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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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auf.
Die Schreckenssteppe auf dem Luftweg zu überqueren war zwar schneller, aber immer noch entsetzlich. Windwale kreuzten unseren Weg. Wir huschten um sie herum. Sie waren zu lang- sam, um mit uns Schritt zu halten. Von ihren Rücken stiegen türkisgrüne Rochendinge auf, flatterten schwerfällig, fädelten sich in Aufwinde ein, stiegen über uns auf und stürzten dann wie zustoßende Adler an uns vorbei, um sich gegen unsere Anwesenheit in ihrem Luftraum zu wehren. Wir konnten ihnen zwar nicht entfliehen, aber mit Leichtigkeit höhersteigen. Aller- dings konnten wir nicht höher als die Windwale steigen. In dieser Höhe wird die Luft zu dünn für Menschen. Die Wale konnten noch eine Meile höher steigen und wurden dadurch zu Sprungbastionen für die Rochen.
Da waren noch andere fliegende Dinger, kleiner und weniger gefährlich, aber von entschlos-
    sener Aufdringlichkeit. Wir kamen trotzdem durch. Als ein Rochen auf uns losging, besiegte
Wisper ihn mit ihren thaumaturgischen Kräften. Dazu gab sie die Kontrolle über den Teppich auf. Wir stürzten ohne Halt so lange, bis sie den Rochen vertrieben hatte. Ich hielt durch, ohne mein Frühstück loszuwerden, aber nur knapp. Elmo und Kingpin fragte ich nie danach, weil ich ihre Würde nicht verletzen wollte. Wisper griff nicht als erste an. Das ist die oberste Regel für das Überleben der Schreckens- steppe. Schlag nicht zuerst zu. Falls man es doch tut, handelt man sich mehr als nur einen Zweikampf ein. Dann ist jedes einzelne Ungeheuer dort hinter einem her. Wie es bei den Teppichen meistens der Fall ist, kamen wir ohne Schaden durch und flogen den ganzen Tag lang, bis in die Nacht hinein. Wir wandten uns nach Norden. Die Luft wurde kühler. Wisper ging auf geringere Höhen herunter und drosselte die Geschwindigkeit. Am Morgen waren wir über Forsberg, wo die Schar gedient hatte, als sie gerade frisch in den Diensten der Lady stand. Elmo und ich gafften über den Rand in die Tiefe. Einmal zeigte ich nach unten und brüllte: »Da ist Deal.« Diese Festung hatten wir für kurze Zeit gehalten. Dann zeigte Elmo in die entgegengesetzte Richtung. Dort lag Oar, wo wir den Rebellen einige nette blutige Streiche gespielt und uns die Feindschaft des Hinkers zugezogen hatten. Wisper flog so niedrig, daß wir auf den Straßen einzelne Gesichter unterscheiden konnten. Oar sah immer noch nicht freundlicher als vor acht Jahren aus. Wir flogen weiter, glitten über die Baumwipfel des großen Waldes, einer alten und unbe- rührten Wildnis, von der aus die Weiße Rose ihre Feldzüge gegen den Dominator geführt hat- te. Gegen Mittag wurde Wisper langsamer. Wir senkten uns auf eine weitausgedehnte Fläche nieder, die einst offenes Land gewesen war. Eine Hügelgruppe in der Mitte deutete auf Men- schenwerk hin, obwohl die Hügelgräber kaum noch zu erkennen sind. Wisper landete auf einer Straße in einer kleinen Stadt, die hauptsächlich aus Ruinen bestand. Ich hielt sie für jene Stadt, die von der Ewigen Garde besetzt worden war, deren Aufgabe dar- in besteht, das Gräberland vor unerwünschten Eingriffen zu bewahren. Diese Aufgabe hatte sie auch erfüllt, bis Teilnahmslosigkeit an anderer Stelle ihre Bemühungen zunichte gemacht hatte.
Die Neuerständler brauchten dreihundertsiebzig Jahre, um das Gräberland zu öffnen, und dann bekamen sie immer noch nicht, was sie wollten. Die Lady kehrte mit den Unterworfenen zurück, aber der Dominator blieb in Ketten. Die Neuerstehungsbewegung wurde von der Lady mit Stumpf und Stiel ausgerottet. Eine feine Belohnung, nicht wahr?
Eine Handvoll Männer kam aus einem Haus, das noch in einigermaßen gutem Zustand war. Ich lauschte ihrer Unterhaltung mit Wisper, verstand ein paar Worte. »Kannst du noch Fors- berger?« fragte ich Elmo und versuchte, meine steifen Muskeln lockerzuschütteln. »Das kommt schon wieder. Siehst du dir Kingpin mal an? Er sieht nicht so gut aus.« Es ging ihm gar nicht so schlecht. Er hatte bloß Schiß. Wir brauchten eine Weile, bis wir ihn davon überzeugt hatten, daß wir wieder auf dem Boden waren. Die Hiesigen, Nachkommen der Gardisten, die das Gräberland seit Jahrhunderten bewach- ten, zeigten uns unsere Unterkünfte. Die Stadt befand sich im Wiederaufbau. Wir waren die Vorboten einer Schar von neuem Blut.
    Drei Tage später trafen Goblin und zwei unserer Besten mit Wispers nächstem Flug ein. Sie
sagten, daß die Schar Frost verlassen hätte. Ich fragte sie, ob es so aussah, als ob der Hinker noch Groll

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