaner da drinnen steht auf der FBI-Liste der zehn am dringendsten gesuchten Verbrecher?« Cole Davison wurde immer verzweifelter. »Weswegen denn? Was hat er getan?«
    »Menschenhandel. Er schleust heimlich mexikanische Staatsbürger über die Grenze, mit dem Versprechen, ihnen Arbeitsgenehmigungen und gut bezahlte Jobs zu verschaffen, und verkauft sie dann in die Sklavenarbeit. Im letzten Sommer bekam die Grenzpatrouille einen anonymen Hinweis auf einen solchen Transport und heftete sich an seine Fersen. Als Huerta und zwei seiner Kumpane merkten, dass sie drauf und dran waren, festgenommen zu werden, ließen sie den Laster einfach in der Wüste von New Mexico stehen und zerstreuten sich in alle Himmelsrichtungen wie die Kakerlaken, die sie sind. Alle entgingen der Festnahme.
    Der Laster wurde erst drei Tage später gefunden. Fünfundvierzig Menschen - Männer, Frauen und Kinder - waren in dem verschlossenen Fahrzeug zusammengepfercht. Die Hitze im Inneren des Containers muss fünfzig Grad oder sogar noch mehr betragen haben. Huerta wird wegen fünfundvierzigfachen Mordes und verschiedener anderer schwerer Straftaten gesucht.
    Seit fast einem Jahr ist er irgendwo in Mexiko untergetaucht. Die Behörden da unten sind kooperativ und ebenso scharf darauf, ihn zu fassen wie wir, aber er ist ein verdammt vorsichtiger Bastard. Nur eine einzige Sache könnte ihn dazu bewegen, aus seinem Versteck herauszukommen und eine Entlarvung zu riskieren. Geld. Sehr viel Geld. Daher schließe ich aus der Tatsache, dass er hier wieder aufgetaucht ist, dass irgendwo in der näheren Umgebung eine Ladung Menschen darauf wartet, verkauft zu werden.«
    Davison sah aus, als wäre er bereit, seine letzte Mahlzeit einzunehmen. »Wer ist der Mann bei ihm?«
    »Einer seiner Bodyguards, davon bin ich überzeugt. Sie sind gefährliche, absolut skrupellose Männer, und ihr Geschäft ist, wie gesagt, Menschenhandel. Was mich allerdings etwas verwirrt, ist, warum sie nicht bewaffnet sind. Oder wenn sie es sind, warum sie sich dann nicht schon längst ihren Weg nach draußen freigeschossen haben.«
    Dendys Brust hob und senkte sich heftig, während er einen erstickten Laut ausstieß, der wie ein Schluchzen klang. »Hören Sie zu, Calloway. Ich habe nachgedacht.«
    Obwohl Calloway noch immer den Telefonhörer ans Ohr gedrückt hielt, widmete er Russell

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