Nacht ueber den Highlands
bringen. »Ganz ehrlich, Stryder: Wollt Ihr mich wirklich, aufrichtig heiraten, oder fragt Ihr nur, weil Ihr Euch dazu verpflichtet fühlt?«
Er wandte den Blick ab, und das war Antwort genug, obwohl es ihr einen Stich versetzte.
»Das hatte ich mir gedacht«, meinte sie und nahm ihre Finger von seinen weichen Lippen. Sein Geschmack lag ihr noch auf der Zunge. Falls sie sich je mit dem Gedanken an eine Heirat anfreunden könnte, dann nur mit einem so rücksichtsvollen und wunderschönen Mann wie Stryder von Blackmoor.
Sie glaubte nicht, dass sie je vergessen könnte, wie es war, ihn zu schmecken, ihn zu fühlen.
Aber das war noch lange kein Grund, sich Hals über Kopf in eine lebenslange Verpflichtung zu stürzen, in der ihre Gefühle füreinander mit der Zeit immer mehr erkalten würden. Eleanor hatte Heinrich einst auch geliebt. Doch wenn man sie jetzt ansah, war klar, wie unglücklich die beiden miteinander waren.
Nein, Rowena wollte mehr vom Leben. Sie wollte den Mann nicht irgendwann hassen, den zu heiraten sie gezwungen gewesen war, nur weil es die Gesetze der Natur und des Menschen so von ihr verlangten. So verrückt es auch klingen mochte, sie wollte einen Mann, den sie für den Rest ihres Lebens lieben könnte. Einen, der sie respektierte und achtete und der ihre Wünsche in Betracht zog, wenn er Entscheidungen traf, die sie, ihre Kinder und ihr gemeinsames Leben angingen.
»Ihr würdet nicht glücklich werden, wenn Ihr mich heiraten müsstet, Stryder«, sagte sie sanft. »Und ich genauso wenig. Was wir heute zusammen erlebt haben, war einfach wundervoll - unglaublich -, und ich danke Gott, dass Ihr mein Erster wart, und Euch, dass Ihr so rücksichtsvoll mit mir umgegangen seid. Aber ich möchte nicht, dass wir jetzt etwas tun, was wir später bereuen würden. Ich will eine berühmte Sängerin und Musikerin werden, und Ihr wollt die Welt retten. Eine schöne Ehe wäre das!«
Stryder, der auf dem Rücken lag und dessen Blick unverwandt auf ihr ruhte, nahm ihre Hand und legte sie auf seine Brust. Sie konnte sein Herz langsam und kräftig schlagen fühlen. Sein Griff war fest, und ihre Hand wirkte auf seiner etwas dunkleren Haut wie Porzellan. Sein harter, muskulöser Körper strotzte vor männlicher Kraft und Virilität. Selbst nackt war er achtunggebietend und von einer beinahe hypnotischen Anziehungskraft.
Aber sie durfte jetzt nicht den Kopf verlieren. Um ihrer beider willen.
»Und wenn Ihr nun guter Hoffnung wärt?«
»Darüber jetzt schon zu sprechen, wäre verfrüht. Außerdem wäre ich nicht die Erste, die ein uneheliches Kind auf die Welt brächte. Für eine Frau in meiner gesellschaftlichen Position ist das nicht der Weltuntergang. Also warten wir ab und überstürzen nichts.«
Diese Frau erstaunte ihn mehr und mehr. Sie meinte es ernst, das war ihrem offenen, ehrlichen Blick anzumerken. Noch nie war er einer wie ihr begegnet: einer Frau mit Mut und Verstand. Er ließ ihre Hand nicht los. Mit seiner anderen Hand angelte er sich eine Locke ihres Haars, das sich wie ein Teich in ihrem Schoß sammelte. »Ihr seid unglaublich.«
Ihre hellgrünen Augen funkelten schelmisch. »Das sagt Ihr doch bloß, weil Ihr betrunken seid.«
»Nein, ganz im Gegenteil. Ich glaube, ich bin jetzt ziemlich nüchtern.«
Dafür wurde er mit einem strahlenden Lächeln belohnt.
Nie hätte er gedacht, dass er je eine Frau kennen lernen könnte, bei der ihm der Gedanke an Heirat nicht nur nicht mehr unmöglich, sondern sogar fast verlockend erschiene. Ja, er fühlte sich tatsächlich verlockt.
Wie es wohl wäre, eine so starke Frau an seiner Seite zu haben? Eine Frau, die sich nicht einfach in alles fügte, die seine Entscheidungen im Gegenteil hinterfragen würde, die unerschrocken ihre Meinung sagte?
Rowena war, im Gegensatz zu ihren Geschlechtsgenossinnen, nicht von seinem Äußeren geblendet. Während andere Frauen zu ihm ins Bett krochen, nur um sich später damit brüsten zu können, dass sie mit ihm zusammen gewesen waren, würde Rowena, das wusste er ganz genau, nie jemandem von ihrem wunderbaren Erlebnis erzählen.
Es war tatsächlich wunderbar gewesen. Anders als alles, was er bis jetzt erlebt hatte.
Er spürte, wie er sich erneut verhärtete, als er daran dachte, wie es gewesen war, sie unter sich zu spüren.
Rowena, der nicht entging, was sich da regte, machte große Augen. »Geschieht das häufiger?«
Er schüttelte den Kopf und zog sie in seine Arme. »Nur, wenn ich an dich denke.«
Er begann
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