Nacht ueber den Highlands
Alexander erpressbar, sowohl von Seiten der französischen als auch der englischen Regierung.
Armer Damien, aber Gerissenheit musste man ihm zugestehen: Wer käme schon auf den Gedanken, seinen Sohn ausgerechnet bei seinem ärgsten Feind zu suchen?
Eine brillante Lösung.
Dies machte Stryder wiederum höchst nachdenklich. Damien war ein gerissenerer Gegner, als er gedacht hatte. Es wäre gefährlich, ihn zu unterschätzen.
»Stryder«, drängte Rowena, »bitte sag mir, was hier los ist.«
Er nahm ihre Hand und küsste sie. »Ich kann nicht, Rowena. Ich bin selbst nicht sicher, und ich will das Kind nicht gefährden, indem ich zu viel verrate.« Er warf einen bezeichnenden Blick auf das herumwuselnde Küchenpersonal, das überhaupt nicht auf sie zu achten schien, doch das täuschte gewöhnlich. Dienstboten klatschten zu gerne.
Rowena hatte ihn offenbar verstanden, denn sie nickte und ging wieder zu Alexander zurück.
Stryder beobachtete, wie die beiden miteinander umgingen. Ihm ging das Herz auf.
Gleichzeitig jedoch kamen ihm Swans Worte in den Sinn. Sein Ritter hatte Recht. Er konnte sie nicht heiraten und dann einfach gehen. Es wäre zu gefährlich, sie wäre seinen Feinden schutzlos ausgeliefert.
Aber jetzt war da auch noch Alexander ...
»Vater?«
Er schaute den Knaben an. »Ja?«
»Ich muss mal.«
Fatima erhob sich. »Wo, Mylord?«
»Ich mach das«, erbot sich Rowena sogleich und hielt dem Kind ihre Hand hin. »Mit mir fällt er weniger auf.«
Hand in Hand verschwanden sie.
Fatima aß ruhig weiter. Stryder stellte den Holzritter neben Alexanders Breischüssel.
»Mylord?«, sagte Fatima. »Dürfte ich fragen, warum Euch Alexander so traurig macht? Er ist ein guter Junge, braver als die meisten Knaben seines Alters.«
»Ich weiß, Fatima«, sagte Stryder und zupfte an den Waffen des Ritters herum. »Was mir Sorgen macht, ist, wie ich die Welt retten und dazu noch meinen Sohn aufziehen soll.«
»Was meint Ihr damit?«
»Es gibt auf der Welt so viel Böses, vor dem ich ihn schützen will. Ihn und andere Kinder. Aber wie kann ich für meine Sache kämpfen und ihn gleichzeitig behüten?«
Dies schien Fatima zu verblüffen. »Ich verstehe noch immer nicht, Mylord. Ihr, ein einzelner Mann mit einem einzelnen Schwert, wollt es mit der ganzen Welt aufnehmen? Nun, das ist eine noble Sache. Aber wenn es Euch nicht mehr gibt, wird es auch Euer Schwert nicht mehr geben. Daher scheint mir, es ist ebenso wichtig, einen guten Menschen in die Welt zu setzen, wie einen bösen aus der Welt zu schaffen. Und nicht nur einen. Viele gute Menschen. Auf diese Weise ließet Ihr eine ganze Generation zurück, wenn Ihr einmal nicht mehr seid. Eine ganze Generation, um Euren Kampf weiterzuführen.«
Die Weisheit dieser Frau beeindruckte Stryder zutiefst. »Ich danke dir, Fatima. So habe ich die Dinge noch nie gesehen.«
Sie nickte und aß weiter.
Stryder stand schweigend da und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Das hatte auch Zenobia gemeint, als sie von Simon sprach. Nur, und das musste man Fatima lassen, nicht in solch eloquenten Worten.
Aye, er hatte etwas, worum es sich zu kämpfen lohnte.
Und es war ausnahmsweise nicht die Bruderschaft.
17. Kapitel
Der Rest des Tages verging wie im Fluge. Stryder stellte Alexander und Fatima seinen Männern vor und führte die beiden in der Burg herum. Außerdem gab er bei einem fahrenden Schneider neue Gewänder in Auftrag, damit sie weniger Aufsehen und Ärger erregten, als dies in ihrer arabischen Kleidung der Fall war.
Bei Sonnenuntergang verschwand Fatima, um ihre Gebete zu verrichten, während Alexander unter sorgfältiger Obhut Rowenas ein Mittagsschläfchen in deren Gemächern hielt.
Während sein Sohn in einem Bett schlief, in dem Stryder selbst zu gerne gewesen wäre, rief dieser seine Männer zu sich in sein Zelt.
»Es ist was Schlimmes, nicht?«, brummte Will mürrisch. Die Haltung, in der er sich neben dem Schreibtisch aufstellte, ließ auf nichts Gutes schließen. »Das hab ich im Urin.«
»Nein«, wiedersprach Stryder, »nicht unbedingt.«
Swan schnaubte verächtlich. Er stand mit trotzig verschränkten Armen am Eingang. »Es geht um dieses Weib. Sie hat dir den Verstand vernebelt.«
Stryder bedachte ihn mit einem zornigen Blick. »Es geht nicht um Rowena«, knurrte er.
»Dann eben um den Jungen«, meinte Will und schaute Raven an. »Wir können ihn ja zu ...«
»Es geht auch nicht um Alexander«, schnitt Stryder Will das Wort ab.
»Warum hast
Weitere Kostenlose Bücher