Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
lächelte voller Vorfreude, wenn sein Auftritt nahte.
Beim Frühstück brachte ich keinen Bissen herunter. Ich ging ins Wohnzimmer und putzte die Stelle, an der wir Batist gefunden hatten. Ich stopfte den Läufer, auf dem er gelegen hatte, und die Papiertücher, mit denen ich die Zypressendielen geschrubbt hatte, in einen Plastikmüllsack.
»Ich geh runter zum Köderladen«, sagte ich zu Bootsie.
»Mach doch für heute dicht«, erwiderte sie.
»Es ist Samstag. Womöglich kommen ein paar Kunden vorbei.«
»Nein, du willst nur ungestört telefonieren. Mach’s von hier aus. Ich geh weg«, sagte sie.
»Wir haben beide kaum geschlafen, Boots. Wir sollten uns heute nicht wehtun.«
»Dann halt dich selber dran.«
Darauf fiel mir nichts mehr ein. Ich schloss den Köderladen auf und wählte Buford LaRoses Nummer.
»Hallo?«, sagte Karyn.
»Wo ist Buford?«
»Unter der Dusche.«
»Hol ihn ans Telefon.«
»Lass ihn in Ruhe, Dave. Bleib uns vom Leib.«
»Vielleicht sollte ich ihn mir ein andermal vornehmen. Wie wär’s zum Beispiel beim Ball zur Amtseinführung?«
»Dazu braucht man eine Einladung. Du kommst da nicht rein ...« Sie stockte, so als lasse sie ein Stück Eis auf ihrer Zunge zergehen. »Übrigens, da du Naturschützer bist, hab ich was, das dir gefallen wird. Ich habe mit jemandem darüber gesprochen, dass man das Sumpfgebiet rund um deinen Laden zum Landschaftsschutzgebiet erklären sollte. Das heißt natürlich, dass jegliches Gewerbe vom Staat oder von der Bundesregierung übernommen wird. Oh, Buford trocknet sich gerade ab. Einen schönen Tag noch, Dave.«
Sie legte den Hörer auf einen Tisch und rief heiter und beschwingt: »Rat mal, wer dran ist?«
Ich hörte, wie Buford das Telefon in die Hand nahm.
»Nicht verraten«, sagte er.
»Halten Sie den Mund, Buford ...«
»Nein, diesmal halten Sie den Mund, Dave. Aaron Crown hat sich nicht an die Abmachung gehalten. Er sollte sein Gewehr ins Wasser werfen. Stattdessen hat er mit einer Blechbüchse oder irgendetwas Ähnlichem herumgefuchtelt, worauf ein Polizist das Feuer eröffnet hat. Ich habe versucht, es zu verhindern.«
»Sie waren dabei?«
»Ja, natürlich.«
»Ich glaube, Sie lügen«, sagte ich. Aber seine Erklärung nahm mir den Wind aus den Segeln.
»So war es aber. Erkundigen Sie sich.«
»Der Schwarze, der bei mir arbeitet, wurde gestern Abend fast zu Tode geprügelt.«
»Tut mir Leid. Aber was habe ich damit zu tun?«
Ich spürte, wie sowohl meine Wut als auch mein Selbstvertrauen schwanden. Ich rieb mir mit dem Handballen über das Auge, bis ich nur noch konzentrische rote Ringe sah. Meine Hände fühlten sich kalt und dick an, und ich roch meinen eigenen Schweiß. Ich wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus.
»Dave, ist alles in Ordnung?«, fragte er. Seine Stimme klang merkwürdig, beinahe mitleidig.
Ich legte auf, setzte mich an den Ladentisch, stützte die Arme auf den Tresen und ließ den Kopf hängen, fühlte mich mit einem Mal erschöpft, ohnmächtig und ausgelaugt, so als hätte ich einen Virus im Leib. Ich hörte, wie Bootsie mit ihrem Wagen zur Straße zurücksetzte, und sah dann, wie sie mit Alafair über die lange Eichenallee in Richtung Stadt fuhr. An einem Pfosten hinter dem Tresen hing ein kleiner Metallspiegel. Das Gesicht, das ich darin sah, kam mir nicht bekannt vor.
31
Clete und ich besuchten Batist im Iberia General und fuhren dann weiter zu Red Lerille’s Fitnessstudio in Lafayette. Clete bestellte sich im Café vor dem Übungsraum eine Folienkartoffel mit Käse und Sauerrahm, Schinkenstreifen und grünen Zwiebeln, setzte sich mit seinem Essen an einen Tisch neben der Glaswand und sah zu, wie ich mich eine halbe Stunde an den Geräten abrackerte. Dann zog er eine Badehose an, schwamm ein paar Runden in dem beheizten Freiluftbecken und traf sich dann mit mir im Dampfbad.
»Wie geht’s?«, fragte er.
»Ganz gut. Ist bloß ein leichter Malariaanfall.«
Ein Mann, der neben uns saß, faltete eine Zeitung zusammen, legte sie auf die Kacheltreppe und ging hinaus. Clete wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
»Du setzt dir selber wieder viel zu hart zu, Großer«, sagte er.
»Mehrere Menschen sind tot. Bislang ist niemand verhaftet. Jemand wie Batist wird von einem Abartigen angefallen. Nun sag mir mal, was ich richtig gemacht habe.«
»Jetzt hör mir mal zu«, sagte er und hielt mir den Finger vors Gesicht. Die Haut auf seinen breiten Schultern und der massigen Brust war
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