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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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rat mal, worum es in der Story geht …«
    »Fotzenlecker-Party?«, wiederholte Lucas ungläubig.
    Lester hob die Augenbrauen. »Das klingt nicht gut.«
    Del sprach weiter: »Ja, so steht es da. Die Seite stammt aus einem Rock ’n’ Roll-Nachrichtenblättchen namens Spittle . Die Leute scheinen detaillierte Informationen zu haben. Und die müssen vom Department durchgesickert sein.«
    »Wie schlimm ist es?«
    »Nun ja, die Blättchenmacher sagen, es sei semidokumentarisch, was bedeutet, dass sie eine ganze Menge Informationen haben. Verstehst du – um die Realität des Augenblicks stärker zur Geltung zu bringen, wie der Typ sagt.«
    »Stärker zur Geltung bringen?«
    »Lass mich dir mal ein Stück vorlesen … Rutsch rüber, Boo.« Lucas hörte, wie Del sich vor den Computer schob. Dann las Del vor: »Alie’e streckte die Hände nach den Messingstäben am Kopfende des Bettes aus, umklammerte sie fest, als die Wogen der Wonneschauer ihren schlanken, straffen Körper durchfluteten. Jaels Kopf zuckte zwischen ihren Schenkeln auf und ab, hin und her, und ihre lange rosa Zunge teilte Alie’es glitzernde Schamlippen, fand schließlich diesen kleinen Mann in dem Kanu, Alie’es Lustzentrum, das Zentrum ihres Seins …«
    »Ach du heilige Scheiße«, sagte Lucas. Dann lachte er. »Du würdest wie ein Porno-Clip klingen, wenn jemand im Hintergrund Saxophon spielen würde.«
    »Kann ja bei mir alles noch kommen, früher oder später -aber dann muss der Film im Hintergrund dazu ablaufen, nicht nur Saxophon geblasen werden … Ich habe den Knaben bei Spittle angerufen und ihn gefragt, woher er diesen Scheiß hätte. Er sagte, das dürfe er mir im Hinblick auf den ersten Zusatzartikel zur Verfassung nicht verraten. Aber er sagte auch, er hätte bereits Interviews mit TV 3, TV 4 und TV 11 arrangiert.«
    »Verdammtes Arschloch …«
    »Na ja, ich mochte ihn irgendwie. Erinnerte mich an mich selbst, als ich in seinem Alter war … Ich habe es mit ein bisschen Einschüchterung versucht, aber er sagte mir, er sei minderjährig, und ich solle mich ins Knie ficken.«
    »Wie hast du darauf reagiert?«
    »Was sollte ich machen? Ich habe zu ihm gesagt: Das Bett ist nicht aus Messing, du kleiner Wichser.«
    »Wie alt ist er?«
    »Sechzehn.«
    »Okay, wir werden uns also dann ins Knie ficken … Wie auch immer, die Lesbierinnen-Sache ist jetzt jedenfalls allgemein bekannt.«
    »Ja. Eine weitere Programmnummer in diesem verdammten Zirkus.«
     
     
    Lucas rief Rose Marie an und unterrichtete sie über diese Entwicklung, dann ging er zu seinem Büro, dem stillen Refugium, kippte die Lehne des Schreibtischsessels weit nach hinten und starrte an die Decke.
    Die Decke war schmutziger, als sie eigentlich sein durfte.
    Schmutz, das war alles, was die Ermittlungen bisher zutage gebracht hatten. Er hatte kein gutes Gefühl bei diesem Fall: zu viele Verdächtige, kaum Hinweise auf Erfolg versprechende Ansätze. Einfache, glatte Mordfälle waren am schwersten zu lösen: Jemand wird umgebracht, jeder leugnet alles. In den Zwillings Städten lief bestimmt ein halbes Dutzend Mörder frei herum; die Cops wussten alles im Zusammenhang mit dem Mord, kannten den Mörder, hatten aber keine Beweise. Meistens Ehemänner, die ihre Frauen umbrachten: Schlag deiner Alten kräftig auf den Kopf, wirf das Eisenrohr in den Fluss, geh nach Hause und finde die Leiche …
    Was kann man da machen?
    Er dachte noch darüber nach, als das Telefon klingelte. Weitere schlechte Nachrichten?
     
     
    Nein. Catrin.
    »Lucas, ich habe den ganzen Morgen an dich gedacht«, sagte sie. »Gott, es war schön, dich wiederzusehen! Ich habe an die Zeit an der Uni denken müssen – erinnerst du dich noch an Lanny Morton? Weißt du, was mit ihm passiert ist?«
    »Ja, das weiß ich«, antwortete Lucas und setzte sich bequemer hin. »Er ging nach L. A. und wollte beim Film einsteigen, ist aber im Grundstückshandel hängen geblieben. Er war ganz schön reich, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe; hatte es zur Ehefrau Nummer vier gebracht.«
    »Vier? Was ist mit Virginia?«
    Lucas schob sich auf dem Stuhl ein Stück nach vorn. »Virginia ist tot. Hast du das nicht gewusst? Mein Gott, das war nur ungefähr fünf Jahre nach unserem Studienabschluss. Sie hatte eines Tages eine Herzattacke am Strand von Venedig. War höchstens achtundzwanzig Jahre alt.«
    »O Gott … Erinnerst du dich noch an das Footballspiel mit all den komischen Masken – jeder Junge musste seiner Freundin eine

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