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Nacht ohne Schatten

Nacht ohne Schatten

Titel: Nacht ohne Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Klönne
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verlieren. Das ist er jetzt also, der Höhepunkt, auf den sie seit Tagen zugesteuert sind. Judith Ex-Superstar Krieger wird der Soko S-Bahn verwiesen, weil sie nicht pariert. Obwohl Manni sich in den letzten Tagen ständig mit ihr gestritten hat, wünscht er plötzlich, das wäre alles nicht wahr.
    Â»Komm wieder, wenn du bereit bist, im Team zu ermitteln«, bellt Axel Millstätt.
    Die Krieger wird noch eine Spur bleicher, ihre Hände zittern, vergeblich versucht sie das zu verbergen. »Ich habe mein Wort gegeben, Axel, ich kann Olga nicht verraten. Ich erstelle ein Protokoll über ihre Aussage. Manni kann bezeugen, dass eine offensichtlich minderjährige Russin im Saunaclub Popolows zur Prostitution gezwungen wird. Das reicht doch, um den Laden hochzunehmen.«
    Â»Darum geht es nicht.« Axel Millstätt macht einen Schritt auf die Krieger zu. »Es geht darum, dass du Anweisungen befolgst.«
    Sie nickt, als würde sie endlich begreifen, und fast glaubt Manni, dass sie die gewünschte Information doch noch ausspuckt. Aber natürlich tut sie das nicht, zieht stattdessen wortlos ihre Walther aus dem Holster, fischt den Dienstausweis aus der Hosentasche, drückt ihrem einstigen Förderer beides in die Hand und geht.
    Niemand sagt etwas, als Millstätt Waffe und Ausweis in seinen Schreibtisch sperrt. Erst als der KK-11-Chef die Aufgaben für die Razzia bei Popolow verteilt, mit der Staatsanwaltschaft telefoniert und Verstärkung anfordert, kommt wieder Leben in sie. Sie wollen dieses Zuhälterschwein drankriegen, seine Mädchen befreien, den Fall lösen, darum geht es, das ist ihr Job, dafür haben sie in den letzten Tagen malocht. Und vielleicht können sie sogar Swetlana retten, immerhin kennen sie dank der mysteriösen Quelle der Krieger nun deren Identität.
    Sie verabreden sich für den Einsatz in einer Viertelstunde amFuhrpark, verteilen sich solange in ihre Büros, in die Teeküche und in Mannis Fall aufs WC. Sein Handy vibriert, als er sich gerade den Hosenstall zuzieht. Er erkennt Judiths Nummer, will sie erst wegdrücken, meldet sich dann doch.
    Â»Nur fünf Minuten, Manni. Bitte. Unten auf dem Privatparkdeck.« Ihre Stimme ist leise, gefasst, trotzdem hört er die Dringlichkeit. Er flucht, ist plötzlich nicht nur sauer auf sie, sondern auch auf Millstätt, fühlt wieder die mühsam verdrängte Bitterkeit wegen Sonja. Er müsste triumphieren, angesichts des bevorstehenden Zugriffs auf den Saunaclub, doch stattdessen ist er nur genervt.
    Judith Krieger sitzt in ihrer Ente, rauchend und blass. Sie muss geheult haben, ihre Augen sind glasig, aber sie lächelt zittrig, sobald sie ihn sieht.
    Â»Danke, dass du gekommen bist.«
    Er verzichtet auf den Platz auf dem Beifahrersitz, der nicht nur zugenebelt ist, sondern, wie er aus Erfahrung weiß, auch sehr unbequem, lehnt sich lieber an ein parkendes Auto. »Ich hab wenig Zeit, wir müssen gleich los.«
    Â»Popolow?«
    Manni nickt, verkneift sich jeden weiteren Kommentar.
    Â»Olga hat sehr große Angst, Manni, ich kann sie nicht enttäuschen. Verstehst du das?«
    Â»Ja«, sagt er und merkt erstaunt, dass das stimmt.
    Judith Krieger lächelt, zieht an ihrer Zigarette. »Eine alte Freundin hat mir den Kontakt zu Olga vermittelt. Auch sie vertraut mir.«
    Vertrauen, denkt Manni müde. Sonja hat Angst, von ihm verletzt zu werden, vertraut ihm also nicht. Weil er ist, wie er ist? Weil sie ist, wie sie ist? Weil ihr Exfreund ein Arschloch ist? Kann man überhaupt jemals vertrauen oder von sich selbst glaubhaft behaupten, dass man jetzt und in Zukunft vertrauenswürdig ist? Ist das nicht alles eher eine Lotterie?
    Er spürt Judith Kriegers Blick auf sich. Achtlos schnippt sie eine Aschewurst auf den Betonboden der Garage.
    Â»Ich bin raus, du bist drin. An diesem Punkt waren wir schon mal, nicht wahr?«
    Die Ermittlungen im Wald, ihr erster gemeinsamer Fall in dem Aschram im Schnellbachtal. Auch damals ging es letztendlich darum, ein Mädchen zu retten. Manni grinst, fühlt sich der Krieger plötzlich nah.
    Â»Ich hoffe, ich muss als Nächstes nicht wieder zu den Vermisstenfahndern.«
    Â»Ich hoffe, das können wir verhindern.« Zum ersten Mal an diesem Tag wirkt ihr Lächeln echt. Sie steigt aus ihrer Ente, lehnt sich Manni gegenüber an den Kotflügel, wird wieder ernst.
    Â»Es gibt keine Spur von Nada, keinen Hinweis

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