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Nacht über der Prärie

Nacht über der Prärie

Titel: Nacht über der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Bronc mit Sattel, sonst ein traditioneller Höhepunkt, trat an diesem Tage in der Meinung der Zuschauer zurück.
    Queenie hatte heiße Wangen. Sie war erfüllt von dem glücklichsten Gefühl der Liebenden, dem Stolz auf den Geliebten. Stonehorn selbst lag in der Baracke auf einer Matratze. Er spürte alle Knochen und alle Sehnen, seinen Kopf und alle Nerven.
    Draußen wurde unterdessen das Kälberfangen mit Lasso als nächstes Ereignis bekanntgegeben, zunächst die einfache Übung, einem Kalb das Lasso über den Kopf zu werfen, es damit zum Sturz zu bringen und es so schnell wie möglich zu fesseln. Stonehorn war froh, daß er mit seinem Team erst zur folgenden Nummer gehörte. Er war jetzt schon wieder auf. Aber er fühlte sich etwas angeschlagen. Die Stöße beim Auf- und Niederschnellen wirkten auf jeden. Die Vorstellung, daß er heute noch das Ringen mit einem Stier vor sich hatte, machte ihm wenig Freude. Elk hatte natürlich recht gehabt. Aber der Schecke war unvergleichlich, und Stonehorn hatte einen einwandfreien ersten Preis nach Zeit und Punkten davongetragen. Wenn er bei dem steer-wrestling, dem Niederbrechen eines schwarzen Bullen, wenigstens den Einsatz wieder herausholte, mochte es genügen. Das Vieh sollte ihn nur nicht schleifen und stoßen. Er hätte absagen können, aber daran hinderten ihn sein Ehrgeiz, auch das natürliche Aufleben seines Selbstbewußtseins, das lange Jahre gelitten hatte. Er zeigte sich draußen, damit es nicht aussah, als ob er doch in den vorgeschriebenen 10 Sekunden von einem Pferd erledigt worden wäre. Alles in allem: Stonehorn, ein Indianer, hatte einen Preis errungen. Er hatte nicht für sich etwas erreicht.
    Der Verletzte am Zaun war inzwischen mit sanfter Gewalt hinausgeführt worden. Eivie war zur Stelle, kam aber nicht dazu, Stonehorn zu gratulieren, da er den Verletzten in seinem Wagen mitnahm, so daß der Rodeo-Arzt nicht beansprucht wurde.
    Das Schauspiel des Kälberfangens, an dem sich die beiden anderen Indianer mit achtbarem Erfolg beteiligten, war eine Erholung. Dabei konnte nichts passieren. Es ging um die Geschicklichkeit. In noch höherem Maße galt das für das Kälberfangen im Zweierteam. Die Aufgabe bestand darin, daß der eine Lassowerfer das Lasso um den Kopf, der zweite das Lasso von unten her um ein Hinterbein warf. Das zweite war bedeutend schwieriger als das erste. Es erforderte eine viel schnellere Reaktionsfähigkeit und höhere Geschicklichkeit. Eine bestimmte Zeit war auch für diese Übung vorgesehen. Sechs Teams hatten sich gemeldet. Zum Ziel kamen nur zwei; dabei war es bei den übrigen vier immer das Hinterbein, das verfehlt wurde. Zu den beiden Siegerteams gehörte auch das von Stonehorn und Russell. Der Beifall war besonders freundlich, da man den Doppelsieger ehren wollte.
    Queenie war sich ihrer Aufgabe als Beobachterin wieder bewußt geworden, aber sie hatte nichts entdeckt, was ihr noch von Belang schien. Mike, James und Jenny hielten sich voneinander fern, und sie hatte nicht verfolgen können, ob sie mit anderen in Verbindung standen.
    Vor dem letzten Teil des Programms, dem Stierringen, waren das Wettreiten der Cowgirls auf ihren zierlichen, eleganten Pferden, anschließend eine längere Pause eingelegt. Die Musikkapelle unterhielt das Publikum. Stonehorn ließ sich nicht bei den Zuschauern sehen. Er hatte sich wieder in die Baracke zurückgezogen. Aus dem Rindergehege war Brüllen zu hören. Die Arena war schon stark von Pferdehufen zerstampft. Die Getränke in den Buden waren fast ausverkauft, und die Budenbesitzer ließen mit ihren Wagen Nachschub holen, um sich das gute Geschäft nicht entgehen zu lassen. Queenie besuchte Margret, die mit bewundernswerter Ausdauer beim Wagen saß, und ging noch einmal zu ihren Eltern.
    Der letzte Teil des Programms rollte an. Die Aufgabe im Wettbewerb war die folgende: Einer der schwarzen schlanken, langhörnigen Stiere, die speziell gezüchtet wurden, wurde in die Arena gejagt. Er wurde von zwei galoppierenden Reitern verfolgt und in die Mitte genommen, damit er nicht zur Seite ausbrechen konnte. Dann hatte sich der eine der Reiter, der im Wettbewerb stand, vom Pferd auf den Stier mit einer Art Hechtsprung hinüberzuschwingen, ihn von hinten an den Hörnern zu packen, mit den Füßen auf den Boden zu gleiten und das galoppierende Tier zum Stehen zu bringen. War das gelungen, so begann die letzte Phase. Der Mann hielt den Stier noch an einem Horn, packte ihn mit der andern Hand an der Nase und

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