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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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herausgerissen hatte. Er rannte über Sandbänke hinweg, durch Tümpel, hörte, wie hinter ihm die Kabine in Trümmer geschossen wurde, wie das Glas barst, wie die Kugeln scheppernd auf Metall schlugen, wie zerfetzte Bretter zwischen die Bäume flogen, als ob ein Waldbrand ausgebrochen wäre.
    Als er den Außenborder angeworfen hatte, blickte er kurz zurück.
Feuer.
Das hatte er nicht bedacht. Sie hatten ihre Magazine mit Leuchtspurgeschossen geladen, und jetzt leckten Flammenzungen um die Kabine des Austernkutters.
    Aarons Augen, die tief unter der Schlammkruste in seinem Gesicht lagen, waren rosa wie Mercurochrom, und in seinem Blick spiegelte sich die Erkenntnis wider, dass er soeben den letzten Beweis für die Verschwörung erhalten hatte, die seit jeher gegen ihn und seine Familie im Gange war. Irgendwie empfand er dabei Genugtuung, kam sich zutiefst bestätigt vor, und er genoss dieses Gefühl, so als werde er in warmes Wasser getaucht und gebadet. Mit geradezu sinnlicher Lust biss er die Zähne zusammen, doch er hätte beim besten Willen nicht sagen können, warum.
    In der gleichen Nacht hinterließ jemand, der einen harten Hinterwäldlerakzent sprach und seinen Namen nicht nannte, eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter: »Buford hat Sie rumgekriegt. Ich weiß nicht, wie. Aber mir isses gleich, ob ich einer Drecksau den Sack abschneid oder zwei.«

30
    Die Geschichte von Aaron Crowns Flucht vor der State Police ist meine Darstellung der Ereignisse, die mir ein Deputy aus dem Bezirk St. Martin schilderte, als wir im Warteraum des Iberia General saßen, ein paar Türen von dem Krankenzimmer entfernt, in dem Batist lag. Clete und ich blickten dem Deputy hinterher, als er in den Fahrstuhl stieg und uns mit ausdrucksloser Miene anschaute, während sich die Tür schloss.
    »Was meinst du?«, fragte Clete.
    »Es war kein Zufall, dass Mookie Zerrang am gleichen Abend zu meinem Haus kam, an dem Crown umgelegt werden sollte.«
    Clete beugte sich vor und rieb die Hände aneinander, zupfte an einer Schwiele und schaute mich mit seinen grünen Augen nachdenklich an. Er war in zweieinhalb Stunden von New Orleans hierher gefahren, sodass der Dampf wie Trockeneisnebel unter der Haube seines Cadillac hervorgequollen war, als er unter den Bogenlampen auf dem Krankenhausparkplatz angehalten hatte.
    »Zerrang muss aus der Welt, Streak«, sagte er.
    »Wird er auch.«
    »Wird er nicht. Es sei denn, du oder ich sorgen dafür. Der Typ steht in hohen Diensten, Mann.«
    Ich antwortete nicht.
    »Du weißt, dass ich Recht habe. Wenn die dreckige Touren reiten, ziehn wir die schwarze Flagge auf und zahlen’s ihnen heim«, sagte er.
    »Das ist nicht der richtige Ort, um so was zu besprechen.«
    »Ich kenn ’n Freak im Bezirk Jefferson. Ein echter Irrer. Sogar die Mafiosi gehen auf die andre Straßenseite, wenn sie den kommen sehn. Aber er schuldet Nig fünf Riesen. Ich kann das mit den Außenständen regeln. Mookie Zerrang wird auf dem Zahnfleisch gehen ... Hörst du überhaupt zu?«
    Ich ging zum Getränkeautomaten, steckte dann mein Kleingeld wieder ein und lief weiter zum Schwesternzimmer.
    »Ich muss mit meinem Freund sprechen«, sagte ich.
    »Tut mir Leid, nicht bevor der Arzt noch mal bei ihm gewesen ist«, erwiderte die Schwester. Sie lächelte und wollte nicht unhöflich sein.
    »Dann bitte ich um Entschuldigung«, sagte ich und ging an ihr vorbei in Batists Zimmer.
    Er lag auf der Seite, mit dem Gesicht zur Wand, und hatte den ganzen Rücken voller Verbände. Der Eindringling hatte ihn mit einer ausziehbaren Stahlrute bearbeitet, wie man sie in Spezialgeschäften für Polizei- und Wachschutzbedarf kaufen kann. Das Modell, das der Eindringling benutzt hatte, hatte außerdem eine Stahlkugel an der Spitze, die etwa so groß wie eine kleine Murmel war. Die Sanitäter hatten Batists Latzhose und sein T-Shirt mit Scheren abschneiden und ihm den Stoff wie Spinnweben von der Haut ziehen müssen.
    Sein Kopf fuhr herum, als er mich hörte.
    »Alles okay, Partner«, sagte ich und ging um das Fußende des Betts herum.
    Sein rechtes Auge war zugeschwollen, die Nase gebrochen und kreuz und quer verpflastert.
    »Ich hab nich’ viel davon gespürt, Dave. Er hat mir zuerst eins auf den Kopf verpasst, weil ich aufgestanden bin und ihm noch mal aufs Maul gehaun hab«, sagte er.
    Ich nahm einen Stuhl und setzte mich neben das Bett.
    »Ich verspreche dir, dass wir den Kerl kriegen«, sagte ich.
    »Es is’ nicht deine Schuld.«
    »Man hat Aaron

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