Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Drogenschmugglern. Die
Rurales
sind Indianer. Ihre Weltanschauung verbietet es ihnen, einem Geisteskranken absichtlich Leid zuzufügen.«
»Aha. Vielen Dank für alles, was Sie für uns getan haben, Pater.«
Helen und ich stiegen noch am selben Abend in eine viermotorige Maschine, die uns zu unserem Anschlussflug nach El Paso brachte. Sie schaute aus dem Fenster, als wir zur Startbahn rollten. Heriberto stand neben dem Hangar; er hatte eine Hand zum Abschiedsgruß erhoben.
»Wie siehst du das alles?«, fragte sie und deutete mit dem Kopf zum Fenster.
»Was?«
»Alles, was heute gelaufen ist.«
»Ein Freiluftirrenhaus«, sagte ich.
Später ließ sie den Kopf an meine Schulter sinken und schlief ein. Ich schaute eine Zeit lang zu, wie die Wolken von den Propellern verwirbelt wurden. Dann klarte der Himmel wieder auf, und tief unten sah ich die Lichter einer Stadt, die sich durch das ganze Tal erstreckte, und den Rio Grande, der im Mondschein schimmerte.
11
Am Montagmorgen ging Karyn LaRose durch das Wartezimmer der Dienststelle und blieb vor dem Büro des Telefonisten stehen. Sie brauchte nichts zu sagen. Wally schaute sie an und stand auf, ohne auch nur einmal nachzudenken (und später konnte er weder sich noch jemand anderem erklären, warum er es getan hatte).
»Ja, Ma’am?«, sagte er.
Sie trug ein eng geschnittenes weißes Kostüm, weiße Strümpfe und einen breitkrempigen Strohhut mit gelbem Band.
»Ist Dave zu sprechen?«, fragte sie.
»Klar, Mrs. LaRose. Bestimmt. Ich ruf ihn an und sag ihm, dass Sie unterwegs sind.«
Er beugte sich aus der Tür, schaute ihr hinterher, als sie den Flur entlangging.
Ich spürte, wie mein Hals rot anlief, wie bei einem Wundbrand, als ich ihr die Tür aufmachte. Zwei Deputys, die auf dem Gang vorbeikamen, warfen uns einen Blick zu, dann sagte der eine etwas zum anderen und schaute noch mal zurück.
»Du wirkst nervös«, sagte sie.
»Wie geht’s dir, Karyn?«, fragte ich.
Sie nahm vor meinem Schreibtisch Platz. Die Sonne zeichnete Streifenmuster auf ihren Hut und das Gesicht.
»Clay sagt, ich muss das machen. Ich meine, mich entschuldigen ... hier ... in deinem Büro. Beim Sheriff ebenfalls. Sonst würde ich keine Ruhe mehr finden«, sagte sie. Sie lächelte. Die platinblonden Haare waren unter den Hut gesteckt. Sie sah absolut hinreißend aus.
»Warum treibst du dich mit Clay Mason rum?«, fragte ich.
»Er war zu Gast auf der Universität. Er ist ein blitzgescheiter Mann. Und ein guter Dichter dazu.«
»Ich habe gehört, dass er seiner Frau bei einer Party in Mexiko den Kopf weggeschossen hat.«
»Es war ein Unfall«, sagte sie.
Ich warf einen Blick auf meine Uhr.
»Tut mir Leid, dass ich dir unrecht getan habe, Dave. Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll.« Sie holte Luft. »Wieso musst du mir gegenüber immer diese Angst und Schuldgefühle an den Tag legen? Ist es wegen dem Vorfall in dem Hotelzimmer? Um Himmels willen, hast du etwa gedacht, ich will dich verführen, während mein Mann ein paar Schritte entfernt schläft?«
»Hier geht’s nur um eine Frage, Karyn. Buford ist nicht der Mann, für den ihn die Leute halten. Er nimmt Geld von Jerry Joe Plumb. Ein gewisser Mingo Bloomberg hat es bei euch zu Hause abgeliefert.«
»Wer?«
»Er bringt Menschen um. Im Augenblick ist er in Haft, weil er ein schwarzes Mädchen in einem Auto draußen im Henderson-Sumpf hat ertrinken lassen.«
»Ich habe noch nie von ihm gehört. Und Buford vermutlich auch nicht.«
»Jerry Joe hängt mit dem Mob zusammen. Warum wollen Typen, die Verbindungen zum Mob haben, deinen Mann in Baton Rouge haben?«
»Ich versteh dich einfach nicht. Was versuchst du uns da anzuhängen? Bufords Gegenspieler sind die gleichen Leute, die David Duke unterstützt haben.«
»Na und? Ihr habt doch Aaron Crown zum Sündenbock gemacht.«
»Dave, du hast dich zum Fürsprecher eines Menschenfeindes gemacht, eines verkommenen Kerls, der seine Tochter geschändet und den tapfersten Bürgerrechtler von ganz Louisiana ermordet hat.«
»Woher weißt du, dass er Sabelle geschändet hat?«
»Tut mir Leid, ich bin nicht bereit, über so einen Mann zu reden.«
Ich schaute aus dem Fenster und spielte mit einer Büroklammer auf meinem Schreibtisch herum.
»Du setzt dich also für sinn- und hoffnungslose Fälle ein«, sagte sie. »Aber ich glaube nicht, dass du das aus Idealismus tust. Es ist purer Stolz. Du musst unbedingt der Bilderstürmer unter den Philistern sein.«
»Ich habe mich
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