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Nacht ueber den Highlands

Titel: Nacht ueber den Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinley MacGregor
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feuchten Augen sich der Schein der Binsenfackeln spiegelte.
    »Na, na«, sagte er sanft und wischte ihr vorsichtig die eiskalte Wange ab, »das ist doch nicht nötig.«
    Rowena schluckte, als sie seine warme Hand spürte. Wer hätte gedacht, dass ein Barbar wie er so behutsam, ja zärtlich sein konnte? »Nicht nötig? Mylord, wenn nicht jetzt, wann dann?«
    »Bin ich wirklich ein solches Ungeheuer, dass ich Euch zum Weinen gebracht habe?«
    Er meinte es neckend, und das überraschte sie noch mehr als die Tatsache, dass er ihr überhaupt nachgegangen war.
    »Allerdings.«
    Er lachte. »Ich muss zugeben, dass Ihr die erste Frau seid, die mich nicht zu mögen scheint.«
    »Vielleicht solltet Ihr öfter mal unter die Leute gehen.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Wie kommt es, dass Ihr nichts als Beleidigungen für mich übrig habt und dennoch Hilfe von mir erwartet?«
    Er hatte Recht.
    »Entschuldigt«, hauchte sie zerknirscht. »Ich bin es so gewöhnt, Männer Eures Schlages zu beleidigen, dass ich es schon automatisch tue.« Mit einem flehenden
    Ausdruck blickte sie zu ihm auf. »Aber wenn Ihr mir nur helfen würdet, Mylord, dann würde ich Euch nie wieder beleidigen, das schwöre ich.«
    »Nie wieder?«
    »Ich schwöre es.«
    Stryder nickte. Er hatte drei Jahre seines Lebens in Gefangenschaft verbracht. Drei Jahre, in denen er keinen eigenen Willen haben durfte, in denen er der Willkür anderer ausgeliefert war. In denen ihm nicht einmal die Grundbedürfnisse des Lebens gewährt worden waren.
    Jene drei Jahre seines Lebens hatte er als die längsten überhaupt empfunden. Selbst heute noch gab es Zeiten, in denen er das Gefühl hatte, mehr Zeit in Fesseln als in Freiheit verbracht zu haben.
    Keine Frau, nicht einmal ein zänkisches Luder wie sie, sollte der Willkür eines anderen unterworfen sein. Eine Frau wie sie würde in einer solchen Ehe nie glücklich werden. Wie er würde Rowena die Ehe als Gefängnis empfinden.
    Er musste an ihren Schwur denken, den Schwur der Bruderschaft des Schwertes: all jenen zu helfen, die der Hilfe bedurften.
    Alles, was er tun musste, war zu singen ...
    Stryder knirschte mit den Zähnen. Zur Hölle mit Heinrich. Aber der König wusste ja nicht, was er da von ihm verlangte. Welche Überwindung es ihn kostete. Warum er Barden und Musik im Allgemeinen so sehr hasste.
    Zum Teufel mit allen.
    Er sollte sie abweisen, aber er konnte einfach nicht. Sie war eine Dame, eine schöne Maid, die einen Streiter brauchte. Und wie sehr er auch wünschen mochte, anders handeln zu können, er brachte es einfach nicht übers Herz, sie abzuweisen.
    »Wann findet Euer Wettbewerb statt, Mylady?«
    In ihren schönen Augen entflammte neue Hoffnung. »Am letzten Turnierkampftag. Ihr müsst vor einer Jury singen und diese mit Euren Worten und Eurer Melodie überzeugen.«
    Bei dieser Vorstellung wurde ihm ganz übel. »Ist Euch eigentlich klar, wie unangenehm mir das ist?«
    »Wahrscheinlich genauso unangenehm, wie es mir ist, Euch um Hilfe bitten zu müssen. Es ist nicht meine Art, andere um Hilfe zu bitten. Tausendmal lieber erledige ich die Dinge selbst.«
    »Nun, dann wären wir ja im Elend vereint.«
    Nun hatte er ihr sogar ein Lächeln entlockt. Ein Lächeln, das sein Herz aufgehen ließ. »Ich verspreche Euch, Lord Stryder, dass ich nach Kräften versuchen werde, nicht auch noch zu Eurem Elend beizutragen, wenn Ihr nur Euer Bestes gebt, diesen Wettbewerb für mich zu gewinnen.«
    Er neigte zustimmend das Haupt. »Dann wünsche ich Euch hiermit eine Gute Nacht, Mylady.«
    Er wandte sich zum Gehen, doch sie hielt ihn noch einmal auf. Bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte sie sich auf die Zehenspitzen gestellt und ihm einen sanften Kuss auf die Wange gedrückt.
    »Ich danke Euch für Eure Güte, edler Ritter.«
    Stryder blieb stocksteif stehen und starrte der zarten Gestalt, die in der hereinbrechenden Nacht verschwand, wie betäubt nach. Sein Körper war in jäher Erregung entflammt. Nie hatte er einen unschuldigeren Kuss bekommen oder einen, der ihn mehr durcheinander gebracht hatte.
    Er musste verrückt sein, so für diese Megäre zu empfinden.
    Dennoch konnte er den Blick nicht von ihr abwenden. Er blickte ihr selbst dann noch wie ein liebeskranker Trottel hinterher, als sie längst seinen Blicken entschwunden war.
    »Geht’s dir nicht gut?«
    Stryder wandte sich beim Klang von Christians Stimme, die aus dem Dunkeln zu ihm drang, um. »Doch«, wehrte er mürrisch ab. »Wieso sollte es mir nicht

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