Nacht
und ihn am Unterkiefer hochheben musste.
Ich tauchte auf und schwamm an den Bettenrand, wo ich den Kopf aufs Trockene warf und dann aus dem Wasser kletterte.
Ich hatte aus meinen Fehlern gelernt und gar nicht erst versucht, mit dem Säbel zu schwimmen. Nun nahm ich mit der linken Hand Elroys Kopf – diesmal an den Haaren – und mit der rechten den Säbel, bevor ich zur Garage ging.
Vor dem Garagentor legte ich den Säbel auf den Boden und gab die Codenummer ein. Das Tor öffnete sich und ich ging an meinem Auto vorbei zum Schrank an der Rückwand und holte ein paar Gummihandschuhe und einen Müllsack heraus. Die Handschuhe zog ich an, und in den Müllsack warf ich Elroys Kopf.
Ich hätte den Sack höher halten sollen, denn der schwere Kopf knallte mit einem widerlich, halb knackenden, halb schmatzenden Geräusch auf den Garagenboden.
Wie gut, dass er schon tot war.
Ich zog den Müllsack mit dem Plastikbändchen zu, schloss den Schrank und verließ die Garage. Die Gummihandschuhe behielt ich an.
Draußen hob ich den Säbel wieder auf und ging damit hinüber zu Elroys Auto.
Ich stellte den Sack mit Elroys Kopf neben die linke hintere Tür und probierte, ob sie abgesperrt war. Zum Glück ließ sie sich öffnen.
Ich legte den Sack mit dem Kopf vor dem Rücksitz auf den Boden.
Dann öffnete ich die Fahrertür, setzte mich hinters Lenkrad und suchte nach Schlüsseln. Man weiß ja nie. Manche Leute fahren die Ersatzschlüssel für ihr Auto im Handschuhfach spazieren oder verstecken sie unter dem Armaturenbrett.
Elroy gehörte nicht dazu.
Und ich hatte keine Ahnung, wie man ein Auto kurzschließt. Im Fernsehen sieht das immer so einfach aus, aber als ich es einmal ausprobiert hatte, hatte es nicht geklappt. Seitdem ließ ich die Finger von den Drähten unter dem Armaturenbrett.
Mit meinen behandschuhten Händen wischte ich das Auto innen ab. Die alte Nummer mit den Fingerabdrücken. Dasselbe tat ich mit den äußeren Türgriffen.
Dann nahm ich den Säbel und ging zurück zum Haus, wo ich in Windeseile meine Kleider einsammelte. Nur mit einem Tangahöschen bekleidet sollte man keine Ausflüge unternehmen.
Ich trug alles zum Gartentisch, legte den Säbel griffbereit auf einen Stuhl und zog mich an.
Eine Jeans und ein dunkles Oberteil wären für das was ich vorhatte, am passendsten gewesen, aber da ich nicht in meine Wohnung gehen wollte, zog ich an, was ich hatte: Den roten, noch feuchten BH, die knallrote Bluse, den grünen Rock mit dem Schlitz und die weißen Turnschuhe.
Dabei behielt ich ständig den Waldrand im Auge.
Als ich fertig angezogen war, trank ich einen Schluck Margarita aus dem Shaker, der noch immer auf dem Tisch stand.
Ich überlegte, ob ich das Pool‐Licht ausmachen sollte, ließ es aber doch an. So würde ich nachher besser nach Hause finden.
Brauchte ich noch was?
Eine Taschenlampe? Eine zweite Waffe?
Ich warf einen Blick durch die Schiebetür ins Wohnzimmer.
Lass das sein. Jede Minute zählt! Hopp, hopp!
In den Wald
Also rannte ich am Pool vorbei und quer durch den Garten zum Waldrand, wo ich erst einmal einen Augenblick lang Luft holte.
Steve war vermutlich schon lange nicht mehr da, aber Vorsicht ist nun mal die Mutter der Porzellankiste.
Man kann schließlich nie wissen.
Versteckenspielen war schließlich Steves Spezialität.
In der Nacht zuvor hatte er auch so getan, als würde er im Wald verschwinden und war dann auf Schleichwegen wieder zurück zum Haus gekommen. Das hatte er mir selbst gesagt. Nicht zuletzt deshalb ging ich davon aus, dass er praktisch überall sein konnte.
Als ich wieder zu Atem gekommen war, lauschte ich noch eine Weile in den stillen, dunklen Wald hinein, bevor ich mich in Bewegung setzte. Ich ging so schnell, wie es die Dunkelheit zuließ, und achtete dabei nicht darauf, ob ich nun besonders leise war oder nicht. Wenn Steve nahe genug war, um mich zu hören, dann hatte er mich ohnehin schon längst im Visier.
Jetzt bedauerte ich, dass ich keine Taschenlampe mitgenommen hatte, denn obwohl an manchen Stellen der Mond durch das Blätterdach bläulichweiß auf den Waldboden schien, war es an den meisten Stellen so finster, dass man die Hand nicht vor Augen sah.
Der abgebrochene Ast, der mich gestern fast durchbohrt hätte, kam mir wieder in den Sinn, und ich beschloss, dass mein Bedarf an solchen Unfällen gründlich gedeckt war. Deshalb bewegte ich mich zwar zügig, aber mit der nötigen Vorsicht, und wenn es wirklich stockdunkel war, tastete
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