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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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Rasse von unheimlichen Wesen.
    Ich blieb mitten im Zimmer stehen. Es musste noch andere wie mich geben! Und in diesem Moment wuchs der Entschluss in mir, sie zu suchen und irgendwann zu finden. »Grants Club« war eine sichere Zuflucht. Hier würde ich alles zusammentragen, was je über Vampire geschrieben worden war. Ich musste nur vorsichtig sein, vor allem Carl gegenüber. Ich hatte seine Ablehnung, seine Feindschaft gespürt. Meine Muskeln strafften sich. Zur Not würde ich ihn töten. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Wer konnte schon wissen, dass diese junge Frau mit dem zierlichen, schlanken Körper den Tod brachte?
    Von unten hörte ich wieder Musik. Der Ansager kündigte mit dramatischer Stimme den Showblock an. Ich entspannte mich und ging zur Tür. Es war an der Zeit, mir das besondere Programm anzusehen.

8 - FREUNDE
    Ich stand im Schatten einer Säule und betrachtete das Treiben auf der Bühne. Ein absurd aufgedonnerter Transvestit unterhielt die Gäste im Stil von Dame Edna und anderen Stand-up-Comedians – und das gar nicht mal schlecht. Die Gags waren okay, die Zuschauer gingen mit, und Transvestit Gilda verstand es ziemlich gut, auf Zwischenrufe einzugehen.
    Im Publikum saßen einige erstaunlich junge Szene-Typen mit genug Geld in der Tasche, die sich hier unterhalten ließen, etwas aßen oder einen Drink nahmen, bevor sie irgendwann weiterzogen. Der Rest waren betuchte Geschäftsleute, die gutes Essen mit einer Portion Verruchtheit garniert genießen wollten.
    Als ich mich gerade umdrehen und in mein Zimmer gehen wollte, spürte ich, da ss sich mir jemand von hinten näherte. Ich fuhr herum und sah Carl, der sofort beschwichtigend eine Hand hob.
    »Nicht so schreckhaft, Kleines«, sagte er mit leiser Stimme. »Da Grant nun mal will, da ss du hier arbeitest, kannst du gleich damit anfangen. In der Küche könnten sie noch jemanden gebrauchen.«
    Ich schwieg. Küche, das bedeutete grelles Licht und Hektik, was ich im Augenblick wirklich nicht gebrauchen konnte. Ich wollte mir zwar eigentlich nicht sofort Ärger mit Carl einhandeln, aber es ging wohl nicht anders.
    »Erstens«, sagte ich mit betont ruhiger Stimme, »heiße ich Ludmilla und nicht Kleines. Und zweitens werde ich an der Bar arbeiten, wie Grant es angeordnet hat.«
    Carl blieb ruhig, aber ich spürte seine verhaltene Wut.
    »Ich wusste, dassß du mir nichts als Ärger machen wirst«, sagte er mit gepresster Stimme. »Aber ich warne dich. Geh mir aus dem Weg. Wenn der Boss dir nicht irgend etwas schulden würde, hätte ich dir längst dein freches, kleines Maul gestopft.«
    Ich sah ihn wortlos an. Schließlich drehte er sich um und zog ab. Mir war klar, da ss er es gewohnt war, Frauen zu dominieren. Es musste ihm fast körperlich weh tun, dass er über mich keine Macht hatte.
    Ich ging zur Bar. Dort begrüßte mich ein kleiner, kompakter Mann mit extrem kurzen Haaren. Er trug ein weißes Dinner-Jacket und eine viel zu große Fliege. »Du mu sst Ludmilla sein«, sagte er, und seine Stimme klang aufrichtig freundlich. »Der Boss hat uns alles erzählt. Ich bin Matti, der Mega-Mixer. Ich kann Cocktails zaubern, die Tote aufwecken. Freut mich, eine so tapfere Lady kennenzulernen.«
    Er strahlte mich an und reichte mir die Hand. Ich nahm sie, lächelte und sagte: »Mich freut es auch, vor allem, wenn ausnahmsweise mal einer nett zu mir ist.«
    »Ach, vergiss Carl«, antwortete er und senkte seine Stimme. »Der ist immer so. Man gewöhnt sich dran. Komm hinter die Bar, denn jetzt beginnt der Cocktail-Unterricht.«
    Matti war eine Seele von Mensch, und ich mochte ihn auf Anhieb. Er schien sich über meine Anwesenheit ehrlich zu freuen und erklärte mir all seine speziellen Drinks und das Abrechnungssystem des Cl ubs. Matti war der perfekte Barmann. Er flirtete mit Frauen, kumpelte mit männlichen Gästen, war devot, wenn es geboten schien, und frotzelte, wenn es angemessen war. Und er versäumte nie, danke zu sagen, selbst als viel los war. Ich lernte schnell, reichte ihm Gläser an, schnitt Zitronen und machte mich nützlich, wo es nur ging. Einmal griff er hinter mir stehend über mich hinweg und berührte aus Versehen meine Brust. »Entschuldige«, sagte er sofort. »Erstens war das keine Absicht, und zweitens bin ich stockschwul. Du kannst mich also praktisch als Frau betrachten. Na ja, als ziemlich hässliche, versteht sich.«
    Dann zwirbelte er etwas verlegen an seiner Fliege, strich sich kokett übers Haar und flog zurück zu einem

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