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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Schmerzen zu haben, Mrs. Broadfield.«
    »Wirklich?« Sie arbeitete weiter und drückte jetzt sogar noch stärker.
    »Ja, ist das denn wichtig?«
    »Könnte schon sein. Ich werde es in meinen Bericht aufnehmen.« Sie rieb immer weiter.
    »Reicht das noch nicht?« fragte ich schließlich.
    Sie zuckte zurück, als hätte ich ihr einen Schlag versetzt.
    Sogleich zog sie mein Nachthemd herunter, so daß ich bis zu den Knöcheln bedeckt war. Ihr Gesicht war rot von der Anstrengung, und ihre Augen waren so klein wie die eines Nagetiers. In diesem Augenblick waren draußen im Korridor Stimmen zu hören.
    Drake und Tony näherten sich. Ich deckte mich schnell zu und legte mich zurück, um sie zu begrüßen. Drake strahlte, als er mich sah; ich aber brachte nur ein kleines, dünnes Lächeln zustande. Luke hätte sofort bemerkt, daß mich etwas quälte, dachte ich.
    »Hallo, Annie.« Drake küßte mich auf die Wange. Tony war am Fuß des Bettes stehen geblieben. »Ich möchte die Liste abholen. Hätte ich einen Lastwagen mitbringen sollen?« Er lachte und wandte sich nach Tony um, der sich wieder ganz in der Hand hatte und so gepflegt und distinguiert war wie immer.
    »Ich möchte gar nicht so viel, Drake. Ich werde ja nicht für immer und ewig hier sein«, meinte ich. Ich merkte, wie Tony zusammenzuckte, während Drake zustimmend nickte.
    »Natürlich. So mußt du denken: positiv.«
    »Ich gehe nach unten«, verkündete Tony plötzlich. »Ihr beide könnt euch ja eine Weile unterhalten.«
    »Es wird nicht lange dauern«, erklärte Drake. »Ich muß mich bald auf den Weg machen.«
    »Hier ist die Liste, Drake.« Mit diesen Worten holte ich sie unter meinem Kopfkissen hervor. Ich hatte sie dort aufbewahrt, weil mir immer wieder zwischendurch etwas in den Sinn gekommen war, und ich hatte nicht dauernd Mrs. Broadfield um Papier und Bleistift bitten wollen.
    »Mrs. Avery kann dir helfen, alles zu finden«, sagte ich.
    Drake nickte und studierte die Liste.
    »Die beiden Armkettchen? Ist das der ganze Schmuck, den du haben möchtest?«
    »Sonst brauche ich doch nichts, Drake. Schließlich gehe ich hier doch nicht aus!«
    »Oh, du bist doch sicher eines Tages soweit, daß du dich aus irgend einem Anlaß richtig schön anziehst. Wenn ich sonst noch etwas sehe, bei dem ich denke, daß du es vielleicht gerne hättest, dann bringe ich es auch noch mit«, versprach er, faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in die Innenjacke seines Jacketts. Endlich bemerkte er den gequälten Ausdruck in meinen Augen. »Irgendetwas ist nicht in Ordnung, stimmt’s, Annie?«
    »O Drake.« Ich begann zu weinen.
    »Annie, liebe Annie.« Er setzte sich an den Bettrand und umarmte mich ein wenig unbeholfen. »Was ist los? Hast du schon gehört, was mit Luke ist?«
    »Mit Luke?« Rasch schluckte ich den Kloß in meinen Hals hinunter. »Was ist mit Luke? Drake… sag es mir.« Mein Herz pochte laut.
    »Nun ja, ich wollte es dir erzählen, damit du dir keine Sorgen machst, weil er noch nicht angerufen oder sich sonst irgendwie bei dir gemeldet hat, aber – «
    »Was?!« Mein Magen verkrampfte sich vor lauter Angst.
    »Beruhige dich, Annie. Ihm ist nichts Schlimmes passiert.
    Nachdem ich gestern bei dir war, dachte ich, ich könnte doch kurz nach Harvard gehen und nachsehen, wie es ihm so geht.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis ich ihn fand. Schließlich entdeckte ich ihn im Gemeinschaftsraum seines Studentenwohnheims… bei einem Tete-à-Tete mit einer Kommilitonin.« Er wandte den Blick ab.
    »Was willst du damit sagen, Drake? Ich verstehe dich nicht.«
    Ich konnte das aufsteigende Ohnmachtsgefühl nicht bekämpfen. Es fiel mir schwer zu sprechen, aber ich wollte nicht, daß Drake es merkte.
    »Er hat eine Freundin. Das ging ziemlich schnell, ich weiß.
    Er war sehr intensiv mit ihr beschäftigt.«
    »Eine Freundin? Aber hat er sich denn nicht nach mir erkundigt?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »O doch, und dann hat er versprochen, Tony heute anzurufen.
    Ich habe Tony deswegen gefragt, als wir die Treppe zu dir heraufkamen, aber… Luke hat noch nicht angerufen. Ich nehme an, er meldet sich später. Einen Augenblick lang dachte ich« – er schaute Richtung Tür – »Tony hätte vielleicht jemanden nach Harvard geschickt, um Luke für dich zu suchen, und ich hatte vermutet, daß diese Person mit derselben Information hierher gekommen wäre und Tony dir die Neuigkeit schon überbracht hätte.«
    »Nein.« Ich wandte mich ab. Mein Herz fühlte sich an wie ein

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