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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper
Autoren: Glen Cook
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hegte.
»Nicht, daß ich welchen gesehen hätte«, sagte Goblin. »Aber das bedeutet nichts.« Nein, das tat es auch nicht.
Drei Tage danach trafen die letzten vier Männer ein. Wisper zog in unsere Baracke ein. Wir bildeten so etwas wie eine Art Leibwache plus Polizeistreitmacht. Neben ihrem persönlichen Schutz sollten wir auch sicherstellen helfen, daß keine unerwünschten Personen dem Gräber- land zu nahe kamen.
    Die Unterworfene namens Feder stieß zu uns und brachte ihre eigene Leibwache mit. Spezia- listen, die das Gräberland untersuchen wollten, kamen mit einem Bataillon von Arbeitskräften an, die sie in Oar angeheuert hatten. Die Arbeiter räumten das Unterholz und den Unrat bis zum Gräberland selbst weg. Wenn man den dortigen Bereich ohne angemessenen Schutz betrat, bedeutete es einen langsamen schmerzhaften Tod. Die Schutzzauber, die die Weiße Rose zurückgelassen hatte, waren mit der Wiederauferstehung der Lady nicht verschwunden. Und sie hatte noch ihre eigenen hinzugefügt. Ich schätze mal, daß sie wohl Angst davor hat, daß er ausbrechen könnte.
Der Unterworfene Journey traf ein und brachte eigene Truppen mit. Am Großen Wald rich- tete er Vorposten ein. Die Unterworfenen wechselten sich bei Luftpatrouillen ab. Wir Unter- gebenen behielten einander ebenso scharf im Auge wie den Rest der Welt. Etwas Großes ging vor sich. Niemand äußerte sich darüber, aber soviel war mal sicher. Die Lady erwartete eindeutig einen Ausbruchsversuch. Meine freie Zeit verbrachte ich damit, in den Aufzeichnungen der Garde zu stöbern, beson- ders aus jener Zeit, als Bomanz hier lebte. Er verbrachte vierzig Jahre seines Lebens in der Verkleidung eines Altertumsgräbers in der Garnisonsstadt, bevor er mit der Lady Verbindung aufzunehmen versuchte und sie dabei unabsichtlich freisetzte. Er interessierte mich. Aber es gab nur wenig auszugraben, und das wenige war gefärbt. Vor langer Zeit hatte ich seine persönlichen Aufzeichnungen besessen, als ich kurz vor Wispers Unterwerfung über sie gestolpert war. Allerdings gab ich sie an unsere damalige Mentorin Seelenfänger weiter, damit sie sie in den Turm brachte. Seelenfänger verwahrte sie dort für ihre eigenen Zwecke, und während der Schlacht um Charm fielen sie mir wieder in die Hände, als die Lady und ich die abtrünnige Unterworfene verfolgten. Zu keinem sagte ich etwas von den Papieren, nur zu einem Freund. Raven. Jener Raven, der desertierte, um ein Kind zu schützen, das er für die Reinkarnation der Weißen Rose hielt. Als ich eine Gelegen- heit fand, die Papiere wieder aus dem Versteck zu holen, waren sie verschwunden. Ich glaube, Raven hat sie mitgenommen.
Ich frage mich oft, was aus ihm geworden ist. Seine erklärte Absicht war es gewesen, an ei- nen Ort zu fliehen, der so weit entfernt lag, daß niemand ihn wiederfinden konnte. Politik war ihm egal. Er wollte nur ein Kind schützen, das er liebte. Er war zu allem fähig, um Darling zu beschützen. Vermutlich dachte er, daß sich die Papiere irgendwann als Rückversicherung er- weisen mochten.
    Im Hauptquartier der Garde hängen ein Dutzend Landschaftsbilder, die Garnisonsangehöri-
ge aus alter Zeit gemalt haben. Auf den meisten ist das Gräberland zu sehen. Zu seiner Zeit war es prächtig.
Damals bestand es aus einem Großen Grab, das in nordsüdlicher Richtung angelegt war und den Dominator und seine Lady enthielt. Um das Große Grab lag ein Erdstern, der sich über die Ebene erhob und von einem tiefen wassergefüllten Graben umschlossen war. An den Spit- zen des Sterns ragten nicht ganz so hohe Gräber auf, in denen sich fünf der zehn Unterworfe- nen befanden. Ein Kreis über dem Stern verband seine inneren Spitzen, und an jeder Spitze lag ein weiteres Grab mit einem weiteren Unterworfenen. Jedes Hügelgrab war von Zauber- bannen und Fetischen umgeben. Im Inneren Ring um das Große Grab herum befanden sich ganze Staffeln weiterer Schutzvorrichtungen. Die letzte stellte ein Drache dar, der sich um das Große Grab geschlungen und seinen Schwanz im Maul hatte. Ein Gemälde aus späterer Zeit zeigte aus der Perspektive eines Augenzeugen den Drachen, der in der Nacht der Auferste- hung der Lady Feuer in die Landschaft rülpst. Bomanz schreitet auf das Feuer zu. Er war zwischen den Neuerständlern und der Lady gefangen gewesen, und alle hatten ihn für ihre Zwecke benutzt. Sein zufälliges Gelingen war von ihnen von langer Hand vorbereitet worden.
Laut den Aufzeichnungen überlebte seine Frau. Sie sagte,
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