Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Aufputschmittel?«, fragte ich.
    »Nein. Es ist ... Er kriegt sie verschrieben. Er ist manchmal einfach übermüdet.«
    »Du solltest lieber jemanden holen, der ihm hilft, Karyn.«
    Ich ging durch den Vorsaal zur Tür.
    »Gehst du schon?«, fragte sie.
    Sie blieb unmittelbar vor mir stehen, blickte zu mir auf. Sie war durch den anstrengenden Marsch mit Buford ins Schwitzen geraten, und ihre platinblonden Haare und die braune Haut bekamen im Schein der Deckenlampe einen stumpfen Glanz. Ich konnte ihr Parfüm riechen, ihre Hitze spüren. Sie lehnte die Stirn an meine Brust und legte mir ihre Hände auf die Arme.
    »Dave, es war nicht bloß der Alkohol, oder? Du hast mich gemocht, nicht?«
    Sie trommelte mit ihren kleinen Fäusten auf meinen Hintern, drehte den Kopf an meiner Brust hin und her, als wollte etwas aus ihr heraus, etwas Unaussprechliches vielleicht, eine Überlegung, die ihr Leben betraf.
    Ich legte ihr eine Hand auf den Arm und tastete mit der anderen nach dem Türgriff hinter mir. Er ließ sich nicht bewegen, lag starr und steif in meiner schweißnassen Hand.

9
    Einen Tag später hielt Clete Purcels lindgrünes Cadillac-Kabriolett vor der Dienststelle des Sheriffs. Das Dach war heruntergeklappt, und Mingo Bloomberg saß auf dem Beifahrersitz. Clete und Mingo kamen den Weg herauf, durch das Wartezimmer und in mein Büro. Mingo, in weißen Hosen und einem zitronengelben Hemd mit Doppelmanschetten, blieb vor meinem Schreibtisch stehen. Er verdrehte den Hals, als ob sein Kragen zu eng wäre, dann steckte er sich ein Pfefferminzbonbon in den Mund.
    »Mein Anwalt will dafür sorgen, dass meine Verhandlung schnell anberaumt und die Kaution festgesetzt wird. Ich will vor Gericht gut dastehen. Wenn Sie also Fragen haben, bringen wir’s jetzt hinter uns, okay?«, sagte er. Er zerbiss das Bonbon zwischen den Backenzähnen.
    »Mingo, ich glaube, mit der Tour kommst du hier nicht gut an«, sagte Clete.
    »Was geht hier vor, Clete?«, fragte ich.
    Clete ging hinaus auf den Flur und wartete auf mich. Ich zog die Tür hinter mir zu.
    »Short Boy Jerry hat mir zweihundert Mäuse gegeben, damit  ich die Fracht abliefer. Lass dir von Mingo nix erzählen. Sowohl Jerry Joe als auch das NOPD haben ihn schwer am Wickel«, sagte er.
    Ich öffnete die Tür und ging wieder hinein.
    »Wie geht es, Mingo?«
    »Meine Karre is’ geklaut worden. Ich hab kein schwarzes Mädchen ertrinken lassen. Folglich geht’s mir gut.«
    »Sie sind doch ein gestandener Kerl, oder?«, sagte ich.
    »Was soll das heißen?«
    »Jerry Ace will uns mit einem Appetithappen abspeisen, damit wir nicht aufs Hauptgericht zurückkommen. Ist Ihnen dabei wohl zumute, Mingo? Gefallen Sie sich als Horsd’œuvre?«, fragte ich.
    »Jedenfalls besser, als wenn ich als lebende Zielscheibe in New Orleans rumlaufe. Ich mein damit die Cops im First District, die womöglich jemand seine Birne auf dem Zement zertrampelt haben. Ich muss mal aufs Klo. Purcel hat nicht angehalten.«
    Er schaute durch die Glaswand hinaus und sah das Gesicht auf der anderen Seite.
    »Hey, halten Sie mir die vom Leib.«
    »Haben Sie was gegen Lieutenant Soileau?«, fragte ich.
    »Das is’ ’ne Muffenleckerin. Ich hab ihr am Telefon gesagt, sie soll sich ’n Gummischwanz besorgen und die Bäume anschiffen oder meinetwegen damit machen, was sie will, Hauptsache, sie wird den Druck los.«
    Helen kam durch die Tür. Ich legte ihr die Hand auf die Schulter und begleitete sie auf den Flur hinaus.
    »Jerry Joe hat ihn dazu gebracht, dass er sich stellt«, sagte ich.
    »Warum?«, fragte sie. Sie hatte nach wie vor den Blick auf Mingo geheftet.
    »Er steckt irgendwie mit Buford LaRose unter einer Decke und will uns vom Hals haben. Mingo sagt, dass er auf Kaution freikommt. Ich glaube, er hat es auf unsere Zeugen abgesehen.«
    »Den Teufel wird er tun. Ist er schon offiziell festgenommen?«
    »Noch nicht.«
    Sie riss die Tür so heftig auf, dass das Glas schepperte.
    Eine halbe Stunde später rief sie mich vom Gefängnis aus an.
    »Rat mal! Der Scheißkerl hat mich angegriffen. Ich hab den Papierkram fürs Gericht morgen früh schon fertig«, sagte sie.
    »Wo ist er?«
    »Im Stadtkrankenhaus. Er ist die Treppe runtergefallen. Außerdem musste er mit zwölf Stichen’ genäht werden, weil ich ihn mit dem Schlagstock erwischt habe. Die Kaution kannst du vergessen, mein Lieber. Der bleibt uns ’ne Weile erhalten.«
    »Helen?«
    »Schriftlich macht sich das bestens. Ich bin auf die katholische Schule

Weitere Kostenlose Bücher