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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wenig… verwirrt klingt.«
    »Nein, Drake. Hier gehen so sonderbare Dinge vor sich… Er hat in Mammis und Daddys Zimmer alles unverändert gelassen, als… als wohnten sie noch dort. Sogar Rye Whiskey glaubt, daß hier unheimliche Dinge vor sich gehen. Natürlich, er erzählt von Gespenstern, die durch die Flure wandern, aber er weiß auch so einiges… Er möchte, daß ich von hier weggehe!« rief ich aus. Während ich sprach, empfand ich tiefes Mitleid für Tony. Ich versuchte zu verstehen, warum er so geworden war und sich so sonderbar verhielt. Aber während ich jetzt das alles beim Namen nannte, wurde mir klar, daß ich mir eher Sorgen um mich selbst machen sollte.
    Möglicherweise war ich im Haus eines Mannes gefangen, der nicht nur ab und zu die Vergangenheit mit der Gegenwart verwechselte, sondern wirklich verrückt war.
    »Rye will, daß du gehst?« Drake schüttelte den Kopf. »Noch einer, der verwirrt ist.«
    »Und Tony bewahrt Jillians Zimmer wie ein Museum«, redete ich weiter. Verzweifelt wünschte ich, Drake möge meine Sorgen verstehen. »Er läßt niemanden sonst hinein. Es ist… unheimlich. Du hättest ihn vorhin sehen sollen, als er mich anschrie, er würde keinem meiner hinterwäldlerischen Verwandten erlauben, hier zu wohnen…« Ich schüttelte den Kopf. »Weißt du eigentlich, daß sämtliche Spiegel aus Jillians Zimmer entfernt worden sind, und – «
    »Jetzt mach mal einen Punkt; mir dreht sich nämlich schon der Kopf!« Drake lehnte sich zurück. »Ich soll dich hinunterbringen, um Luke anzurufen, Tony hat Zimmer in Museen verwandelt, Tony ist verwirrt, du wünscht, du hättest deine Haare nicht gefärbt… könnte das vielleicht mit der Medizin zu tun haben, die du einnimmst?«
    »Drake, hörst du mir denn gar nicht zu?« Er starrte mich nur an. »Ich bekomme langsam Angst. Ich bin ja durchaus bereit, mich an die Anweisungen des Arztes zu halten… Aber ich muß ständig daran denken, was Tony wohl als nächstes tun wird.«
    »Tony?« fragte er noch immer ungläubig. »Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der dir gegenüber so freundlich, so liebevoll und aufopfernd war wie Tony.«
    »Bring mich hinunter«, flehte ich. »Jetzt gleich.«
    »Laß mich erst mit dem Arzt sprechen.«
    »Nein«, sagte ich schnell. Mir schoß plötzlich ein schrecklicher Verdacht durch den Kopf. Er wird auch von Tony bezahlt. Er tut das, was Tony glücklich macht. »Mein Gott… was ist, wenn – « Angstvoll irrten meine Augen durch das Zimmer.
    »Der Arzt ist also auch nicht in Ordnung? Annie, du solltest dich wirklich mal selbst reden hören. Du bist nur erschöpft, und das ist ja auch kein Wunder nach all dem, was du ertragen mußtest… den Unfall, deine Lähmung… die Trauerfeier am Grab… Ich verstehe, wie dir zumute ist, aber du hast hier einen der besten Ärzte und bekommst die bestmögliche Betreuung.
    Ich bin sicher, spätestens heute abend hast du eine neue Krankenschwester und – «
    »Was hilft das schon?« murmelte ich und senkte den Kopf.
    Er konnte nicht sehen, was hier vor sich ging, oder… Ich hob den Kopf und sah ihn an. Oder er wollte es nicht sehen, weil er so glücklich über die leitende Position war, die ihm Tony vor kurzem übertragen hatte. Er war verliebt in die Machtfülle, die ihm seine Stellung verlieh. In gewissem Sinne hatte Tony das gleiche getan wie damals mit Heavens Vater Luke: Drake gekauft. »Du willst mir einfach nicht zuhören. Ich dachte, ich könnte mich auf dich verlassen. Jetzt, da meine Eltern nicht mehr da sind, dachte ich, du und Luke und Tante Fanny…«
    Wie einsam ich war! Mein Herz schien völlig leer – ein widerhallender Raum, erfüllt mit meinen sinnlosen Schreien.
    Schreie, die niemand vernehmen würde, denn alle Menschen, die mich wirklich geliebt hatten, waren tot. Sogar Luke schien tot zu sein…
    »Sieh mal«, sagte Drake und nahm meine Hände in die seinen. »Ich bin auf dem Weg nach New York. Ich arbeite gerade an einem ziemlich großen Projekt, für das ich ganz allein verantwortlich bin. Ich werde einige Tage weg sein und danach direkt hierherkommen. Und wenn du dann noch immer so über alles denkst, werde ich dich persönlich nach Winnerrow zurückbringen.«
    »Wirst du das wirklich? Schwörst du es mir?« Ich hatte kein großes Vertrauen mehr zu ihm.
    »Natürlich. Ich werde mich dann einfach selbst um deine Genesung kümmern. Wir werden Ärzte engagieren, Krankenschwestern – «
    »O Drake, ich wünschte, du könntest das jetzt

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