Nacht über dem Bayou (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
hier im Bezirk Iberia.«
»Sie können sich jederzeit bei uns bewerben.«
»Mrs. LaRose sagt, Sie hätten was gegen sie, dass Sie eine Art privaten Rachefeldzug führen. Sie glaubt, dass Sie hinten auf dem Grundstück womöglich ein Zeichen für Aaron Crown hinterlassen wollten.«
»Karyn hat viel Fantasie.«
»Tja, Sie wissen ja, wie die Leute sind, Sir. Die denken zu viel nach und bilden sich dann allerhand Sachen ein. Aber einer meiner Männer hat mir erzählt, dass Sie in den Stallungen rumgewuselt sind, wo Sie nix verloren haben. Was haben Sie vor, Mister Robicheaux?«
»Ich glaube, dass Aaron Crown ein toter Mann ist, wenn er Ihren Leuten in die Quere kommt.«
»Wirklich? Tja, Sir, ich will Sie heut nicht länger behelligen. Hier haben Sie Ihre Ruderdolle wieder. Sie schmeißen denen doch nicht noch mal was in ihren Garten, nicht wahr?«
»Ich hab’s nicht vor. Aber sagen Sie mir eins.«
»Ja, Sir?«
»Warum wollen die LaRoses mit einem Mal ausgerechnet dort, wo meiner Meinung nach jemand heimlich begraben wurde, einen Gartenpavillon bauen?«
»Wissen Sie, das hab ich mir auch schon überlegt. Daher hab ich bei der Baufirma nachgefragt. Mister LaRose hat den Pavillon vor zwei Monaten in Auftrag gegeben.«
Er stand auf und streckte die Hand aus.
Ich schlug nicht ein.
»Sie decken jemanden, der keinerlei Charakter hat, Mister Tauzin. Nehmen Sie’s mir nicht übel«, sagte ich.
An diesem Abend ging ich früh zu Bett, vor Bootsie, und war schon fast eingeschlafen, als ich hörte, wie sie ins Zimmer kam und sich auszog. Sie putzte sich die Zähne und blieb eine ganze Weile im Badezimmer, schaltete dann das Badezimmerlicht aus, legte sich ins Bett und wandte sich zur Wand. Ich legte die Hand auf ihren Rücken. Ihre Haut fühlte sich durch das Nachthemd warm an.
Sie blickte in die Dunkelheit hinauf.
»Kommst du zurecht?«, fragte sie.
»Klar.«
»Mit Jerry Joe, mein ich.«
»Mir ging’s heut ganz gut.«
»Dave?«
»Ja?«
»Nein ... tut mir Leid. Ich bin heute Abend zu müde, um drüber zu reden.«
»Worüber?«
Sie antwortete zunächst nicht, dann sagte sie: »Diese Frau ... ich hasse sie.«
»Ach komm, Boots. Schau sie dir doch bloß an.«
»Du lässt dich auf ihre Touren ein. Ihr schaukelt euch da beide dran hoch. Mehr will ich dazu nicht sagen ...« Sie setzte sich auf und schlüpfte in ihre Slipper. »Ich halt das nicht aus, Dave«, sagte sie, raffte ihr Kissen und die Zudecke zusammen und ging ins Wohnzimmer.
Der Mond war untergegangen und der Himmel nachtschwarz, als ich am nächsten Morgen um fünf wegen eines Geräuschs erwachte, das von draußen im Sumpf übers Wasser hallte, so als schlage Holz aufeinander. Während ich noch verschlafen auf der Bettkante saß, hörte ich es wieder – ein Ruder, das auf einen Baumstamm traf, womöglich, oder ein Bug, der an einem Zypressenstumpf abglitt. Dann sah ich im Dunst draußen, tief zwischen den überfluteten Bäumen, ein Licht, das sich etwa einen Meter über dem Wasserspiegel fortbewegte und in der feuchten Luft wie eine kleine Phosphorflamme flimmerte.
Ich zog Khakihosen, Schuhe und ein Flanellhemd an, holte eine Taschenlampe aus dem Nachttisch und meine 45er Automatik aus der Kommodenschublade und ging hinunter zum Bootsanleger.
Das Licht zwischen den Bäumen war verschwunden. Die Luft war grau und dunstig, das Wasser im Bayou kräuselte sich über den Rücken der auftauchenden Alligatorhechte.
»Wer ist da?«, rief ich.
Es war still, so als ob die Person, die sich da draußen zwischen den Bäumen aufhielt, über meine Frage nachdachte. Dann hörte ich, wie ein Paddel oder ein Ruder aufs Wasser traf, über eine hölzerne Bordwand scharrte.
»Sagen Sie, wer Sie sind!«, rief ich. Nichts. Ich kam mir vor wie ein Narr, der seiner eigenen Angst aufsitzt.
Ich schloss den Köderladen auf und schaltete die Strahler ein, ließ dann ein am Ende der Betonrampe liegendes Boot von der Kette, stützte mich mit einem Knie auf den Sitz und stieß ins Wasser. Ich warf den Außenbordmotor an, fuhr dreißig Meter flussabwärts und bog dann in einen schmalen Einschnitt ein, der zu einer Bucht führte, einem von Weiden und Zypressen umgebenen Altwasserarm. Die Luft war kalt und dunstig, und als ich den Motor abstellte, hörte ich einen Barsch, der im seichten Wasser mit der Schwanzflosse schlug. Auf jeder sich bietenden Sitzgelegenheit hockten Nutrias, deren Augen im Schein meiner Taschenlampe rot wie Saphire funkelten.
Dann bemerkte ich am Rande
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