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Nacht über Algier

Nacht über Algier

Titel: Nacht über Algier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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auf der Stelle in einem wunderbaren Abgrund.
    Ich habe wie ein Bär geschlafen. Die Sonne ist schon dabei, wieder unterzugehen, als ich zu mir komme. Mina sitzt auf der Bettkante und lächelt mir zu. Sie hat sich umgezogen und ihre Wimpern getuscht.
    »Ich hab dir Badewasser eingelassen«, zwitschert sie.
    »Das hab ich verdammt nötig.«
    Während sie mir den Rücken einseift, frage ich sie, ob jemand für mich angerufen habe.
    »Außer Monique niemand.«
    »Was wollte sie?«
    »Am Wochenende ist eine Hochzeit. Ich hab ihr gesagt, daß ich es mir noch überlege.«
    Gegen Abend halte ich es nicht mehr aus. Soria hat kein Lebenszeichen von sich gegeben. Ich werde wahnsinnig, weil ich nicht so geistesgegenwärtig war, mich nach ihrer Adresse und Telefonnummer zu erkundigen. Meine schlechte Laune nimmt um so mehr zu, je länger das Telefon keinen Mucks von sich gibt. Ich bin so enttäuscht, daß ich beim Abendessen keinen Bissen anrühre. Gegen Mitternacht fängt es wieder an, in meinen Schläfen zu hämmern. Mina bittet mich, zu ihr ins Bett zu kommen. Ich bleibe stur. Schließlich nicke ich auf der Polsterbank im Wohnzimmer ein.
    Am nächsten Tag genau dasselbe. Den ganzen Vormittag starre ich auf den Telefonhörer wie der Hund in der Werbung auf den Grammophontrichter. Außer den üblichen Anrufen nichts. Soria hüllt sich weiterhin in Schweigen. Ich habe kurz mit Baya gesprochen, um zu erfahren, ob vielleicht eine Dame versucht habe, mich im Büro zu erreichen, die Antwort läßt meine Stimmung noch mieser werden.
    Mina geht mir aus dem Weg, sie hat es gelernt, mir nicht zu nahe zu kommen, wenn ich mich wie eine bärbeißige Dogge gebärde.
    Am späten Nachmittag teilt mir Fouroulou, der Nachbarssohn, mit, daß unten vor dem Haus eine Frau in ihrem Auto auf mich warte. Mina hat sich noch nicht mal umgedreht, da bin ich schon auf der Straße.
    Soria begrüßt mich ungewohnt strahlend. Sie trägt ein hautenges, atemberaubendes Kostüm und drückt mir einen gierigen Kuß auf die Wange.
    »Passen Sie auf«, bremse ich sie. »Wollen Sie, daß meine Frau mich vor Gericht zerrt?«
    Sie wirft den Kopf zurück und lacht.
    »Ich habe es tatsächlich geschafft! Gestern habe ich mir die Füße wund gelaufen, und endlich bin ich mit meinem Anliegen auf offene Ohren gestoßen. Ab sofort haben wir von drei Seiten zuverlässige Unterstützung. Zwei Politiker und der oberste Anwaltskammerpräsident des Landes. Sie werden ihr Wort halten. Dafür sind sie bekannt. Und dabei habe ich ihnen nicht mal alles erzählt. Sie wissen, daß ich den Stier fest bei den Hörnern gepackt habe, und sind froh darüber. Ich garantiere Ihnen, daß sie voll und ganz hinter uns stehen. Aber das ist noch nicht die beste Nachricht. Raten Sie mal, wer mich vor knapp zwei Stunden angerufen hat?«
    »Ich bin zu müde.«
    »Der Che!«
    »Cherif Wadah?«
    »Höchstpersönlich.«
    Mit einem Schlag bin ich hellwach.
    »Wenn dieser Mann auf unserer Seite ist, dann haben wir das Spiel offiziell gewonnen.«
    »Er erwartet uns bei sich zu Hause.«
    »Wann?«
    »Jetzt. Steigen Sie ein.« Und schon braust sie los.
    »Wir werden den Linkshänder in der Luft zerfetzen, Kommissar«, jubiliert sie. »Ich schwöre Ihnen, den müssen Sie hinterher einzeln einsammeln.«
     
    »Sie sollten die Karre nicht auf der Straße stehenlassen«, empfiehlt uns Joe, nachdem er sich vergewissert hat, daß der Weg frei ist. »Ich mache Ihnen die Garage auf.«
    Ein großes schmiedeeisernes Tor schiebt sich zur Seite und öffnet sich auf einen mit Steinplatten ausgelegten Hof. Soria läßt das Auto unter ein Gewölbe von Bougainvilleasträuchern rollen. Joe schließt das Tor schnell wieder zu.
    In seinem flaschengrünen Hausmantel, die Hände in den Taschen, thront Cherif Wadah würdevoll auf einem kleinen Podest. Er ist frisch rasiert, hat das Haar nach hinten gekämmt und, wie es scheint, seine frühere Ausstrahlung zurückgewonnen. Als er mich auf sich zukommen sieht, breitet er die Arme aus.
    »Der tapfere Kommissar Llob.«
    Wir umarmen uns heftig, wie es sich für alte Kämpfer gehört.
    Soria wartet artig auf der untersten Stufe, bis sie an der Reihe ist. Unser Gastgeber fordert sie auf, ihm um den Hals zu fallen. Das läßt sie sich nicht zweimal sagen.
    »Du siehst großartig aus, meine Schöne«, säuselt er. »Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, hätte ich dich schon viermal geheiratet.«
    »Das können Sie anderen erzählen«, erwidert die Historikerin kokettierend.
    »Ich

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