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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper
Autoren: Glen Cook
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Zimerlan ist, und daß er sich vor einem Jahr (kurz bevor der Kurierbrief an den Hauptmann Charm verlas- sen hatte) an die Lady um Hilfe bei der Lösung eines lokalen Problems gewandt hatte. Daß jemand auf die Lady zuging, wenn der Wunsch der ganzen Welt doch darin besteht, sie von sich fernzuhalten, legte nahe, daß uns interessante Zeiten bevorstanden. Ich fragte mich, wor- in die Verbindung mit dem Gräberland bestand. Der Nachteil war, daß Juniper so weit entfernt lag. Allerdings war es mir sehr lieb, daß ich dort sein würde, wenn der Hauptmann erfuhr, daß er nach der Ruhepause in Oar ebenfalls dorthin marschieren sollte.
Vielleicht würde ich seinen Wutschrei auch auf diese Entfernung hören können. Ich wußte, daß er darüber nicht glücklich sein würde.

DREIZEHNTES KAPITEL
Juniper: Die Einfriedung
    Wochenlang schlief Shed schlecht. Er träumte von Mauern aus schwarzem Glas und von ei- nem Mann, der noch nicht tot gewesen war. Zweimal fragte Raven ihn, ob er an einer Nacht- jagd teilnehmen wolle. Zweimal lehnte er ab. Raven gab sich damit zufrieden, obwohl beide wußten, daß Shed sofort gesprungen wäre, wenn er darauf bestanden hätte. Shed betete darum, daß Raven endlich reich genug werden und verschwinden würde. Er lag ihm schwer auf dem Gewissen.
Verdammt, warum nahm Krage ihn sich nicht vor? Shed verstand einfach nicht, warum Raven sich um Krage nicht zu kümmern schien. Der Mann war weder ein Narr, noch war er blöde. Die Alternative, daß er nämlich keine Angst hatte, ergab keinen Sinn. Nicht für einen Mann wie Marron Shed. Asa blieb auf Krages Lohnliste, kam jedoch regelmäßig vorbei und brachte Feuerholz mit. Manchmal ganze Wagenladungen davon. »Was hast du eigentlich vor?« wollte Shed eines Tages wissen.
»Ich versuche, bei dir Punkte zu machen«, gab Asa zu. »Krages Leute haben nicht sehr viel für mich übrig.«
»Hat so ziemlich niemand, Asa.«
»Die könnten vielleicht was Gemeines versuchen…« »Willst einen Ort, wo du dich verkriechen kannst, wenn sie dir ans Fell wollen, he? Was machst du eigentlich für Krage? Warum gibt er sich mit dir ab?« Asa wand und drehte sich. Shed setzte nach. Hier war jemand, den er herumschubsen konn- te. »Ich behalte Raven im Auge, Shed. Ich gebe weiter, was er so tut.« Shed schnaubte verächtlich. Krage benutzte Asa, weil er entbehrlich war. Zwei seiner Män- ner waren schon verschwunden. Shed glaubte zu wissen, wo sie waren. Eine plötzliche Furcht wallte auf. Angenommen, Asa hatte Ravens nächtliche Abenteuer beobachtet? Angenommen, er hatte Shed gesehen… Unmöglich. Asa hätte nicht den Mund halten können. Asa verbrachte sein Leben damit, nach Vorteilen zu suchen.
»In letzter Zeit hast du viel Geld ausgegeben, Asa. Woher hast du das Geld?« Asa wurde blaß. Er sah sich um, schluckte ein paarmal. »Das Holz aus dem Holzverkauf.« »Du lügst, Asa. Woher hast du es?«
»Shed, solche Fragen stellt man nicht.«
    »Vielleicht nicht. Aber ich brauche dringend Geld. Ich stehe bei Krage in der Kreide. Ich
hatte ihn schon beinahe ausgezahlt. Dann hat er angefangen, bei allen anderen meine kleinen Schulden einzukaufen. Dieser verdammte Gilbert!… Ich muß wieder aufholen, damit ich nichts mehr borgen muß.«
Die Schwarze Burg. Zweihundertzwanzig Silberstücke. Wie sehr war er doch in Versuchung gewesen, Raven anzugreifen. Und Raven lächelte bloß und wußte genau, was er dachte. »Woher hast du das Geld, Asa?«
»Woher hast du denn das Geld, das du an Krage gezahlt hast? Hä? Die Leute fragen sich das, Shed. Diese Summe bringt man nicht über Nacht zusammen. Nicht jemand wie du. Du sagst es mir, und dann sage ich es dir.« Shed sackte in sich zusammen. Asa grinste triumphierend. »Du kleine Schlange. Raus mit dir, bevor ich die Beherrschung verliere.« Asa zog sich fluchtartig zurück. Mit nachdenklich verzogenem Gesicht sah er noch einmal zurück. Verdammt, dachte Shed. Jetzt habe ich ihn mißtrauisch gemacht. Er bohrte seinen Lappen in einen kitschigen Steingutbecher. »Worum ging es eben?«
Shed wirbelte herum. Raven stand vor dem Tresen. Seine Miene schloß fadenscheinige Aus- reden aus. Shed faßte den Wortwechsel zusammen. »Krage hat es also nicht aufgegeben.«
»Du kennst ihn nicht, oder du würdest diese Frage nicht stellen. Es geht ums Ganze, Raven: Du oder er.«
»Dann wird wohl er es sein müssen, nicht wahr?« Shed starrte ihn mit offenem Mund an.
»Ich mache dir einen Vorschlag, Shed. Folge doch einfach deinem Freund, wenn er
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