Nacht ueber den Highlands
Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war ein Weibsbild, das ihn nicht leiden konnte, wo doch fast jede im Königreich alles tun würde, um in sein Bett zu kommen.
Er hatte sich gerade bis auf die Hose entkleidet und wollte einen Schluck Ale nehmen, als unversehens der Eingang zu seinem Zelt zurückgeschlagen wurde.
Instinktiv zog er den Dolch und duckte sich kampfbereit.
Wer dort im Zelteingang stand, war der Teufel höchstpersönlich.
In Gestalt einer schönen Frau.
Sie.
Rowena rang erschrocken nach Luft, als sie Lord Stryder so gut wie nackt vor sich stehen sah, in der Hand einen Dolch, als wolle er ihn jeden Moment nach ihr werfen.
Man sieht jeden einzelnen Muskel.
Elizabeth hatte nicht gelogen. Es stimmte, Rowena konnte tatsächlich sehen, wie sich jeder Muskel auf diesem geradezu göttlichen Körper abzeichnete.
Angespannt, kampfbereit stand er da.
Sie erstarrte sekundenlang, dann bedachte sie ihn mit einem strengen Blick. »Lasst Eure Waffe ruhen.«
Er zog frech die Braue hoch. »Warum, wo mir doch der Sinn danach steht, sie an Euch auszuprobieren?«
»Dann gebt Ihr also zu, dass Ihr nicht ganz bei Verstand seid?«
Seine Augen verengten sich.
»Ich scherze nur, Mylord«, sagte sie, um einen versöhn-licheren Ton bemüht. »Legt Eure Waffe beiseite, denn ich habe wichtige Geschäfte mit Euch zu bereden.«
»Ihr habt hier gar nichts mit mir zu bereden, Lady. Und jetzt raus hier -«
»Nein«, wiedersprach sie stur. »Ich habe soeben erfahren, dass meine einzige Chance auf Freiheit in Euren Händen liegt, und bei allem was mir heilig ist, Ihr werdet mir diese Freiheit verschaffen oder ich mache Euch für den Rest Eurer Tage das Leben zur Hölle.«
Er starrte sie mit offenem Mund an. Bei jedem anderen hätte ein solcher Ausdruck möglicherweise dumm gewirkt, doch Lord Stryder gelang es sogar in einem solchen Moment, eindrucksvoll und hinreißend auszusehen. »Wie bitte? Habt Ihr jetzt komplett den Verstand verloren?«
»Ich nicht, aber möglicherweise der König, den Ihr so sehr verehrt. Es scheint, als wolle er uns beide miteinander verheiraten.«
»Bei meinem haarigen Arsch.«
Sie bedachte ihn mit einem drolligen Blick. »Das ist mehr, als ich je über Eure werte Person erfahren wollte, Lord Stryder.«
Er warf den Dolch mit tödlicher Präzision in Richtung des Tisches neben ihr, wo er zitternd in der Tischplatte stecken blieb.
Sie war gegen ihren Willen beeindruckt.
»Heinrich wäre nicht so dumm, mich zu einer Heirat zu zwingen. Nicht schon wieder.«
»Da täuscht Ihr Euch«, entgegnete sie geziert. »Denn wisst Ihr, leider habe ich das große Pech, das einzige Kind meines Vaters, Giles von Sussex, zu sein.«
Stryder, der sofort begriff, fiel fast die Kinnlade herunter.
Dennoch fühlte sie sich bemüßigt, ihm die Sachlage zu erklären. »Heinrich wünscht sich einen starken Herrn für diese Länder, und daher wird der Narr, der dieses Turnier gewinnt, mein Gatte werden.«
Seine eisblauen Augen blitzten gefährlich auf. »Dann werde ich meine Teilnahme sofort zurückziehen.«
»Den Teufel werdet Ihr.«
Sein Blick wurde eisig. »Ich werde Euch nicht heiraten.«
Als ob sie ihn haben wollte! »Und ich will überhaupt niemanden heiraten«, fauchte sie. »Doch da ich kein Mann bin, habe ich in dieser Sache nicht viel mitzureden. Wie es scheint, habe ich nur dann die Möglichkeit, selbst über mein Leben zu entscheiden, wenn Ihr den Sängerwettbewerb am Ende des Turniers gewinnt.«
Er lachte laut auf.
»Das ist kein Witz, Mylord.«
»Ich werde nicht singen. Weder für Euch noch für sonst jemanden. Niemals.«
»Dann werdet Ihr mich wohl heiraten müssen.«
»Wie gesagt, ich werde meine Teilnahme zurückziehen.« Er wollte sich von ihr abwenden.
Rowena vertrat ihm den Weg. »Das wird Heinrich nicht zulassen, das hat er mir selbst gesagt. Selbst wenn Ihr Euch auf und davon macht, ich würde darauf bestehen, dass Ihr mein Gatte werdet, nur um Euch eins auszuwischen. Mein Onkel und der König würden Euch falls nötig in Ketten vor den Altar führen lassen.«
Er kräuselte verächtlich die Oberlippe. »Wozu das denn? Ihr könnt mich doch ebenso wenig leiden wie ich Euch.«
»Weil ich mir meine Freiheit bewahren will, wenigstens so weit mir das gestattet ist. Also werdet Ihr entweder singen wie eine Nachtigall und mir die Freiheit der Wahl ermöglichen, oder ich sorge dafür, dass wir in der Ehehölle landen. Zusammen.«
Stryder fluchte. »Das kaufe ich Euch nicht ab, Mylady. Denn
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