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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ich von Mr. Tatterton eingestellt worden.«
    Es fiel mir schwer, mich zu entspannen, während mich jemand wusch. Mrs. Broadfield bewegte den weichen Lappen langsam über meine Arme. Sie wusch mir den Hals und die Schultern und forderte mich dann auf, ich solle mich nach vorne beugen, damit sie meinen Rücken abseifen konnte.
    »Ist das nicht ein angenehmes Gefühl, Annie?«
    Ich nickte mit geschlossenen Augen. So war es leichter zu ertragen. Wenn ich die Augen öffnete, sah ich, wie Mrs.
    Broadfield sich mit verkniffenem, konzentriertem Gesicht über die Wanne beugte, wie ein erfahrener Techniker, der auf jedes Detail achtet.
    »Sie haben einen schönen, kräftigen Körper, Annie. Sie werden bestimmt wieder gesund, wenn Sie sich kooperativ verhalten und die Therapieanweisungen befolgen.«
    Durch den heißen Dampf bildeten sich Wassertropfen auf ihrer Stirn und ihren aufgedunsenen Wangen. Wie winzige Perlen sahen die Tropfen aus. Ihr Gesicht war sehr erhitzt, fast so rot wie bei jemandem, der in der glühendheißen Sonne eingeschlafen ist.
    Mrs. Broadfield tauchte die Arme so tief in das Wasser, wie sie nur konnte, um meine Beine und Schenkel zu erreichen. Sie rieb sie mit dem Waschlappen ab und massierte sie. Endlich richtete sie sich auf. Sie schien ziemlich außer Atem. Als sie merkte, daß ich sie neugierig beobachtete, erhob sie sich rasch, um sich die Arme abzutrocknen.
    »Bleiben Sie noch eine Weile so liegen und lassen Sie das Wasser einwirken«, sagte sie und ging ins Schlafzimmer.
    Ich tat mein Möglichstes, um ihr behilflich zu sein, als sie mich später aus der Wanne hob. Dann trocknete ich mir den Oberkörper ab, während sie meine Füße und Beine abrieb.
    Danach half sie mir in mein Nachthemd und brachte mich zum Bett zurück.
    Ich wollte im Rollstuhl bleiben, obwohl mich das heiße Bad sehr angestrengt hatte.
    »Nur einen Augenblick«, ordnete sie an. »Ich komme gleich zurück und helfe Ihnen ins Bett, damit Sie vor dem Abendessen noch ein Schläfchen halten können.«
    Ich wartete, bis sie das Zimmer verlassen hatte; dann fuhr ich zum Fenster. Die Nachmittagssonne stand schon so tief hinter dem riesigen Gebäude, daß es einen langen, dunklen Schatten über den Park und den Irrgarten warf. Aber man hatte trotzdem den Eindruck, daß es draußen noch ziemlich warm war.
    Ich hatte mich in meinem Rollstuhl ans Fenster begeben, weil ich noch einen Blick auf den Familienfriedhof der Tattertons werfen wollte. Zwar war ich noch nicht dort gewesen, aber ich dachte, daß ich mich meinen Eltern näher fühlen würde, wenn ich wenigstens ihr Grab sehen konnte.
    Plötzlich erblickte ich einen Mann. Er war wie aus dem Nichts aufgetaucht – offensichtlich mußte er irgendwo im Schatten gestanden haben. Ich beugte mich so nahe ans Fenster, wie ich nur konnte, und starrte auf die Gestalt, die aus der Entfernung ganz klein aussah. Zuerst dachte ich, es könnte Luke sein, aber als ich genauer hinschaute, merkte ich, daß der Mann größer und schmaler war.
    Er trat zu dem Grabmal und betrachtete es lange, sehr lange.
    Dann fiel er auf die Knie. Ich konnte sehen, wie er den Kopf senkte, und obwohl er so weit entfernt war, glaubte ich zu erkennen, daß sein Körper von Schluchzern geschüttelt wurde.
    Wer war das? Tony war es nicht, obwohl mich irgend etwas am Körperbau des Mannes an ihn erinnerte…
    War es einer der Bediensteten, der sich noch gut an meine Mutter erinnern konnte?
    Ich blinzelte, weil meine Augen von der Anspannung müde wurden und zu tränen begannen. Dann lehnte ich mich zurück und wischte mit dem Handrücken die Tränen weg.
    Als ich mich wieder vorbeugte, um zum Friedhof zu schauen, war der Mann verschwunden. Es war, als hätte er sich in Luft aufgelöst wie eine Seifenblase.
    Ich setzte mich auf, weil mir plötzlich ein Gedanke gekommen war, der mich erschauern ließ. War alles nur Einbildung gewesen?
    Verwirrt und erschöpft wandte ich mich vom Fenster ab.
    12. KAPITEL

    GEISTER IM HAUS

    Tony fand mich im Rollstuhl schlafend vor. Ich erwachte, als er mich vom Fenster zum Bett zurückschob.
    »Ach, ich wollte dich nicht aufwecken. Du sahst so wunderschön aus wie eine schlafende Prinzessin. Ich wollte gerade Prinz spielen und dich mit einem Kuß wecken«, sagte er liebevoll, und seine Augen leuchteten.
    »Ich kann es nicht glauben, daß ich so schnell eingeschlafen bin. Wieviel Uhr ist es?«
    Dunkle, drohende Wolken waren aufgezogen und verhüllten die Sonne. Man hätte nicht sagen können,

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