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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Mexiko erhalten, einen von einem Priester in irgendeinem Kuhkaff tief im Landesinneren, den anderen von einem mexikanischen Drogenfahnder, der behauptet, er hätte mit der DEA in El Paso zusammengearbeitet... Der Kerl mit der Spinnwebentätowierung, dieser Irre, der ist von ein paar
Rurales
über den Haufen geknallt worden. Er liegt im Sterben und sagt, Sie wären auch dran ... Er sagt: ›Wegen dem
Bugarron.‹
Was ist ein
Bugarron?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Da unten war grad ein Gewitter. Die Verbindung ist abgebrochen, bevor ich aus dem Drogenfahnder schlau geworden bin ... Fliegen Sie heut Nachmittag runter. Nehmen Sie Helen mit. Amerikaner kommen da unten leicht in die Bredouille, wenn sie ohne Begleitung sind.«
    »Haben wir für so was denn Geld?«
    »Bringen Sie mir einen Sombrero mit.«

10
    Wir landeten spätnachts in El Paso. Am nächsten Tag saßen wir in aller Frühe in einer Zubringermaschine und flogen fünfhundert Meilen weit nach Mexiko hinein, zu einem staubigen, zwischen braunen Bergen liegenden Flugplatz, über den der Wind hinwegfegte. Der mexikanische Drogenfahnder, der uns in Empfang nahm, trug Jeans und Stiefel, dazu ein Sportsakko über einem blauen, verwaschenen Golfhemd und hatte seine Dienstmarke und eine Pistole am Gürtel hängen. Er hieß Heriberto, und er war unrasiert und hatte sich die Nacht um die Ohren geschlagen.
    »Der Typ hat Sie umbringen wollen, was?«, sagte er, als er auf dem Parkplatz seinen Cherokee aufschloss.
    »So ist es«, erwiderte ich.
    »So jemand möcht ich nicht am Hals haben.
Es indio,
Mann, wissen Sie, was ich meine? Jemand wie der brät sich Ihr Herz am offenen Feuer«, sagte er. Er schaute zu Helen.
»Gringita,
wollen Sie noch mal auf die Toilette? Da, wo wir hinfahren, gibt’s keine Büsche am Straßenrand.«
    Gleichgültig musterte er ihre ausdruckslose Miene.
    »Wie haben Sie sie genannt?«, fragte ich.
    »Vielleicht habt ihr letzte Nacht ebenfalls nicht geschlafen«, sagte er. »Ihr könnt schlafen, während ich fahre. Ich hatte noch nie einen Unfall auf dieser Straße. Letzte Nacht, als kein Mond da war, bin ich mit einem Scheinwerfer runtergefahren.«
    Die Sonne ging in einem orangefarbenen Dunstschleier über den Bergen auf, die aussahen wie aufgeschüttete Schlacke und an deren Hängen Kakteen, Mesquitegestrüpp und Chaparral wucherten. Die unbefestigte Straße wand sich durch eine Reihe von Arroyos, deren Sandsteinwände von Buschfeuern versengt waren, dann durchquerten wir einen Fluss, der wie heller Milchkaffee über einen geborstenen Holzdamm schäumte und die Ufer überflutete, und stießen schließlich zwischen Weiden und Regenbäumen auf einen aus Lehmziegeln gebauten Bahnhof ohne Dach. Die Gleise, die daran vorbeiführten, verschwanden, wie es schien, im Berghang.
    »Wundern Sie sich, wo die Gleise hingehn?«, sagte Heriberto. »Die Bergbaufirma hatte dort einen Tunnel. Der Zug is’ immer noch drin.«
    »Da drin?«, erwiderte ich.
    »Pancho Villa hat den Berg über dem Tunnel gesprengt, als ein Zug, der voll war mit Huertas Hunden, durchgefahren is’. Die sind immer noch da drin, Mann. Die kommen nicht mehr raus.«
    Ich nahm mein Notizbuch aus der Brusttasche meines Hemds und schlug es auf.
    »Was bedeutet
Bugarron?«,
fragte ich.
    Helen war eingeschlafen. Sie saß hinten, hatte den Kopf auf die Brust gesenkt.
    »Das Gleiche wie
Maricon,
nur dass sich der
Bugarron
für den Kerl hält.«
    »Geht’s hier um Homosexuelle? Ich kapier das nicht.«
    »Der ist
adicto,
Mann. Der Typ hat den Kopf voller Speed und Laborscheiß. Und die Schrotkugeln, die er im Leib hat, haben seinem Hirn auch nicht gut getan.«
    »Was für Laborscheiß?«
    Er konzentrierte sich auf die Straße und wich einem überfahrenen Hund aus, ohne auf meine Frage einzugehen.
    »Warum haben Sie uns hierher kommen lassen?«, fragte ich und versuchte, nicht allzu ungehalten zu klingen.
    »Der Priester is’ der Cousin meiner Frau. Er sagt, Sie sind in Gefahr. Aber das, was er weiß, hat er bei einer Beichte erfahren. Das heißt, dass er es Ihnen nicht selber sagen kann. Wenn Sie zurück zum Flughafen wollen, Mann, dann sagen Sie’s gleich.«
    Die Sonne, die am kobaltblauen Himmel stand, stieg zusehends höher. Wir fuhren durch eine flache Ebene, vorbei an Sumpflöchern und Schilfgras neben der Piste, schroffen Bergketten, die sich rasiermesserscharf am Horizont abzeichneten, an Indianerfamilien, die allem Anschein nach von weit her gekommen waren, da nirgendwo eine Ansiedlung

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