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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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leicht«, sagte ich.
    Helen und ich gingen am Ufer entlang zu der Stelle, wo ich die Ruderdolle an Land geworfen hatte. Ich konnte ihren Blick geradezu spüren.
    »Du bist verdammt still«, sagte sie.
    »Tut mir Leid, war nicht beabsichtigt.«
    »Dave?«
    »Was gibt’s?«
    »Ich hab da so ein ungutes Gefühl.«
    »Was ist das?«, sagte ich und schaute zu den beiden Zimmerleuten, die hinter der Biegung des Bayous mit Hämmern und Sägen an einem Gartenpavillon arbeiteten.
    »Wegen dem, was der Polizist gesagt hat. Hast du Crown gewarnt?«
    »Im Bezirk Iberia wird niemand hingerichtet. Wir wollen den Mann ins Gefängnis bringen, aber nicht in einen Sarg.«
    »Dieses Gespräch hat nicht stattgefunden, Streak.«
    Die Zimmerleute waren auf allen vieren auf dem runden, spitz zulaufenden Dach des Pavillons zugange. Die Nageltaschen schaukelten vor ihren Bäuchen.
    »Das ist ja ein richtiges Fundament. Gießt ihr unter einem Gartenpavillon immer eine Betonplatte?«, fragte ich.
    »Bei Hochwasser fault sonst alles weg«, antwortete der eine.
    »Was habt ihr mit dem Erdaushub gemacht?«
    »Den hat ’n Typ abtransportiert, als Mutterboden.«
    »Was für ein Typ?«
    »Jemand, der für Mister LaRose arbeitet, nehm ich an.«
    »Habt ihr die Erde ausgehoben?«
    »Nein, Sir, das hat Mister LaRose selber gemacht. Er hat ’n eignen Bagger.«
    »Aha. Kommt ihr voran?«
    »Ja, Sir. Stimmt irgendwas nicht?«
    »Ganz und gar nicht«, sagte ich.
    Ich ging zu dem mit Gras bewachsenen Ufer hinab, über das sich kreuz und quer tiefe Abdrücke von Profilreifen und Raupenketten zogen. Ein kleiner Haufen aus Lehm und ausgerissenen Grassoden lag zwischen den Rohrkolben am Rande des Bayous. Ich stocherte mit einem Stock darin herum und sah zu, wie er sich in der Strömung auflöste und davontrieb.
    »Willst du was davon eintüten?«, fragte Helen.
    »Zeitverschwendung. Buford ist uns zuvorgekommen.«
    »Es war ja auch ein Schuss ins Blaue«, sagte Helen. »Außerdem musst du bedenken, woher die Auskunft stammt, Dave. Dock Green ist durchgeknallt.«
    »Nein, ist er nicht. Er ist bloß anders.«
    »Das ist ’n neuer Ausdruck dafür.«
    Ich sagte nichts. Wir stiegen die Böschung hoch und gingen unter den Bäumen auf das Haus zu. Goldene Sonnenstrahlen fielen zwischen den Stämmen hindurch, und man konnte das Wasser im Bachbett riechen und den erdig feuchten Duft der Farne und bloßliegenden Wurzeln, die wie zerrissene Spinnweben in der Strömung trieben.
    »Darf ich mal einen Moment aus der Reihe tanzen?«, sagte Helen.
    Ich schaute sie an und wartete. Sie ging weiter den Hang hinauf, hatte die Augen nach vorn gerichtet, die Schultern leicht gebeugt, die muskulösen, maskulin wirkenden Arme angewinkelt.
    »Die Morde, über die du dir den Kopf zerbrichst, haben sich nicht in unserem Zuständigkeitsgebiet ereignet. Der Indianer, der dich mit einer Machete aufmischen wollte, ist tot. Im Bezirk Iberia liegt gegen die LaRoses nicht das Geringste vor, Dave«, sagte sie.
    »Die beiden sind nicht sauber.«
    »Das gilt für den ganzen Planeten«, sagte sie.
    Wir nahmen auf dem Rückweg eine Abkürzung, kamen bei einem abgeernteten Feld aus dem Wald und gingen an den Stallungen und einem angrenzenden Gatter vorbei, wo ein einsamer brauner Wallach wie ein Stück fleckiges Rotholz in einer Säule aus Staub und Sonnenlicht stand. Er trug ein Brandzeichen, das tief in das Fell an seiner Flanke gegraben war, eine Rose, die aussah wie das Kalkgehäuse eines Ringelwurms.
    »Die müssen allem ihren Stempel aufdrücken, was?«, sagte ich.
    »Was sollen sie denn sonst nehmen? Spraydosen? Nun mach mal halblang«, sagte Helen.
    »Ich sag ihnen Bescheid, dass wir gehen«, sagte ich.
    »Mach das nicht, Dave.«
    »Wir sehen uns im Wagen, Helen.«
    Sie entfernte sich über das Feld in Richtung Auffahrt. Ich ging durch den Garten auf das Vordach zu und warf einen Blick durch einen Bambusbusch auf die verglaste Rückseite des Hauses, wo Karyn ihre Turnübungen gemacht hatte. Wir starrten einander verdutzt und zugleich mit einer beiderseitigen Vertrautheit an, die über das Hier und Jetzt hinausging, die ich nicht erklären konnte, geschweige denn mich dagegen wehren, die ein bewusst vergessenes Bild heraufbeschwor – zwei Menschen, die sich beim Geschlechtsverkehr offen ins Gesicht schauen.
    Ich hatte sie an der Bar überrascht, auf deren Marmorplatte ein Sektglas und ein silberner Eiskübel mit einer Flasche Cold Duck standen. Doch Karyn LaRose ließ sich durch eine

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