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Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Fassadenkletterer oder eben ein Prominenter sein können.
    »Wie geht’s Ihnen, Sir?«, fragte ich.
    »Ich komm mir auch ohne das ›Sir‹ schon alt genug vor«, sagte er. Seine Zähne waren weiß und überkront, und wie die meisten Leute aus der Unterhaltungsbranche, die ich kennen gelernt hatte, schaute er einen unverwandt an, ohne auch nur ein Mal mit den Augen zu zwinkern, sodass man nicht feststellen konnte, ob er seine Unsicherheit verbergen wollte, ein bestimmtes Anliegen hatte oder gar nichts weiter wollte.
    »Ich versuche Mister Feiton grade zu überreden, dass er zum Abendessen bleibt«, sagte Bootsie.
    Ich zog den Regenmantel aus und hängte ihn an den Garderobenständer im Flur. »Klar, warum auch nicht?«, sagte ich.
    »Ein andermal. Ich bin in etwa zwei Wochen wieder in der Gegend.«
    »Oh?«
    »Ich möchte Aaron Crowns alte Unterkunft filmen, Sie wissen schon, diesen Ziegelschuppen an dem Entwässerungsgraben, und im Vergleich dazu die LaRose-Plantage zeigen.«
    »Meiner Ansicht nach hätten Sie das von Anfang an machen sollen«, sagte ich und setzte mich auf den Polstersessel am anderen Ende des Kaffeetisches.
    Er warf mir einen belustigten Blick zu. Der
Daily Iberian
lag zusammengefaltet mitten auf dem Tisch. Ich schlug die Titelseite auf. »Einheimischer flieht aus Angola«, lautete die dreispaltige Schlagzeile.
    »Das Ende Ihrer Dokumentation spielt sich womöglich in New Iberia ab«, sagte ich.
    »Wieso das?«
    »Das wissen Sie doch ganz genau.«
    »Ich kann Ihre Schlussfolgerungen nicht recht nachvollziehen. Glauben Sie etwa, Jack Ruby hat Lee Harvey Oswald deswegen umgebracht, weil ein Bildreporter zugegen war?«
    Bootsie stand schweigend auf, ging in die Küche und stellte das Kaffeegeschirr auf ein Tablett. Er schaute ihr nach, als sie das Zimmer verließ, senkte den Blick und ließ ihn einen Moment lang auf ihrem Hintern verweilen.
    »Was wollen Sie von mir, Sir?«, fragte ich.
    »Sie sind ein interessanter Mann. Sie haben sich für Aaron Crown stark gemacht. Dazu gehört Mut. Ich möchte, dass Sie in zwei, drei Szenen am Schluss als Sprecher auftreten. Ich möchte dabei sein, wenn Sie das Haus der LaRoses überwachen.«
    »Ich glaube, Sie wollen nur ein bisschen Ballerei filmen, Sir.«
    Er setzte seine Brille auf und drehte den Kopf nach hinten, sodass er das Stück Wand neben dem Fenster sehen konnte.
    »Sind da die Einschusslöcher gewesen?«, fragte er.
    »Was?«
    »Ich habe mich ziemlich eingehend mit Ihnen beschäftigt. Genau dort hat Ihre Gattin doch eine andere Frau umgebracht, oder? Ist Ihnen die Presse nicht auf die Pelle gerückt, nachdem sie ihr den halben Kopf weggeschossen hatte?«
    »Meine Frau hat mir das Leben gerettet. Und Sie verlassen jetzt mein Haus, Mister Felton.«
    Bootsie stand wie erstarrt in der Küchentür, das Kaffeetablett in der Hand.
    Felton drückte seine Zigarette in der Bonbonschale aus, stand langsam auf, gelassen, ungerührt.
    »An Ihrer Stelle würde ich Buford LaRose die Suppe versalzen, solange es noch geht. Ich glaube, der zahlt es einem gern heim«, sagte er. Er wandte sich an Bootsie: »Tut mir Leid, wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin, Mrs. Robicheaux.«
    »Wenn mein Mann gesagt hat, dass Sie gehen sollen, mein Guter, dann meint er’s ernst«, sagte sie.
    Vor einem Jahr hatte ich neben dem Fenster die Tapete von der Wand gerissen, die beiden Einschusslöcher mit Holzkitt aufgefüllt und verspachtelt, die Zypressenbretter glatt geschmirgelt und frisch tapeziert. Aber manchmal, wenn ich einfach nur dasaß und einen Moment zu lange auf die Wand schaute, konnte ich mich wieder genau an diesen Nachmittag erinnern, als mir eine gedungene Mörderin eine 22er Ruger an die Schläfe gehalten hatte, als ich davon ausgegangen war, dass alles vorbei war – und wie Bootsie, die in ihrem ganzen Leben noch niemandem etwas zuleide getan hatte, mit einem Mal im Flur vor der Küche gestanden und zwei Schuss aus einer 9-mm-Beretta abgegeben hatte.
    Lonnie Felton setzte seinen Lincoln zurück und fuhr dann durch den Dunst, der zwischen den Bäumen am Ufer des Bayous waberte, in Richtung Zugbrücke.
    »Da geht deine Hollywoodkarriere dahin, Streak«, sagte Bootsie.
    »Irgendwie lässt mich das völlig kalt.«
    »Meinst du, dass Aaron Crown wieder hier ist?«
    »Wenn ja, war’s schlecht. Sag mal, du hast diesem Felton ganz schön zugesetzt.«
    »Du stehst heut wohl auf harte Mädels, was? Schlecht für wen?«
    »Ich glaube, dass Buford mit ein paar Mafiosi aus New

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